Apple Pay kommt auf breiter Front

Auch Sparkassen und Commerzbank sind nun dabei

Apple Pay kommt auf breiter Front

ski/dpa-afx Frankfurt/Berlin – Das Mobilzahlungssystem Apple Pay kann jetzt in Deutschland von zig Millionen weiteren Kunden genutzt werden. Seit Dienstag bieten fast alle Sparkassen einschließlich der LBBW-Tochter BW-Bank, die Commerzbank und die Norisbank die Möglichkeit an, mittels iPhone, Apple Watch, iPad und Mac etwa in Geschäften oder Restaurants sowie über Apps und Webseiten zu bezahlen. Gestartet war der Dienst hierzulande vor einem Jahr mit elf kartenausgebenden Instituten, darunter Deutsche Bank und HypoVereinsbank. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken verzögert sich der ursprünglich ebenfalls noch für dieses Jahr angestrebte Marktstart von Apple Pay dagegen bis 2020. Die technische Implementierung dauere länger als zunächst geplant, teilte der Dachverband BVR jüngst mit Bedauern mit. Die an der Umsetzung beteiligten Partner in der genossenschaftlichen Finanzgruppe arbeiteten mit Hochdruck an der Fertigstellung, hieß es. Noch nicht für die GirocardNach Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) sind in der öffentlich-rechtlichen Gruppe 371 der 379 Sparkassen in Deutschland von Beginn an dabei. Um den Dienst nutzen zu können, benötigten die Kunden Zugang zum Online-Banking und die aktivierte PushTAN-App. Im Einzelhandel akzeptiere die Mehrzahl der PoS-Terminals (Point of Sale) kontaktlose und mobile Zahlungen und damit nun auch Apple-Pay-Zahlungen mit Sparkassen-Kreditkarten. Bei der Girocard (früher EC-Karte), über die fast jeder Bundesbürger verfügt, lässt eine Lösung indes noch auf sich warten. Sie soll im kommenden Jahr eingeführt werden, sagte Apple-Pay-Chefin Jennifer Bailey laut dpa-afx.Für die Commerzbank erklärte Uli Coenen, Bereichsvorstand für Marketing und Digital Banking im Segment Privat- und Unternehmerkunden: “Wir wollen unseren Kunden das Leben in Sachen Finanzen einfacher und schneller machen, dafür ist der Start von Apple Pay ein ganz wesentlicher Baustein. Damit wird Digitalisierung im täglichen Einsatz positiv erlebbar.”In streckenweise wortgleichen, offenbar mit Apple abgestimmten Mitteilungen betonten die Institute beziehungsweise der DSGV, dass Sicherheit und Vertraulichkeit bei dem Zahlungssystem höchste Priorität hätten. Bei der Verwendung einer Kredit- oder Debitkarte mit Apple Pay würden die tatsächlichen Kartennummern weder im Gerät noch auf den Apple-Servern gespeichert, hieß es zum Beispiel unisono beim Sparkassenverband und bei der Commerzbank. Nach Angaben von Mastercard wird bei Zahlungen eine eindeutige Gerätenummer zugewiesen, verschlüsselt und sicher auf dem verwendeten Gerät gespeichert. Jede Transaktion werde mit einem einmaligen dynamischen Sicherheitscode autorisiert. Beim Einkaufen in Apps oder im Internet mit Safari-Browser werde jeder Apple-Pay-Kauf mit einem Blick oder einer Berührung per Face- oder Touch-ID beziehungsweise mit dem Passwort des Geräts authentifiziert. Die Betrugsrate liege praktisch bei null, so Bailey. Mehrwert für das KontoDSGV-Präsident Helmut Schleweis, der schon vor längerer Zeit persönlich auf Erkundungstour bei Apple in Kalifornien gewesen war, sagte, seine Gruppe habe nun das Ziel erreicht, allen Kunden mobiles Bezahlen zu ermöglichen. Apple Pay sei ein wichtiger Teil des Angebots der Sparkassen und “ein weiterer klarer Mehrwert für das Girokonto”.Die Einführung von Apple Pay bei den Sparkassen und weiteren Banken findet vor dem Hintergrund einer neuen gesetzlichen Regelung statt, die laut Experten vor allem auf Apple Pay gemünzt ist. Ende November wurde im Bundesrat eine Erweiterung eines Gesetzes zur Bekämpfung der Geldwäsche verabschiedet, die Plattformbetreibern vorschreibt, Finanzdiensten Zugang zu Infrastruktur wie Nahfeldkommunikation (NFC) zu gewähren (vgl. BZ vom 30. November). Apple kritisierte das Gesetz, sieht für sich selbst aber keinen Handlungsbedarf. Nach Auslegung des Konzerns stellt Apple Pay als technische Methode einen Zugang zum NFC-Chip bereit und erfüllt damit die Vorschrift. “Wenn eine Karte zur Apple Wallet hinzugefügt wird, können Banken sichere NFC-Bezahlvorgänge aus ihrer eigenen App heraus auslösen. Dafür war kein neues Gesetz notwendig.” Kritik der EU-Kommission”Die Banken stimmen mit ihrem Handeln ab, indem sie mit uns bei Apple Pay zusammenarbeiten”, sagte Bailey. Apples System biete den sichersten Weg, mit dem iPhone zu bezahlen. “Der einzige Weg zum NFC-Chip führt heute über Apple Pay”, und der Konzern sei besorgt, dass es Sicherheit und Daten gefährden würde, wenn es anders liefe. Die Apple-Managerin trat Kritik der EU-Kommission entgegen: Apple Pay biete Verbrauchern Auswahl, weil diese im digitalen Portemonnaie auf dem iPhone auf einfache Weise zwischen verschiedenen Karten wechseln könnten. Zuletzt hatte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager von “zahlreichen Beschwerden” über Apple Pay gesprochen.