DAS WIRECARD-DRAMA

Auch den Analysten platzt der Kragen

Aktie droht im September das Ausscheiden aus dem Dax

Auch den Analysten platzt der Kragen

ck Frankfurt – Nach der erneuten Verschiebung der Jahreszahlen von Wirecard ist am Donnerstag nicht nur Anlegern der Kragen geplatzt. Auch die ersten Reaktionen von Analysten zeigten, dass die Geduld des Marktes mit dem Zahlungsabwickler aufgebraucht ist. So setzten Baader, Commerzbank, J.P. Morgan, Landesbank Baden-Württemberg und M.M. Warburg die Kommentierung des Titels aus. Morgan Stanley erklärte, ihr Urteil mit “Equal-weight” beizubehalten, ohne sich allerdings zum Kursziel zu äußern. Kursziel von nur noch 20 EuroDie Nord/LB setzte ihre Kommentierung der Aktie nicht aus, was aber auch für Wirecard nur ein schwacher Trost ist. Denn das Institut kürzte sein Kursziel von 80 auf 20 Euro und stufte den Titel von “Halten” auf “Verkaufen” zurück. “Das letzte noch vorhandene Fünkchen an Anlegervertrauen dürfte nun verspielt sein”, so die Bank. Die Gesamtsituation bei Wirecard könne nur noch als unhaltbar bezeichnet werden. Nachdem schon die monatelange Sonderprüfung von KPMG nicht zu einer vollständigen Entkräftung der von externen Medien erhobenen Manipulationsvorwürfe geführt habe, weite sich der Skandal nach der vierten Verschiebung der Bilanzvorlage in Verbindung mit neuen schweren Vorwürfen nun zu einer existenzbedrohenden Krise aus. Die Wirecard-Aktie sei endgültig zu einem Zockerpapier verkommen. “Wir raten daher: Finger weg von der Wirecard-Aktie!!!”. Independent Research verschlechterte ihr Votum gleich um zwei Stufen von “Kaufen” auf “Verkaufen” und senkte ihr Kursziel von 120 auf 40 Euro. “Wirecard hat aus unserer Sicht nun endgültig das Vertrauen bei den Investoren verspielt.”Wenn sich die Aktie, die im September 2018 Commerzbank im Dax ersetzt hat, in den kommenden Wochen nicht deutlich erholt, droht ihr bei der nächsten Indexprüfung nach zweijähriger Zugehörigkeit auch der Rauswurf aus dem deutschen Standardwertebarometer. Denn nach der von Bloomberg veröffentlichten HDax-Rangliste liegt die Aktie, die am Vortag noch auf dem Rang 35 zu finden war, auf Basis des gestrigen Schlusskurses von 39,90 Euro mit einem Börsenwert von 4,9 Mrd. Euro nur noch auf dem 59. Platz. Nach der Fast-Exit-Regel der Deutschen Börse wird ein Titel entfernt, wenn er entweder nach Marktkapitalisierung oder nach Börsenumsatz nicht mehr zu den größten 45 Werten zählt. Aufsteigen können dann Aktien, die nach Marktkapitalisierung mindestens Platz 35 und nach Börsenumsatz wenigstens Rang 35 einnehmen. Indexexperten nannten gestern Delivery Hero und Symrise als Titel, die derzeit diese Voraussetzungen erfüllen.