Auf allen Zylindern
Das Geschäft der US-Großbanken läuft zehn Jahre nach der Finanzkrise auf allen Zylindern. Das gilt für keine der großen Wall-Street-Adressen mehr als für Morgan Stanley, die gestern zusammen mit Goldman Sachs die Berichtssaison der wichtigsten US-Institute abgeschlossen hat und in allen Geschäftsfeldern überzeugte. Doch auch die Konkurrenz hat starke Zahlen vorgelegt. Unter dem Strich haben alle fünf großen Wall-Street-Banken prozentual deutlich zweistellig zugelegt, wobei Bank of America mit einem Ergebnisplus von einem Drittel vor Branchenprimus J.P. Morgan liegt, deren Gewinn um ein Viertel kletterte. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley kamen jeweils um rund ein Fünftel voran, während Citi ihren Gewinn um 12 % steigerte.Wells Fargo, die größte US-Retailbank, die an der Wall Street eine vergleichsweise geringe Rolle spielt, weist für das dritte Quartal ebenfalls einen gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel gestiegenen Gewinn aus, blieb damit aber unter den Erwartungen. Im Vergleichszeitraum hatten Rechtskosten im Zusammenhang mit Regelverstößen im Vertrieb der Bank das Ergebnis um 1 Mrd. Dollar gedrückt, weshalb der Ergebnissprung die Leistungsfähigkeit unter der Motorhaube nicht korrekt wiedergibt.Die US-Banken profitieren von den im Dezember verabschiedeten Steuererleichterungen. Die steigenden Zinsen sorgten darüber hinaus teils für rekordhohe Erträge im Kreditgeschäft, ohne die Kunden im Hypothekengeschäft scharenweise in die Flucht zu schlagen, wie mancherorts befürchtet wurde. Die robuste US-Konjunktur und eine Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit 50 Jahren stellen für den Moment außerdem sicher, dass die Kreditrisiken überschaubar bleiben, obwohl die US-Verbraucher mittlerweile mit 4 Bill. Dollar in der Kreide stehen. Nur Goldman Sachs, die mit ihrer Online-Tochter Marcus ins Retailgeschäft drängt, musste deutlich mehr für Kreditrisiken zurücklegen als im Vorjahr.Das alles half den US-Banken durch ein Quartal, in dem vor allem der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und das Investment Banking flau abgeschnitten haben, auch wenn einzelne Adressen hier ebenfalls für positive Überraschungen sorgten. Goldman Sachs ist von diesem Geschäft im Vergleich zur Konkurrenz am stärksten abhängig und hielt sich wacker. Unter dem am 1. Oktober als Nachfolger von CEO Lloyd Blankfein angetretenen David Solomon muss die Bank dennoch neue Zylinder einbauen, um den Motor am Laufen zu halten.