Aufsicht zieht Zügel bei Hebelfinanzierungen an
bn Frankfurt
Europas Bankenaufsicht zieht mit Blick auf den Risikoappetit der Banken kräftig die Zügel an. In einer Rede hat Andrea Enria, Chair des einheitlichen Aufsichtsmechanismus SSM, am Freitag „anhaltenden Überschwang“ sowie exzessive Risikofreude etwa in den Märkten für Leveraged Finance sowie aktienbezogenen Derivaten diagnostiziert und entsprechende Sanktionen der Aufseher angekündigt.
Was Leveraged Finance angehe, habe die EZB ihren aufsichtlichen Dialog mit den größten Akteuren intensiviert, um zu eruieren, ob diese die angemessenen Schritte unternähmen, um ihr Geschäft „auf nachhaltige Art durch den Zyklus“ zu steuern, erklärte er und kündigte an: „Wo wir Defizite sehen, werden wir aufsichtliche Maßnahmen ergreifen.“ In diesem und in anderen Segmenten, in denen Banken aufsichtliche Leitlinien nicht hinreichend umgesetzt hätten, plane die Aufsicht, „die volle Bandbreite der uns zur Verfügung stehenden aufsichtlichen Instrumente anzuwenden“. Dazu gehörten erforderlichenfalls Mindestkapitalanforderungen entsprechend dem jeweiligen Risikoprofil.
Als neuerlichen Warnschuss darf dies unter anderem die Deutsche Bank verstehen, die als einer der großen Spieler im Markt für Hebelfinanzierungen etwa von Private Equity gilt. Vor wenigen Tagen hatte Bloomberg gemeldet, dass die EZB dem Haus höhere Kapitalanforderungen angedroht habe, sollte es seine Risiken im Segment nicht reduzieren. Aus einem gut behaupteten Gesamtmarkt gingen Deutsche-Bank-Aktien 1,4% leichter ins Wochenende.
Obwohl die EZB nach Analyse des Marktes ihre aufsichtlichen Erwartungen niedergelegt habe, seien die Underwriting-Standards der im Markt aktivsten Banken weiter gesunken, sagte Enria. Demnach wies im Schlussquartal 2020 mehr als die Hälfte der Leveraged Loans dieser Institute einen Hebel von mehr als sechs sowie eine Covenant-lite oder No-Covenant-Struktur auf.
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