Aufsicht nimmt Wells Fargo an die Leine
sp New York – Die US-Aufsichtsbehörde OCC nimmt die Retailbank Wells Fargo künftig enger an die Leine. Das geht aus einer Mitteilung des im Finanzministerium angesiedelten Office of the Comptroller of the Currency (OCC) hervor, das innerhalb des Treasury Departments die Aufsicht über das Kreditwesen verantwortet. Wie lange die neue Gangart beibehalten wird, blieb ebenso unbeantwortet wie die Beweggründe der Behörde für den neuen Umgang mit der Bank.Wells Fargo, die sich im September wegen dubioser Vertriebspraktiken zu einer Strafzahlung in Höhe von 185 Mill. Dollar verpflichtet hatte, muss ab sofort unter anderem die Neubesetzung von Führungspositionen sowie die Auszahlung von Vergütungen für ausscheidendes Spitzenpersonal (golden parachute) mit dem OCC abstimmen. Für den Erwerb von Neugeschäft, zum Beispiel von neuen Kreditportfolien, ist ebenfalls die Zustimmung der Behörde erforderlich, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Damit geht das OCC hinter die Zugeständnisse zurück, die der drittgrößten US-Bank im Zuge der im September vereinbarten Zahlung gemacht worden waren. Die Behörde machte außerdem noch einmal deutlich, dass frühere Spitzenmanager der größten US-Hypothekenbank wegen der Vorfälle auch persönlich zur Kasse gebeten werden könnten.Mitarbeiter von Wells Fargo haben über Jahre mehr als 2 Millionen Konten ohne Kundengenehmigung eröffnet. Konzernchef John Stumpf, der nach anfänglichem Zögern einen Monat nach Bekanntwerden des Skandals seinen Hut nahm, hat seit dem Jahr 2000 mehr als 250 Mill. Dollar verdient. Für das laufende Jahr hat er nach wachsendem Druck aus der Öffentlichkeit auf 41 Mill. Dollar verzichtet, die ihm in Form von Aktienoptionen zugestanden hätten. Carrie Tolstedt, die über Jahre die Geschäfte in der von dem Skandal betroffenen Sparte verantwortete, verzichtete bei ihrem Rücktritt auf knapp 20 Mill. Dollar. Neben dem OCC ermitteln die Börsenaufsicht SEC und das Justizministerium in der Angelegenheit.