Neo-Broker

Aufsicht bestraft Robinhood

Die US-Wertpapieraufsicht Finra hat die Online-Handelsplattform Robinhood zu einer Rekordstrafe von 70 Mill. Dollar verdonnert, weil sie ihren Kunden erheblich geschadet habe.

Aufsicht bestraft Robinhood

nok New York

Die amerikanische Finanzaufsicht Finra hat die Online-Wertpapierhandelsplattform Robinhood zur Zahlung von rund 70 Mill. Dollar verurteilt, weil sie ihren Kunden „weit verbreiteten und erheblichen“ Schaden zugefügt hat. Die Summe setzt sich aus einer Strafzahlung von 57 Mill. Dollar und der Rückerstattung von knapp 13 Mill. Dollar plus Zinsen an geschädigte Kunden zusammen. Das ist die bis jetzt höchste von dem Regulierer angeordnete Geldbuße.

Robinhood ist eine wegen gebührenfreien Handels bei Privatanlegern beliebte App, die zuletzt im Zentrum der Turbulenzen um die Gamestop-Aktie und andere in Internetforen hochgejubelte Titel stand. Anfang des Jahres war Robinhood bei Kunden in die Kritik geraten, weil der Kauf von Aktien über die Plattform zeitweilig beschränkt wurde. Das acht Jahre alte Start-up, das zuletzt mit rund 40 Mrd. Dollar bewertet wurde, steht nach amerikanischen Medienberichten auch vor einem Börsengang.

Die Finra begründet die Strafe damit, dass weit verbreitete technische Probleme der Plattform in Zeiten hoher Volatilität einige Händler Zehntausende von Dollar gekostet haben. Robinhood habe außerdem Tausenden von Kunden erlaubt, riskante Optionen zu handeln, auch wenn es für sie „nicht angemessen“ war. Zudem habe Robinhood Kunden falsche oder irreführende Informationen über ihren Kontostand und das Risiko von Verlusten bei Derivategeschäften gegeben. Die Finra hob den Selbstmord eines jungen Robinhood-Kunden im Vorjahr hervor, der fälschlicherweise glaubte, mit Optionsgeschäften mehr als 730000 Dollar Verluste gemacht zu haben. Tatsächlich wies sein Konto aber 16000 Dollar aus.

Robinhood habe seit über fünf Jahren versäumt, ein System für die Einhaltung der Wertpapiervorschriften „zu etablieren und zu pflegen“, erklärte die Finra. „Die Einhaltung dieser Regeln ist nicht optional und kann nicht der Innovation geopfert werden, oder der Bereitschaft, ‚Dinge zu brechen‘ und sie später zu reparieren“, sagte Jessica Hopper, die Leiterin der Strafverfolgung der Finra. Hopper zitierte damit ein Mantra von Facebook, das für viele der innovativen Techfirmen aus dem kalifornischen Silicon Valley gilt. Robinhood wurde wiederholt von Behörden und Gesetzgebern wegen operativer und regulatorischer Versäumnisse kritisiert, die Kunden manchmal ruinösen Verlusten aussetzten. Ende 2020 hatte die Börsenaufsicht SEC eine Geldstrafe von 65 Mill. Dollar verhängt, weil Robinhood Kunden nicht über ihr Geschäftsmodell aufgeklärt hatte. Robinhood leitet die für die Kunden kostenlosen Aufträge an andere Broker weiter und erhält dafür Gebühren.

Wertberichtigt Seite 8