Assekuranz setzt auf Hybridkapital

Moody's erwartet Trend zur Emission von Coco-Bonds - Auslöser sind risikobasierte Aufsichtsregime

Assekuranz setzt auf Hybridkapital

Das neue Aufsichtsrecht für Versicherer wird sich auch auf die Kapitalstruktur der Unternehmen auswirken. Die Ratingagentur Moody’s erwartet als Folge von Solvency II und anderen Regelwerken die vermehrte Ausgabe von Coco-Bonds. Ein entsprechender Trend in Europa sei bereits erkennbar.tl Frankfurt – Versicherer könnten in Zukunft vermehrt Fremdkapital aufnehmen, insbesondere Contingent Convertible Bonds (Coco-Bonds). Mit den Bonds können sie ihre Kapitalquote nach den neuen Aufsichtsregimen wie Solvency II in der Europäischen Union, dem chinesischen System C-Ross und dem Schweizer Swiss Solvency Test (SST) verbessern. Dies schreibt die Ratingagentur Moody’s in einem aktuellen Bericht (“Insurance Issuance of Cocos to Evolve with Regulatory Changes”). “Viele Versicherer auf der ganzen Welt prüfen angesichts niedriger Zinsen, der erfolgreichen Emission von Coco-Bonds durch Banken und der sich anbahnenden aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen die Auflage von Coco-Bonds”, sagt Simon Harris, Managing Director bei Moody’s.Ähnlich wie im Falle der Banken ermutigt die Regulierung auch die Versicherer, größere Anteile an nachrangigen oder genussscheinähnlichen Wertpapieren zu begeben, schreiben Harris und seine Kollegen weiter. Damit könnten die Versicherten sowohl in einem Liquidationsszenario als auch bei fortgeführtem Geschäftsbetrieb besser vor Verlusten geschützt werden und die Versicherer ihre regulatorischen Kapitalanforderungen besser erfüllen.In Europa scheint sich bereits ein deutlicher Trend zu mehr hybridem Fremdkapital abzuzeichnen. “Viele europäische Versicherer haben im ersten Halbjahr 2015 bereits hybride Schuldverschreibungen begeben”, sagt Helena Pavicic, Analystin bei Moody’s. “In einigen Fällen übersteigt dies ihre Refinanzierungserfordernisse. Wir erwarten, dass sich dieser Trend im zweiten Halbjahr fortsetzen wird.” Durch die Aufnahme von Fremdkapital können die Versicherer ihre aufsichtsrechtlichen Kapitalquoten verbessern, ihre Kapitalkosten reduzieren und dadurch ihre Erträge steigern, wie aus einem weiteren Bericht hervorgeht (“Large European Insurers: Deleveraging Trend Expected to Taper Off as a Result of Solvency II”). Kaum Folgen für RatingsDie Auswirkungen von Coco-Bonds auf die Ratings hängen von mehreren Faktoren ab, heißt es in dem Coco-Bericht weiter. Der steigende Verschuldungsgrad und die im Vergleich zu vorrangigen, aber auch zu nachrangigen Anleihen hohen Finanzierungskosten könnten sich negativ auf die Kreditqualität auswirken. Gleichzeitig würde Moody’s das durch die Ausgabe von Coco-Bonds steigende risikoabsorbierende regulatorische Kapital positiv bewerten. Inwieweit die hybriden Wertpapiere von der Ratingagentur auf das Eigenkapital angerechnet würden, hänge von deren Ausgestaltung ab. Bei von Versicherern emittierten Coco-Bonds geht es für die Ratingagentur konkret darum, in welchem Ausmaß dieses Wertpapier Verluste eines fortbestehenden Unternehmens absorbieren kann. Insgesamt erwartet Moody’s, dass die Eigenkapitalanrechnung von Cocos sich auf das Gesamtrating eines Versicherers kaum auswirken wird.Die Agentur hat die Marktteilnehmer dazu aufgerufen, ihre Vorstellungen zur Bewertung von Cocos zu kommentieren. Im Zentrum steht dabei der Wandlungsauslöser (Trigger). Der Mechanismus bestimmt, wann Cocos in Aktien gewandelt werden müssen. Ebenso wird festgelegt, ob die Papiere vollständig gewandelt werden oder ob ein Teil abgeschrieben werden muss.—– Wertberichtigt Seite 8