Assekuranz konsolidiert langsam

Immer weniger Lebensversicherer - Direktvertrieb wächst - Neue GDV-Statistik

Assekuranz konsolidiert langsam

ak Düsseldorf – Schleichende Konzentration statt M & A-Feuerwerk: Die Assekuranz in Deutschland konsolidiert langsam, aber dafür stetig. Die am Mittwoch erschienene neue umfassende Branchenstatistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt: Seit Ausbruch der Finanzkrise ist die Zahl der Versicherer hierzulande um 10 % zurückgegangen. 548 Unternehmen unter deutscher Aufsicht zählte der Verband im vergangenen Jahr. In einer Sparte verläuft der Rückgang etwas zügiger: Die Zahl der Lebensversicherer ging zwischen 2007 und 2014 von 100 auf 87 zurück. Zur Jahrtausendwende waren sogar noch 120 Unternehmen in der Sparte registriert. Die Probleme der deutschen Lebensversicherung mit ihrem Garantiemodell, das im Niedrigzinsumfeld zur enormen Belastung wird, manifestieren sich hier in eine paar Zahlen. Konzentration nimmt zuNoch interessanter im Statistischen Taschenbuch des GDV, das eine Fülle an Datenmaterial liefert, ist jedoch der Blick auf die Konzentration: Denn die hat enorm zugenommen. Vereinigten in der Lebensversicherung zur Jahrtausendwende die fünf größten Unternehmen noch knapp 31 % der Beitragseinnahmen auf sich, waren es 2013 (die Statistik geht nur bis zu diesem Jahr) bereits fast 51 %. Ähnlich gewaltig ist der Sprung in der Schaden- und Unfallversicherung, wo der Marktanteil der Top 5 unter Führung der nach wie vor mit weitem Abstand vorne liegenden Allianz von 28 % auf 44 % zulegte. Nur in der privaten Krankenversicherung stagniert die Entwicklung. Die fünf größten Unternehmen beherrschen seit Beginn der Statistik vor 35 Jahren in etwa gleichbleibend gut die Hälfte des Marktes. Auch die Zahl der aktiven Gesellschaften sinkt deutlich langsamer – und wenn, scheiden Mini-Unternehmen aus dem Markt aus.Durch die GDV-Zahlen dürften sich diejenigen bestätigt sehen, die in den immer komplexeren aufsichtsrechtlichen Regeln den Wegbereiter für die Konsolidierung sehen. Das Anfang 2016 endlich startende Aufsichtsregime Solvency II wirft schon lange seine Schatten voraus – kleine Versicherer sind damit, das predigen Branchenbeobachter schon lange, schnell überfordert.Einige gern wiederholte Thesen zum Befinden der deutschen Assekuranz scheint das Zahlenwerk des Verbandes aber auch Lügen zu strafen: In der Schaden- und Unfallversicherung ist oft von einer Sättigung des Marktes die Rede. Die Statistik des GDV jedoch zeigt, dass das nicht unbedingt richtig ist. So stiegen die Pro-Kopf-Ausgaben für Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung in den vergangenen drei Jahren sogar besonders stark: Der Durchschnitts-Bürger (Kinder sind eingerechnet) investierte 2014 insgesamt 772 Euro in seine Kfz-, Hausrat-, Haftpflicht-, Wohngebäude- und sonstige Sachversicherungen, 2011 waren es erst 705 Euro. Verkauf über DirektvertriebeVerkauft wird in dieser Sparte immer mehr über Direktvertriebe. Wie erwartet, werden die Möglichkeiten des Internets wohl vor allem bei einfacheren Versicherungsprodukten wie Kfz-Versicherung oder Hausratpolice genutzt. Der Direktvertrieb, der jahrelang trotz anderslautender Prognosen mit einem Vertriebsanteil im einstelligen Prozentbereich vor sich hindümpelte, hat 2013 immerhin 12,4 % geschafft, Tendenz weiter steigend. In der beratungsintensiven Lebens- und Krankenversicherung dagegen stagniert der Direktvertriebsanteil zwischen 4 und 5 %.Was die Ergebnisse angeht, darf sich die Branche zumindest nach den aktuellen Zahlen ihres Spitzenverbandes nicht beschweren. In der Schaden- und Unfallversicherung, die für einen Großteil der Assekuranz die ergebnisträchtigste Sparte darstellt, waren die Zahlen 2014 so gut wie lange nicht mehr. Die Schaden-Kosten-Quote lag nach GDV-Statistik bei 94,6 % nach 103,5 % im Vorjahr, das durch das extreme Hochwasser an Elbe und Donau geprägt war. Versicherungstechnisch defizitär – also mit einer Combined Ratio von jeweils knapp über 100 % – waren nur noch die chronisch rote Wohngebäude-, die Industrie-Sachversicherung sowie die Rechtsschutzsparte. Relativ am meisten verdient wurde in der Kreditversicherung. Hier lag die Schaden-Kosten-Quote 2014 bei nur 68,6 %.