Appell zur Stärkung der Langfristfinanzierung

"Group of Thirty" warnt vor negativen Wachstumsfolgen

Appell zur Stärkung der Langfristfinanzierung

ste London – Das internationale Finanzsystem braucht noch weitreichende Reformen, um mehr langfristige Investitionen zur Ankurbelung der Konjunktur zu ermöglichen. Den führenden Industrie- und Schwellennationen drohen nach Auffassung einflussreicher Repräsentanten aus Finanzwirtschaft und Regulierungssektor erhebliche Nachteile, sollten die Nachfrage nach langfristigen Investitionen in Infrastruktur-, Bildungs-, Forschungs-, Immobilien- und Unternehmensprojekte nicht besser mit dem Kapitalangebot abgestimmt werden.Nach Erhebung des McKinsey Global Institute müssten Investoren ihr Angebot an langfristigem Kapital bis 2020 allein in neun der größten Volkswirtschaften, auf die 60 % der Weltwirtschaftsleistung entfällt (Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Japan, Mexiko und die USA), um gut 7 Bill. Dollar auf 18,8 Bill. Dollar erhöhen, um zumindest ein moderates Wachstum zu sichern, heißt es in einer gestern in London vorgestellten Studie der sogenannten Group of Thirty (G 30) mit dem Titel “Langfristfinanzierung und Wirtschaftswachstum”. In den vergangenen Jahren habe die Stabilisierung des Finanzsystems die politische Reformagenda dominiert. Doch müsse ebenso sichergestellt werden, dass der Realwirtschaft die notwendige Finanzierung zur Verfügung stehe.Die G 30 verweist auf eine bislang unzureichende Balance zwischen den politischen Rahmenbedingungen für Langfristfinanzierungen und dem Kapitalangebot. Jean-Claude Trichet, Chairman der Gruppe und bis 2011 Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), betonte vor der Presse, im Zuge der turbulenten wirtschaftlichen Bedingungen der vergangenen Jahre, der fiskalischen Konsolidierung vieler Staaten, der Bilanzbereinigung bei Banken und der neuen Bankenregularien hätten sich die Aussichten für die wirksame Bereitstellung angemessener Langfristfinanzierungen verschlechtert. Daher müsse nun gehandelt werden.Kurz vor dem Treffen der Finanzminister und Notenbanker aus den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G 20) Ende dieser Woche in Moskau rief die Gruppe die Politik auf, Barrieren zu hinterfragen, die Langfristinvestoren derzeit bei der Kapitalbereitstellung hinderten. Auch müssten Investoren stärker zu einem langfristigen Anlagehorizont bei Investitionen ermutigt werden, etwa durch Änderung von Investitionsanreizen und Bilanzierungsregeln. Ferner appelliert die G 30 an Regierungen und Aufseher, die Intermediäre, Institutionen und Instrumente zu unterstützen, die die Bereitstellung von Langfristfinanzierungen fördern, und die Bildung von Anlagefonds voranzutreiben. Auf Anleihe- und Aktienmärkten müssten mehr Finanzierungsinstrumente bereit stehen.