Auf Konsolidierungskurs
In den Zeiten des spanischen Immobilienbooms im vergangenen Jahrzehnt prahlte Angel Ron gerne damit, dass sein Banco Popular an den Hypothekenkrediten kein Geld verdiene und diese ausschließlich zur Anwerbung von immer mehr Kunden und als Sicherheit für alle möglichen Produkte dienten. Wie alle Mitbewerber verhob sich Spaniens sechstgrößtes Geldinstitut an der Bauorgie, was Ron jedoch nicht angelastet wurde. Sein zögerliches Vorgehen bei den Aufräumarbeiten, der viel zu späte Sanierungsplan, ist dem Vorsitzenden von Banco Popular nun jedoch zum Verhängnis geworden. Er muss seinen Stuhl räumen.Emilio Saracho, ein hochrangiger Investmentbanker von J.P. Morgan, wird die Geschäfte übernehmen, was die Gerüchteküche über mögliche Fusionen in Spanien wiederbelebt hat. Obwohl infolge der geplatzten Blase die Zahl der relevanten Banken auf 15 gesunken ist, halten die meisten Beteiligten der Finanzbranche eine weitere Konsolidierung für unvermeidbar. Erst diese Woche äußerte sich der scheidende Vizegouverneur der spanischen Notenbank Fernando Restoy in diesem Sinne.Banco Popular und Banco Sabadell, Nummer 6 und 5 im Lande, hatten sich zuletzt über eine mögliche Fusion unterhalten, jedoch ohne Ergebnis. Als Kandidaten kämen eigentlich nur die beiden Großbanken Santander und BBVA in Frage. Caixabank ist derzeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt, die verstaatlichte Bankia darf keine Privatbanken schlucken, und das Interesse im Ausland an einem Einstieg in den schwierigen spanischen Bankenmarkt ist eher gering.Wie die gesamte Branche leidet natürlich auch Banco Popular unter dem Nullzinsumfeld und dem hohen Konkurrenzdruck im Lande. Doch im operativen Geschäft schnitt die Bank zuletzt etwas besser ab als die meisten Mitbewerber. Banco Popular ist traditionell sehr stark im Bereich mittelständischer Unternehmen, was etwa für Santander interessant sein könnte, die dort Defizite aufweist. Mit einem Marktwert von unter 4 Mrd. Euro, deutlich unter Buchwert, wäre das Geldhaus zudem recht günstig zu haben.Allerdings müsste ein potenzieller Käufer auch die Altlasten aus der Immobilienblase übernehmen, die Banco Popular mit 34 Mrd. Euro beziffert. Daran hätte man lange zu knabbern. Saracho wird sich also zunächst um die Erfüllung des sehr ehrgeizigen Sanierungsplans kümmern müssen, der den Abbau von 40 % dieser belasteten Werte bis 2018 vorsieht. Aber dabei kann er natürlich ein Auge aufhalten für mögliche Anwärter.