Aufsichtsbehörden warnen vor DasCoin
Von Andreas Hippin, LondonIn der Wunderwelt der digitalen Münzen haben Regeln, die für andere Anlageformen gelten, offenbar jede Bedeutung verloren. Anders ist der Siegeszug von DasCoin nicht zu erklären. Geht es um Kryptowährungen werden keine Fragen gestellt, schon gar nicht, wenn sie mit vollmundigen Sprüchen beworben werden. Viele sind Spielgeld wie einst der Linden Dollar aus der virtuellen Welt Second Life, die von der Firma Linden Lab kontrolliert wird. Man muss sich schon in der gleichen Parallelwelt befinden, wenn man damit für etwas bezahlen will. Von einer virtuellen Währung wie Bitcoin kann in den meisten Fällen keine Rede sein. Finanzaufseher sind von der Flut von Initial Coin Offerings überfordert. Anlegerschutz gibt es de facto nicht.Bei DasCoin, die als “Währung des Vertrauens” um Investoren wirbt, handele es sich “um eine bessere Lösung zum Speichern und Austauschen von Werten und um den nächsten Schritt in der Entwicklung des Geldes”, heißt es in einer über DGAP verschickten Presseerklärung von DasCoin. Dann wird es kompliziert: “Mitglieder der Netleaders-Community erwerben Lizenzen, die ihnen den Zugriff auf eine bestimmte Anzahl von Zyklen – Kapazitätseinheiten – in der Blockchain gewähren. Diese Zyklen können entweder für unterschiedliche Dienstleistungen verwendet werden oder in die Prägungswarteschlange von DasCoin eingereiht und in DasCoin umgewandelt werden.” Man muss also erst Mitglied bei Netleaders werden, um dann etwas kaufen zu dürfen, aber was genau? “DasCoins werden nicht ,gemint` wie die von Bitcoin und anderen Proof-of-Work-Coins”, heißt es nebulös. Das Unternehmen gibt in der Mitteilung weder Postanschrift noch Telefonnummer an, lediglich eine E-Mail-Adresse. Eine Anfrage der Börsen-Zeitung im Zuge der Recherche für diese Geschichte blieb unbeantwortet. “DasCoin gibt es nicht” Es handele sich um ein Pyramidensystem, warnte Bitmalta schon im vergangenen Sommer. “Die Kryptowährung DasCoin gibt es nicht”, konstatierte die polnische Verbraucherschutzbehörde UOKiK im Dezember vergangenen Jahres. “In Wirklichkeit weiß keiner, was DasCoin ist.” Aber Investoren würden dazu aufgefordert, neue Anleger zu werben, um Geld zu verdienen. In Nordamerika forderte die British Columbia Securities Commission DasCoin zur Einstellung ihrer Aktivitäten auf (Cease & Desist). Das Vorgehen des regionalen Regulierers war Teil von “Operation Cryptosweep”, einer konzertierten Aktion der North American Securities Administrators Association (NASAA).Im April feierte DasCoin in London die “Einführung an öffentlichen Börsen”. Wer glaubte, es handele sich dabei um die London Stock Exchange oder einen anderen renommierten Handelsplatz wurde enttäuscht. DasCoin wird an BTC-Alpha, Coinfalcon und der European Blockchain Exchange EUBX gehandelt. Keine der Börsen gehört dem Verband Crypto UK an, der sich für mehr Transparenz in der Branche einsetzt. BTC-Alpha hat ihren Sitz in einem Wohngebiet in Kenilworth, Warwickshire. Coinfalcon greift auf einen Anbieter virtueller Büros in der Londoner City Road zurück. Die “dezentralisierte” EUBX sitzt in Tallinn.Wer in DasCoin investieren will, sollte sich fragen, ob er sein Geld auch in Aktien oder Anleihen eines in Hongkong eingetragenen Finanzdienstleisters stecken würde, dessen Führungskräfte in Malta und Thailand residieren. Michael Mathias, der Gründer und CEO von DasCoin, hat seinen Wohnsitz in Silema auf der Mittelmeerinsel, Terry O’Hearn, der Gründer und Executive Chairman von Dasfinancial, zieht den Charme von Phuket vor. Netleaders gehört CL Singapore Pte. Ltd. Die in dem ostasiatischen Stadtstaat registrierte Firma befindet sich wiederum im Besitz von Coin Leadership Limited in Dubai.Mathias wird im Internet zudem mit dem Pyramidensystem OneCoin (vgl. BZ vom 17. Oktober 2015) in Verbindung gebracht. Auf der Website von Onelife wird er als Gastgeber eines Webinars mit OneCoin-Gründer Ruja Ignatova zur Markteinführung in den USA im Juli 2015 genannt. Auch John Pretto, der Chairman von Netleaders wird mit OneCoin in Verbindung gebracht. Jonathan Galea, President von Bitmalta, nannte ihn der “Malta Times” einen der größten Promoter des Ponzi-Systems. Auch Behindmlm.com, eine anonyme Website, die sich der Berichterstattung über Multi-Level-Marketing-Systeme (MLM) verschrieben hat, stellt die Verbindung her. In einer Gegendarstellung für die “Malta Times” erklärte Mathias seine Sicht der Dinge. Er habe als Kunde Produkte von OneCoin erworben und – auf Einladung eines Bekannten zur US-Markteinführung von OneCoin an einer weniger als zehnminütigen Diskussion über die Chancen von Kryptowährungen teilgenommen. “DasCoin und OneCoin sind und waren immer vollständig voneinander getrennte Körperschaften”, schrieb Mathias. Es gebe keine wie auch immer geartete Verbindung.