Aufmischer
ak – Etwas holprig war es schon, aber Stefan Knoll ist etwas gelungen, was wenige in der Assekuranz wagen: einen Versicherer an die Börse zu bringen. Seine DFV Deutsche Familienversicherung schaffte Anfang Dezember im zweiten Anlauf den Sprung aufs Parkett.Der Unternehmensgründer, Großaktionär und Vorstandschef Knoll passt in keine Klischee-Schublade. Im Vergleich zur weit überwiegenden Mehrheit deutscher Versicherungsvorstände ist er geradezu eine schillernde Gestalt: Begabter Hobbymaler, hochrangiger Reserveoffizier, Buchautor und um markige Sprüche nicht verlegen. Durch die Verzögerung beim IPO hat er Pläne für eine Atlantiküberquerung per Segelschiff aufgeben müssen. Stattdessen geht es jetzt zur Erholung nach Bayern, wo er ein neues Buch zu Ende schreiben möchte. Thema: Die innere Führung der Bundeswehr. Schlaf braucht der Mann nach eigenen Angaben nur wenig.Auch im Vergleich zu den Jungunternehmern in der Insurtech-Szene fällt Knoll auf. Mit seinen 61 Jahren hat der ehemalige Allianz-Vertriebler seinen digital aufgestellten Konkurrenten jahrzehntelange Erfahrung in der Branche voraus. Ruhestand mit Mitte sechzig ist für den agilen Unternehmer überhaupt kein Thema.Mit Hilfe der rund 50 Mill. Euro Nettoerlös aus dem Börsengang – ursprünglich hatte Knoll mal auf das Doppelte gehofft – will er die deutsche Versicherungsbranche aufmischen. Seine DFV hat er im Jahr 2007 gegründet, ihr 2015 das Label eines Insurtechs verpasst und eine digitale Plattform aufgebaut, die einerseits das Versicherungsgeschäft weitgehend automatisiert betreibt und andererseits fast unbegrenzt skalierbar sein soll. Knoll trommelt gerne, und an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht: Das ambitionierte Langfristziel lautet, in Deutschland zum Marktführer für milliardenschwere Krankenzusatzversicherungen aufzusteigen. Die Ansage kommt von einem Versicherer, der bisher keine 100 Mill. Euro Beitragseinnahmen auf die Waage bringt.2019 will Knoll angreifen: “Wir müssen jetzt die Kraft auf die Straße bringen.” Sein Ziel lautet, 100 000 neue Kunden zu gewinnen. Ende Oktober hatte die DFV ihre aktuelle Policenzahl mit gut 420 000 Stück angegeben. Einen Erfolg in anderer Hinsicht hat der Börsengang laut Knoll bereits gebracht: “Wir tun uns jetzt leichter, Personal zu gewinnen.”