VERSICHERUNGSBRANCHE UNTER DRUCK

Assekuranz begrüßt Verschiebung

Zeitplan für Solvency II ist nur noch Makulatur - Langfristige Verbindlichkeiten stellen Knackpunkt dar

Assekuranz begrüßt Verschiebung

Der geplante Zeitplan fürSolvency II ist nicht zu halten. Die deutschen Versicherer begrüßen die Verschiebung sowie weitere Tests der neuen Eigenkapitalregeln.ak Düsseldorf – Die neuen Eigenkapitalregeln für die europäische Assekuranz kommen aller Voraussicht nach nicht vor 2015. Die EU-Kommission, die sich immer für eine Einhaltung des bisherigen Zeitplans starkgemacht hatte, ist umgeschwenkt und befürwortet jetzt auch eine weitere europaweite Auswirkungsstudie, um die zuletzt eingebauten Änderungen am Solvency-II-Modell in der Praxis zu testen.Der Knackpunkt sind die langfristigen Verpflichtungen, die die Versicherer mit Renten- und Lebensversicherungen eingehen. Dafür müssen Zinsannahmen auf Jahrzehnte im Voraus getroffen werden, nach denen dann das zu hinterlegende Eigenkapital berechnet wird. Die Modellierung der dafür verwendeten Zinsstrukturkurve ist jedoch heiß umstritten. Dazu kommt jetzt die sehr unterschiedliche Zinssituation in den einzelnen Versicherungsmärkten der EU. Während zum Beispiel in Deutschland ein historisch niedriges Zinsniveau herrscht, haben die Südstaaten mit einer Hochzinsphase zu kämpfen. Eine einheitliche Lösung zu finden, fällt deshalb zusehends schwerer.In den vergangenen Monaten ist eine ganze Reihe von Instrumenten entwickelt und sind Vorschläge gemacht worden, wie ungewöhnliche Kapitalmarktsituationen abgepuffert werden können, sodass die Eigenkapitalanforderungen für die Versicherer nicht grotesk stark schwanken oder die Assekuranz sich gezwungen sieht, sich prozyklisch zu verhalten und zu ungünstigen Markttiefständen Wertpapiere zu verkaufen. Die Stichworte heißen hier Countercyclical Premium und Matching Adjustment. Diskutiert wurden auch längere Übergangsfristen und eine differenzierte Behandlung von Altbestand und Neuverträgen in der Lebensversicherung.Diese Instrumente sind jedoch nicht getestet. Nur in Deutschland gab es im Frühjahr eine weitere Auswirkungsstudie, in der jedoch noch längst nicht alle jetzt aufgeführten Änderungen untersucht wurden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV ), der die Studie veranstaltet hat, hat die Ergebnisse auch nicht veröffentlicht.Die deutschen Versicherer sprechen sich für weitere Solvency-Testläufe aus. “Wir begrüßen eine Verschiebung. Das erlaubt, die noch offenen Fragen zu klären und die Auswirkungen des Regelwerks ausreichend zu testen, bevor die endgültige Direktive kommt”, erklärte Marktführerin Allianz. “Eine Verschiebung um einen kurzen Zeitraum ist besser als ein schnelles Durchpeitschen mit anschließender langer Reparaturphase”, sagte Talanx-Finanzvorstand Immo Querner zu Reuters. Axel Wehling aus der Hauptgeschäftsführung des GDV betonte: “Nachdrücklich unterstützen wir Entscheidungen in Brüssel, die Auswirkungen auf langfristige Versicherungsgarantien europaweit zu testen und die Erkenntnisse dann in die Solvency-II-Verhandlungen einfließen zu lassen.”