Attraktive Renditen sind immer noch möglich
Was am Kapitalmarkt lange nicht denkbar war, ist Gewissheit geworden: eine Notenbank-Politik der Nullzinsen, gar Negativzinsen. Was das bedeutet, spüren Investoren schon seit längerem. Für Einlagen gibt es kein Geld. Im Gegenteil, viele müssen dafür zahlen, dass sie Gelder parken beziehungsweise anlegen. Großinvestoren haben schon angekündigt, ihr Geld zukünftig in eigenen Tresoren zu lagern, bevor sie dafür Strafzinsen zahlen müssen. Gerade für institutionelle Investoren wie Vermögensverwalter, Pensionskassen oder Versicherungen wird die Suche nach Rendite immer schwieriger. Aktienkurse profitierenIn der Folge dieser Zinssituation stiegen die Kurse vieler Aktien. Am Aktienmarkt erhoffen sich Investoren die Renditen, die sie bei Bundesanleihen nicht mehr erzielen können. Damit einher geht das Kursrisiko, das Aktieninvestments in sich tragen. Gerade in solchen Kapitalmarktzyklen lohnt ein Blick auf einen Markt, der die Chancen von Aktieninvestments verbindet mit der Möglichkeit einer Risikominimierung: Das Anlageuniversum der strukturierten Anlageprodukte ist umfangreich und vielfältig in seiner Ausstattung in Bezug auf das individuelle Chance-Risiko-Verhalten des Anlegers. Aktuell lohnt es sich ganz besonders, auf vier Produktgruppen zu blicken, die aufgrund ihrer verständlichen, transparenten Struktur für Investoren Alternativen darstellen und somit möglicherweise einen Ausweg aus der Zins-Tristesse bieten.Da ist zum einen die Aktienanleihe als Anlageform. Dabei handelt es sich um ein Hybridprodukt aus Aktie und Anleihe, das mittlerweile schon seit über zehn Jahren am Markt etabliert ist. Ein aktuelles Beispiel zeigt, wie interessant eine solche Anlage sein kann: eine Aktienanleihe auf den Automobilbauer BMW (WKN: PB2SH3). Eine Anleihe notiert in Prozent vom Nennwert, hat eine definierte Laufzeit und zahlt einen Kupon. In diesem Beispiel erhält der Investor zum Laufzeitende am 22. Dezember diesen Jahres 9 % auf sein Investment. Das liegt natürlich weit über dem Wert, den Anleger für reguläre Anleihen erhalten. Nun folgt die Abrechnung des Aktienanteils aus dem Anlageprodukt, nämlich der Bezug zur BMW-Aktie. Diese notierte Mitte März bei ca. 80 Euro. Notiert die Autoaktie Ende Dezember auf oder über 74 Euro, so erhält der Aktienanleihekäufer den Nennwert zurück. Somit hätte er 7,8 % Rendite erzielt (anteilig von 9 % Jahresrendite). Notiert die BMW-Aktie zum Ende der Laufzeit der Aktienanleihe unter 74 Euro, so bekommt der Investor 13 Aktien zu dem dann gültigen Gegenwert in sein Depot eingeliefert. Auf jeden Fall würde er also BMW-Aktionär werden. Seine Rendite von 7,8 % bleibt davon unberührt.Es gibt eine Reihe von Aktienanleihen auf unterschiedliche Basiswerte, mit unterschiedlichen Laufzeiten und Kuponzahlungen. Dabei gilt eine Faustformel: Je volatiler der Basiswert, etwa die Aktie, desto höher die Kuponzahlungen. Der Investor hat je nach persönlicher Risikoneigung die Wahl.Ein Investmentprodukt, das von der Konstruktion her der Aktienanleihe ähnelt, ist das Discount-Zertifikat. Es ist das Investmentprodukt, welches es historisch am längsten am Markt für strukturierte Produkte gibt. Gerade in Zeiten hoher Volatilität spielt es die Vorteile aus. Beispiel: ein Discount-Zertifikat auf die Aktie von Linde (WKN: PB3K8L). Mitte März notiert das Dax-Unternehmen auf 125 Euro. Das Zertifikat, das sich auf Linde bezieht, kann der Investor mit einem Abschlag (“Discount”) kaufen. Dieser Discount beträgt Mitte März 17 %, das Zertifikat notiert also bei 104 Euro. Die Laufzeit liegt bei einem Jahr. Der Investor erhält im März 2017 aus seinem Investment 110 Euro ausbezahlt. Und zwar dann, wenn die Aktie im zugrunde liegenden Jahr nicht unter 110 Euro notiert hat. 110 Euro ist auch der maximale Betrag (Cap), den der Anleger erhält. Das entspricht in dem Beispiel 5,4 % Gewinn innerhalb eines Jahres. Falls der Aktienkurs unter 110 Euro fällt, bekommt der Discount-Zertifikate-Besitzer am Ende Aktien von Linde in sein Depot gebucht. Und zwar in der Anzahl, in der er Discount-Zertifikate auf Linde gekauft hatte. In die Verlustzone kommt der Discount-Zertifikate-Besitzer erst, wenn die Aktie von Linde unter 104 Euro (den Einstiegskurs des Zertifikats) fällt.Bei Betrachtung der Konstruktion wird klar: Das Discount-Zertifikat eignet sich für Anleger, die einen Seitwärts- oder leicht fallenden Aktienmarkt erwarten. Wer indessen von stark steigenden Aktienkursen ausgeht, dem entgeht durch ein konservatives Discount-Zertifikat ein potenziell höherer Gewinn. Er kauft also besser die Aktie direkt. VariantenreichÄhnlich wie bei Aktienanleihen gibt es auch in der Anlagegruppe der Discount-Zertifikate diverse Variationen bezüglich Laufzeit, Cap-Höhen und natürlich Basiswerten – also Aktien, Indizes oder Rohstoffen.Ein weiteres interessantes strukturiertes Produkt ist das Capped-Bonus-Zertifikat. Auch hier ein Beispiel, und zwar auf den Euro Stoxx 50-Index, der die größten Aktien aus dem Euroraum vereint. Der Index notiert Mitte März bei 3 000 Punkten. Das Capped-Bonus-Zertifikat (WKN: PS8QVN) kostet 27,30 Euro. Der maximale Betrag (Bonus), den der Anleger am Ende der Laufzeit (März 2017) erhält, beträgt 30 Euro. 9,4 % sind für den Investor also maximal möglich, solange der Euro Stoxx während der Laufzeit nicht auf oder unter 2 500 Punkte (Barriere) fällt. Im März 2017 kommt es also zur Auszahlung von 30 Euro oder weniger. Weniger dann, wenn der Euro Stoxx unter 2 500 Punkten notiert.Seit wenigen Wochen gibt es eine Neuheit mit fixem Kupon am Markt, die auch eine intensivere Betrachtung wert ist: Festzinsanleihen Plus auf Aktien. Beispielsweise jene auf die Deutsche Lufthansa (WKN: PA8966). Mit dieser Anlage erhalten Investoren eine feste Verzinsung von 3,7 % bezogen auf den Nennwert beziehungsweise den reduzierten Nennwert. Und zwar unabhängig davon, wie sich der Basiswert (Aktien der Deutschen Lufthansa) entwickelt. Der Nennwert der Festzinsanleihe beträgt 1 000 Euro. Das Besondere: Nach einem Jahr erhalten Anleger nicht nur 3,7 % auf ihre Investition, also 37,50 Euro, sondern auch einen Teilrückzahlungsbetrag in Höhe von 50 % des ursprünglichen Nennwerts, also 500 Euro. Auf die restlichen 500 Euro (reduzierter Nennwert) wird bis zum Laufzeitende ebenfalls ein fester Zins in Höhe von 3,7 % (18,50 Euro) gezahlt. Am Laufzeitende entscheidet dann der Schlusskurs des Basiswerts darüber, ob Anlegern der reduzierte maßgebliche Nennwert ausgezahlt wird oder ob sie Aktien der Deutschen Lufthansa erhalten. Diese Anleihen gibt es mittlerweile auch auf andere große deutsche Aktien.Diese vier Beispiele zeigen, was am Kapitalmarkt trotz Niedrigzinsumfeld möglich ist, wenn man Geld nicht einfach “bunkert”, sondern strukturiert anlegt.—Volker Meinel, Zertifikate-Experte bei BNP Paribas Deutschland