Auf steigende Inflationsraten vorbereitet sein

Kombination von Inflations- und Zinsänderungsschutz ist eine Möglichkeit in diesem Szenario, das Rentenportfolio weiter zu ergänzen

Auf steigende Inflationsraten vorbereitet sein

Die Inflationsraten in den Industriestaaten befinden sich nach wie vor auf niedrigem Niveau. Doch die Anzeichen für eine Trendwende mehren sich. Langfristig orientierte Anleger sollten ihr Depot auf steigende Inflationsraten vorbereiten. Dazu haben sie verschiedene Möglichkeiten.Das Gespenst der Deflation kann die Kapitalmärkte nicht mehr erschrecken. Noch zu Beginn des vergangenen Jahres sah das ganz anders aus. In den Monaten Februar, April und Mai rutschte die Inflationsrate in der Eurozone in den Minusbereich und schien damit die Befürchtung mancher Marktteilnehmer vor einem Szenario sich verselbständigender, sinkender Preise zu bestätigen. Der Weg zu einer wirtschaftlichen Depression wäre geebnet. Inzwischen sind diese Sorgen vom Tisch.Zu Beginn des Jahres gab das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) Entwarnung. Die Preise in der Eurozone seien Ende des vergangenen Jahres so kräftig gestiegen wie seit drei Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen in der Eurozone kosteten im Dezember durchschnittlich 1,1 % mehr als ein Jahr zuvor. Verantwortlich für den Preisauftrieb war vor allem der Dezember. In Deutschland erhöhte sich die durchschnittliche Inflationsrate in diesem Monat auf 1,7 %, in Spanien auf 1,4 %, und auch Frankreich verzeichnete zuletzt einen beschleunigten Preisanstieg. Noch von 2%-Marke entferntTrotz dieser Entwicklung ist die Inflation noch ein gutes Stück von der 2 %-Marke entfernt, welche die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihrer geldpolitischen Maßnahmen im Blick hat. Und ob diese in den kommenden Monaten tatsächlich erreicht wird, scheint ungewiss. In der Eurozone ist es zumindest fraglich, wie bei nur mäßigem Wachstum und einer vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit die Kerninflation weiter anziehen sollte. Viele Experten machen für den aktuellen Anstieg daher vor allem die zuletzt gestiegenen Energiepreise verantwortlich.Anders sieht es hingegen in anderen Regionen der Welt aus, insbesondere in den USA. Dort stieg die Inflation nach Angaben der US-Regierung im vergangenen Jahr um 1,7 %. Vor dem Hintergrund der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, mit Steuersenkungen und hohen Infrastrukturausgaben das Wachstum beleben zu wollen, erwarten manche Beobachter einen weiteren Anstieg der Preise. Davon geht auf globaler Ebene auch der Internationale Währungsfonds aus. In seinem letzten Weltwirtschaftsbericht vom November des vergangenen Jahres prognostizierten dessen Volkswirte, dass die Inflation weltweit wohl steigen werde.In welchem Ausmaß dies der Fall sein wird, darüber herrscht allerdings keine Einigkeit. Nicht wenige Beobachter halten die Gefahr einer stark anziehenden Inflation zwar für gering. Gleichwohl werden Anleger nach Jahren des Preisrückgangs nun wieder ein Szenario der Reflationierung in ihre Entscheidungen einbeziehen müssen. Wie sich auch eine Inflationsrate, die auf den ersten Blick nicht sehr hoch erscheinen mag, auf den langfristigen, realen Anlageerfolg auswirkt, zeigt folgende Rechnung: Nach 30 Jahren schwindet die Kaufkraft von 1 000 Euro bei einer Inflationsrate von 2,7 % pro Jahr auf nur noch 449 Euro. Liegt die Inflationsrate nur 1 Prozentpunkt höher, also bei 3,7 % pro Jahr, verbleibt nach 30 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 336,23 Euro. Zwei Drittel der Anlagesumme wären real vernichtet. Anleger, die ihr Geld langfristig investieren möchten, tun also gut daran, der Inflation nicht erst dann ihr Augenmerk zu schenken, wenn diese zu galoppieren beginnt.Ein möglicher Weg, sich gegen langfristige Inflationsfolgen abzusichern, ist ein breit diversifiziertes Portfolio von Sachwerten wie Aktien, Immobilien und Gold. Sachwerte, auch als Real Assets bezeichnet, gelten gemeinhin als erste Wahl beim Inflationsschutz. Das bedeutet allerdings nicht, auf Rentenpapiere im Anlagemix verzichten zu müssen. Denn mit inflationsgeschützten Anleihen lässt sich den Gefahren der Inflation auch am Rentenmarkt entgegenwirken. Diese sogenannten Linker können Anleger entweder einzeln, über aktiv gemanagte Fonds oder über Exchange Traded Funds (ETF) erwerben. Letztere sind in der Lage, die entsprechenden Märkte effizient, liquide und kostengünstig abzudecken, und eignen sich somit gut für die Portfoliodiversifikation.Das den unterschiedlichen Alternativen zugrundeliegende Prinzip ist freilich stets das gleiche. Im Gegensatz zu klassischen Anleihen werden der Kupon und/oder der Nominalwert einer inflationsindexierten Anleihe an die Entwicklung eines Verbraucherpreisindex gekoppelt. Linker ähneln bezüglich ihrer Zinsausschüttung also einer variabel verzinslichen Anleihe, mit dem Unterschied, dass zusätzlich auch die Kapitalrückzahlung je nach Inflationsentwicklung unterschiedlich hoch ausfallen kann. Im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen weisen inflationsgebundene Anleihen zwar eine niedrigere Nominalverzinsung auf. Dieser Nachteil wird jedoch ausgeglichen, wenn die Inflation steigt. Dann erhöhen sich auch die Zinsausschüttungen. Kurz gesagt sind Inflationsanleihen dann interessant, wenn die zukünftige Steigerung der Verbraucherpreise über dem allgemein erwarteten Inflationsniveau liegt. Was Linker leistenLinker bieten in diesem Fall als einziges Investmentvehikel eine fast perfekte Absicherung gegen Inflation und haben zudem eine geringe Korrelation mit anderen Assetklassen. Daher wirken sie im Portfoliozusammenhang risikoreduzierend. Für institutionelle Investoren, deren Verpflichtungsseite an Inflations- oder Lohnentwicklungen gekoppelt ist, sind inflationsindexierte Anleihen vor diesem Hintergrund eine interessante Option, zumal der entsprechende Markt in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen ist. Heute beträgt das ausstehende Volumen inflationsgeschützter Anleihen etwa 2,6 Bill. US-Dollar, mit den USA, Großbritannien und Frankreich als den bedeutendsten Emittenten.Allerdings beinhalten inflationsindexierte Anleihen ein nicht zu vernachlässigendes Risiko: Klassische Inflations-ETF schützen durch die Kopplung an einen Verbraucherpreisindex zwar vor dem Inflationsrisiko, nicht aber vor dem Zinsänderungsrisiko. Dieses wird dann schlagend, wenn es im Zuge eines Inflationsanstiegs auch zu einem Zinsanstieg kommt, der den Kurs von im Portfolio befindlichen Anleihen sinken lässt. Vor diesem Hintergrund hat Lyxor zwei ETF aufgelegt, die dieses Zinsänderungsrisiko vermeiden. Sie bilden die reine Inflationserwartung der Marktteilnehmer ab, die sich aus dem Unterschied zwischen den Renditen traditioneller und inflationsindexierter Anleihen einmal in Europa und einmal in Nordamerika ableiten lässt.Ziel ist es, die Differenz zwischen der Rendite klassischer Staatsanleihen und der Rendite von inflationsgeschützten Staatsanleihen zu isolieren. Dabei wird vereinfacht ausgedrückt eine Long-Position in inflationsgeschützten Anleihen sowie eine Short-Position in herkömmlichen Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit eingegangen. Am Beispiel unseres US-Break-even-ETF heißt dies konkret: Die Long-Position wird im Markit iBoxx USD 10 Year TIPS Index und die Short-Position im Markit iBoxx USD 10 Year Treasuries Index aufgebaut. Mit einer Gesamtkostenquote von 0,25 % ist diese Kombination von Inflations- und Zinsänderungsschutz eine kostengünstige Möglichkeit, das Rentenportfolio weiter zu ergänzen.—Heike Fürpaß-Peter, Head of Public Distribution Germany and Austria, Lyxor ETF