Das Geschäft der Run-off-Plattformen für Lebensversicherungen kommt in Schwung. Die Frankfurter Leben soll jetzt auch für die Arag die vom Zinstief gebeutelte Sparte abwickeln.ak Düsseldorf – Der Arag-Konzern verabschiedet sich aus der Lebensversicherung. Der größte deutsche Versicherer in Familienhand will seine Spartentochter an die Run-off-Plattform Frankfurter Leben abgeben. Die Verträge sind unterzeichnet, jetzt muss noch die Finanzaufsicht BaFin zustimmen.”Abwarten ist kein Gebot der Stunde. Die Zukunft unseres Hauses wird nicht in der Lebensversicherung entschieden”, sagte Vorstandschef und Eigentümer der Arag, Paul-Otto Faßbender. “Durch den Verkauf des Lebensversicherungsgeschäftes werden sich entscheidende Risikopositionen in unserem Portfolio verbessern.” Für den weltweit drittgrößten Rechtsschutzversicherer steht die Lebensversicherung schon länger nicht mehr im Fokus, bindet jedoch im Zinstief enorm viele Ressourcen und Eigenkapital. Diese fehlten für die Weiterentwicklung der eigentlichen Zukunftsfelder, hieß es.Arag gibt Beitragseinnahmen von zuletzt 220 Mill. Euro ab, was 13 % Anteil an den Konzernaktivitäten insgesamt entspricht. Im Bestand befinden sich 322 000 Lebensversicherungsverträge. Für sie hat die Arag versicherungstechnische Rückstellungen von 2,35 Mrd. Euro (Stand: Ende 2015) gebildet. Nach Angaben eines Sprechers entfallen 90 % des Deckungsstocks auf Verträge mit hohen Garantiezinsen. Denn seit 2005 hat die Arag fast nur noch Fondspolicen verkauft. Das bedeutet, dass die Altverträge über Garantieversprechen zwischen 2,75 % und 4 % verfügen. Mit der Arag Leben wandern insgesamt 2,8 Mrd. Euro Kapitalanlagen zur neuen Eignerin. “Pipeline gut gefüllt”Für die Frankfurter Leben ist es die zweite Übernahme eines Portfolios binnen eines Jahres. Im September 2015 hatte die Gesellschaft, die mehrheitlich der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun sowie zu 25 % der BHF-Bank gehört, den Erwerb eines Bestandes der Basler Leben bekannt gegeben. Die Transaktion ist bis dato immer noch nicht durch und hängt seit rund einem Jahr bei der BaFin. Der oberste Versicherungsaufseher Frank Grund hatte bereits früh deutlich gemacht, dass seine Behörde besonders die langfristigen Interessen der Kunden im Blick habe. “Stabilität und Solvabilität des abgebenden Unternehmens spielen bei der Bewertung durch die BaFin eine entscheidende Rolle”, hatte Grund im Interview erklärt (vgl. BZ vom 23.12.2015). Mittlerweile gebe es aber positive Signale hinsichtlich eines Abschlusses, heißt es im Markt. Bei der BaFin hieß es nur: “Die Prüfung dauert noch an.”Auf eine zügige Entscheidung der Aufsicht dürfte die Branche dringend warten. Denn Beobachter gehen von weiteren Versicherern aus, die sich von klassischen Lebensversicherungsbeständen trennen wollen. “Unsere Pipeline ist gut gefüllt”, bestätigte Christian Wrede, Aufsichtsratschef der Frankfurter Leben, der Börsen-Zeitung. “Das Interesse ist sehr groß.” Die Manager der Run-off-Plattform verweisen auf die Kostenvorteile. Für die Frankfurter Leben ergäben sich bereits mit dem zweiten Kauf Synergieeffekte bei der Verwaltung der Versicherungsbestände.Zu den Konditionen der Vereinbarung mit der Arag wollte sich aber keine der beiden Seiten äußern. Einige RestaktionäreDer Arag-Fall unterscheidet sich aber in einem wichtigen Punkt von der Basler-Transaktion, die als Asset-Deal mit einer Bestandsübertragung konzipiert ist. Bei Arag handelt es sich um einen Share-Deal. Die Holding gibt 92 % der Aktien der Tochter an die Frankfurter Leben. Der Rest der Anteile befindet sich schon seit Jahrzehnten in den Händen einiger weiterer Familien. Die Arag hatte sich seit Ende vergangenen Jahres nach einem Erwerber ihrer Lebensversicherung umgesehen. Rechtlich hat sich der Versicherer von Noerr beraten lassen, die Frankfurter Leben wiederum hatte Allen & Overy an ihrer Seite.Die Arag will in Zukunft den Ausbau des Sach- und Krankenversicherungsgeschäfts in Deutschland forcieren und das Rechtsschutzgeschäft weiter internationalisieren. Die Gesellschaft ist in 15 europäischen Märkten sowie in den USA und Kanada aktiv. Die Arag-Vermittler werden künftig Lebensversicherungen der Alten Leipziger vermitteln.Ohne die Lebensversicherung werden sich die Beitragseinnahmen des Düsseldorfer Assekuranz-Mittelständlers auf 1,43 Mrd. Euro belaufen. Durch die Neuausrichtung erhöht sich der Auslandsanteil der Arag von 34 auf 40 %.