Irreführende Angaben zu geplanter Settlement-Plattform

Aufseher verklagt australischen Börsenbetreiber ASX

Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine Wertpapieraufsicht den nationalen Börsenbetreiber verklagt: In Australien hat die misslungene Einführung von Finanzmarktinfrastruktur nun aber genau so eine Klage nach sich gezogen. Der Vorwurf: irreführende Angaben zum Projektfortschritt.

Aufseher verklagt australischen Börsenbetreiber ASX

Aufsicht wirft australischer Börse Versagen vor

bg Frankfurt

Die komplett vermasselte Einführung einer Blockchain-Handelsinfrastruktur hat ein Nachspiel für das Management des australischen Börsenbetreibers ASX. Wie am Mittwoch bekannt wurde, wirft die Australian Securities and Investments Commission (Asic) dem ASX-Vorstand vor, „irreführende“ Angaben zum Fortschritt des Projektes für Clearing und Settlement gemacht zu haben. Die Aufsichtsbehörde erklärt in der Klage, es habe ein „kollektives Versagen“ von Board und Management beim Aufsetzen der Infrastruktur gegeben.

Zu optimistisch kommuniziert

Die ASX hatte das Projekt Ende 2022 aufgegeben, womit sieben Jahre Entwicklungsaufwand für die Katz waren. Dabei waren auch den indirekt beteiligten Marktteilnehmern Kosten entstanden. Und die Aufsicht nimmt nun daran Anstoß, dass die ASX noch im Februar 2022 erklärte, dass das Upgrade Fortschritte mache und das System im April 2023 aufgeschaltet werden könne - dabei hatte es in der Entwicklung geruckelt, was in der Konsultation von Banken und Market-Makern durchaus bemängelt wurde.

Nur sechs Wochen nach der optimistischen Februar-Mitteilung gestand die ASX ein, dass sich das Projekt verzögern würde. Der dann beauftragte Berater Accenture stellte fest, dass der Projektfortschritt lediglich 63% beträgt - womit man weit entfernt von einem Go-live ist, selbst wenn IT-Sprints hingelegt würden.

Diese Gemengelage hat Asic-Chair Joseph Longo so erzürnt, dass er damit das Vertrauen in die Marktintegrität erschüttert sieht. Bei der Modernisierung der Settlement-Plattform handele es sich um „kritische nationale Infrastruktur“. Longo wird nun in den Asic-Gremien über Strafen für die Verantwortlichen beraten.

Die ASX beauftragte dann Tata Consulting mit der Entwicklung eines neuen Systems für Clearing und Settlement. Damit hat sich die offenkundig notwendige Modernisierung der Infrastruktur um Jahre verschoben. Zudem sind doppelte Kosten entstanden.

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