IM GESPRÄCH: LUCA PESARINI

Auf der Überholspur

Ethenea sammelt mit "Ethna-Aktiv" Milliarden ein - Anleger bekommen Vertriebskosten zu spüren

Auf der Überholspur

Die Fondsboutique Ethenea sammelt mit ihrem Mischfonds “Ethna-Aktiv” Milliarden von deutschen Sparern ein. Der Gründer und Portfoliomanager Luca Pesarini verweist auf den Absatzerfolg der Mischfonds der gesamten Branche, lässt Details zum Vertrieb aber zum Teil offen.Von Jan Schrader, FrankfurtWer Erfolg hat, gibt sich lieber bescheiden. Diesem Grundsatz jedenfalls folgt Luca Pesarini, Verwaltungsratsvorsitzender und Gründer der Fondsboutique Ethenea Independent Investors. Der Vorzeigefonds “Ethna-Aktiv” sammelte zuletzt Milliarden von privaten Sparern ein. Seit Ende 2012 hat sich das verwaltete Vermögen der Gesellschaft von 4,0 auf 13,2 Mrd. Euro per Ende April mehr als verdreifacht. Das betreute Geld liegt überwiegend in dem bekannten Mischfonds, der vor allem in Deutschland verkauft wird.Milliardenschwere Nettomittelzuflüsse im Massenfondsgeschäft erzielen in Deutschland sonst vor allem die vier Riesen DekaBank, Union Investment, Allianz Global Investors und Deutsche Asset & Wealth Management. Nun aber macht auch die 60 Mitarbeiter starke Gesellschaft aus Munsbach in Luxemburg vor, wie ein erfolgreicher Fondsvertrieb aussieht. Selbst der Kölner Rivale Flossbach von Storch konnte mit dem ebenfalls sehr erfolgreichen Mischfonds “Multiple Opportunities” den Luxemburgern im Vertrieb zuletzt nicht das Wasser reichen. Pesarini meidet aber den Vergleich zur Konkurrenz und wirft den Blick auf die gesamte Branche. “Die Kategorie der Mischfonds steht derzeit sehr im Vordergrund”, sagt er. “Davon profitiert die gesamte Industrie.”Mit diesem Befund liegt er freilich nicht falsch: Mischfonds haben zuletzt hohe Zuwächse erzielt. Das auf Deutschland entfallende Volumen legte von 65 Mrd. Euro per Ende 2008 auf 202 Mrd. Euro bis Ende März zu, wie der deutsche Fondsverband BVI berichtet. Neben Kursgewinnen an den Börsen lag das am hohen Zustrom von Anlegermitteln. Im zurückliegenden Jahr legten deutsche Sparer netto 22,7 Mrd. Euro neu in Mischfonds an. Im ersten Quartal dieses Jahres kamen 13,5 Mrd. Euro hinzu.Ein Zehntel der Zuflüsse im ersten Quartal entfällt netto allein auf den “Ethna-Aktiv”. Der Fonds hat sich im Laufe der Jahre immer weiter etabliert. So habe es sich ausgezahlt, dass sein Team schon sehr früh losgelegt hat, sagt Pesarini. Bereits im Februar 2002 hatte der Portfoliomanager zusammen mit Arnoldo Valsangiacomo den “Ethna-Aktiv” aufgelegt, den die beiden Fondsmanager und Gesellschaftsgründer mit ihrem Team bis heute steuern. Als dann im Jahr 2008 während der Finanzkrise die Märkte kollabierten – Pesarini spricht von einer “brutalen Welle” – sank der Wert des Fonds auf Jahressicht lediglich um 4 %. Damit war der Fonds gut aufgestellt, als der Boom der Mischprodukte nach der Finanzkrise seinen Anfang nahm. Auch heute schlägt sich das Produkt vergleichsweise gut. Abhängig von einem ProduktDabei trägt wohl auch die schlanke Aufstellung der Gesellschaft Früchte: Gerade einmal drei Fonds hat Ethenea in ihrem Angebot – neben dem “Ethna-Aktiv” zählen dazu die kleineren Produktvarianten “Defensiv” und “Dynamisch”. Weniger ist mehr, gibt Pesarini zu verstehen. Er wolle niemandem vorgaukeln, dass er sich zum Beispiel mit sehr kleinen US-Unternehmen oder Wertpapiersegmenten in der Peripherie gut auskennt. Vielmehr konzentriere sich das Fondsmanagementteam im “Ethna-Aktiv” auf ein übersichtliches Konzept. Der Fokus liege auf Aktien großer Unternehmen, auf Euro- und auf Dollaranleihen sowie auf Liquidität, sollte es an den Märkten turbulent zugehen. Ziel sei der Werterhalt der Anlage, sagt Pesarini, der die Aktienquote des Fonds meist bei ungefähr einem Viertel hält. Weil das Fondsmanagement in sehr liquide Anlagen investiere, schränke das stetig gewachsene Fondsvermögen die Geldanlage auch nicht ein. Ihrer Linie bleibe die Gesellschaft treu: “Wir haben unsere drei Produkte, und wir bleiben auch dabei”, sagt er.Wie sehr das Geschäft am “Ethna-Aktiv” hängt, zeigt ein Blick auf die Gebühren. Über Verwaltungsvergütungen nahm Ethenea im zurückliegenden Jahr 122 Mill. Euro mit dem Fonds ein, 56 Mill. Euro kamen als Performancegebühr hinzu. Die anderen beiden Produkte weisen wesentlich kleinere Werte aus. In Deutschland bringt die Gesellschaft ihre Fonds über freie Vermittler und vor allem Banken an die Sparer. Assetmanager profitierten von der Niedrigzinspolitik der Notenbanken, die Anleger in Fondsprodukte treibe, sagte Pesarini. Die breit investierenden Mischfonds seien darüber hinaus für den Vertrieb interessant, da Finanzberater angesichts der aufwendigen Dokumentation lieber über eine überschaubare Zahl an Produkten informierten.Mit laufenden Kosten von 1,86 % für 2014 in der ausschüttenden Variante ist der “Ethna-Aktiv” aber kein günstiges Produkt, auch wenn manch andere Adresse wie hierzulande Union Investment zum Teil höhere Werte in den allgemeinen Anlegerinformationen von Mischfonds ausweist. Einen erheblichen Teil der Gebühren reiche Ethenea als Provision an Vertriebspartner weiter – wie viel genau, will Pesarini jedoch nicht verraten. Der womöglich wichtigste Grund für den Erfolg des Milliardenfonds bleibt damit im Verborgenen.