Auf SocGen liegt Russland-Schatten

Quartalsergebnis schlägt Erwartungen - Sorgen um mögliche Sanktionswirkungen überwiegen jedoch

Auf SocGen liegt Russland-Schatten

Frankreichs zweitgrößte Bank hat mit ihren Ergebnissen die Erwartungen übertroffen. Doch Anleger hatten nur Augen für ihr Engagement in Russland, das ein wichtiger Bestandteil ihrer Wachstumsstrategie ist. Daran hält SocGen trotz der neuen Sanktionen des Westens fest.wü Paris – Frankreichs zweitgrößter Bank Société Générale (SocGen) ist es trotz eines überraschend hohen Quartalsgewinns nicht gelungen, die Märkte zu überzeugen. Grund waren Befürchtungen in Bezug auf die Exponierung der Bank in Russland, wo das Finanzinstitut erst vor kurzem seine Beteiligung an Rosbank erhöhte. Die Sorgen über Auswirkungen der neuen Sanktionen konnte SocGen mit der Aussage, das Geschäftsumfeld in Russland bleibe gut, nicht zerstreuen.Angesichts dessen traten die Ergebnisse von SocGen in den Hintergrund, obwohl die Bank ihr Nettoergebnis im zweiten Quartal stärker steigerte als erwartet, von 955 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,03 Mrd. Euro. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem rückläufigen Ergebnis von lediglich 853 Mill. Euro gerechnet. SocGen profitierte im zweiten Quartal von der vollständigen Übernahme des Derivate-Brokers Newedge sowie von der leichten Erholung der Märkte in Frankreich und Italien. Denn deshalb musste das Finanzinstitut nicht mehr so viel Geld für Kreditausfälle zurückstellen.Dagegen stellte SocGen jetzt 200 Mill. Euro zusätzlich für Rechtsrisiken zurück, nachdem sie dafür bereits im letzten Jahr 400 Mill. Euro zurückgestellt hatte. “Wir befinden uns in einem Umfeld, in dem wir die Verschärfung von Strafen beobachten, was zu Vorsicht mahnt”, erklärte SocGen-Chef Frédéric Oudéa – und spielte damit auf die Rekordstrafe von 8,97 Mrd. Dollar an, die BNP Paribas gerade in den USA wegen Sanktionsverstößen zahlen musste. SocGen führt derzeit ein Audit ihrer Dollar-Transaktionen durch. Auch wenn die Bank nicht so aktiv wie BNP bei Rohstoffgeschäften in Dollar ist, könnten die USA eine Strafe verhängen, wird befürchtet.Die Sanktionen der USA und der EU gegen Russland dürften kurzfristig keine Auswirkungen auf die russischen Aktivitäten von SocGen haben, sagte Oudéa. SocGen war 2006 bei Rosbank, der Nummer 7 des Sektors in Russland, eingestiegen und hält mittlerweile fast 100 % des Kapitals. 7 % der Einnahmen der Bank stammen von dort. SocGen setzt bei der im Mai präsentierten Wachstumsstrategie trotz der Ukraine-Krise auf Russland, das für die Franzosen inzwischen der zweitwichtigste Markt im Privatkundengeschäft ist. In zwei Jahren, so das im Mai verkündete Ziel, soll Russland 5 % zum Nettoergebnis von SocGen beitragen. An der Russland-Strategie will SocGen festhalten. Im ersten Quartal allerdings musste die Bank wegen des Rubel-Verfalls 525 Mill. Euro für ihr Engagement bei Rosbank abschreiben. Im zweiten Quartal brach das Nettoergebnis der russischen Aktivitäten von SocGen von 18 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 1 Mill. Euro ein. Anleger straften die SocGen-Aktie am Freitag an der Börse von Paris für die Exponierung in Russland ab, so dass sie 1,9 % auf 36,54 Euro nachgab, während der CAC 40 mit – 1 % schloss.