Arag sieht viel Potenzial mit Legaltechs
ak Köln
Die Arag sieht in der Digitalisierung des deutschen Rechtsmarktes große Geschäftspotenziale. Der Rechtsschutzspezialist bastelt am Aufbau eines digitalen Ökosystems und erweitert dabei auch seine Aktivitäten über reine Versicherung hinaus. „Niedrigschwellige Rechtsservices“ nennt der seit einem Jahr amtierende Vorstandssprecher Renko Dirksen das. „Hier stecken Entwicklungschancen, die wir nicht ungenutzt lassen werden“, kündigte er bei der Bilanzvorlage an. Legaltechs spielen dabei eine wichtige Rolle.
30 Mill. Euro beträgt das Digitalisierungsbudget der Arag nach Angaben des Vorstands pro Jahr. 10 Mill. Euro davon sind für neue Geschäftsmodelle wie eben Legaltechs reserviert. So betreibt Arag bereits den digitalen Rechtsdienstleister Justix oder hat sich in den Niederlanden an einem Start-up beteiligt. Mit diversen Insurtechs und Legaltechs gibt es Kooperationen.
Doch noch stehen den digitalen Services im Rechtsmarkt regulatorische Hindernisse im Weg. „Wir setzen uns für eine weitgehende Liberalisierung der außergerichtlichen Rechtsberatung ein“, sagte Dirksen. Die Arag begrüßte denn auch die geplante Reform des Rechtsdienstleistungsgesetzes, die aktuell im Bundestag diskutiert wird. „Diese Reform schafft erstmals Rechtssicherheit für Legaltech-Anbieter“, lobte Dirksen. Danach könnten sich Legaltechs nun als Inkassodienstleister registrieren lassen, um Rechtsdienstleistungen tätigen zu dürfen.
Im etablierten Geschäft der Arag läuft es derzeit rund. Der größte deutsche Versicherer in Privatbesitz – Eigentümer Paul-Otto Faßbender hatte im vergangenen Jahr das operative Ruder an Dirksen übergeben – profitiert in der Pandemiezeit. „Rechtsschutz ist ein Krisenprodukt“, konstatierte Dirksen. „Die Arag gewinnt signifikant neue Kunden hinzu und betreibt zugleich das operative Geschäft mit wachsender Profitabilität.“ Der in Düsseldorf beheimatete Konzern steigerte seine Beitragseinnahmen um knapp 5% auf 1,85 Mrd. Euro. Im ersten Quartal dieses Jahres hat sich das Wachstum mit 7,4% noch einmal leicht beschleunigt.
Im deutschen Rechtsschutzgeschäft hat die Arag im vergangenen Jahr 80000 Kunden hinzugewonnen. Dirksen zeigte sich auch an der Übernahme von Rechtsschutzportfolien interessiert. Zudem legt derzeit die Krankenversicherung stark zu, da das Unternehmen in der wiederbelebten Vollversicherung zahlreiche Kunden gewinnt – 2020 allein 8000.
Das Konzernergebnis ging wegen des halbierten Kapitalanlageergebnisses zurück, was an positiven Sondereffekten im Vergleichsjahr 2019 lag. Eine Ergebnisprognose für das laufende Jahr wagte der Vorstand nicht, da die Auswirkungen des ausgelaufenen Insolvenzantragsschutzes noch nicht klar sind und Arag viele Arbeitsrechtsfälle in den kommenden Monaten für möglich hält.
Arag | ||
Konzernzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2020 | 2019 |
Bruttobeiträge | 1849 | 1763 |
Rechtsschutz | 1155 | 1085 |
Kranken | 430 | 393 |
Sach | 263 | 285 |
Combined Ratio (%) | 87,6 | 88,8 |
Versicherungstechnisches Ergebnis | 112 | 98 |
Kapitalanlageergebnis | 78 | 157 |
Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit | 83 | 120 |
Jahresüberschuss | 38 | 77 |
Eigenkapital | 574 | 558 |
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