Aus der Achterbahnfahrt der Märkte aussteigen

Investments mit Risikopuffer statt Direktanlage

Aus der Achterbahnfahrt der Märkte aussteigen

Im Kampf gegen Inflation und Konjunkturschwäche hat die Europäische Zentralbank (EZB) im März dieses Jahres mit ihrem Anleihekaufprogramm begonnen. Monat für Monat kauft sie für 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere wie Anleihen von nationalen Förderbanken sowie supranationalen Institutionen. Das Programm soll bis mindestens September 2016 laufen und ein Volumen von insgesamt 1,14 Bill. Euro umfassen. Dadurch befinden sich die ohnehin schon niedrigen Renditen festverzinslicher Wertpapiere weiter im Sinkflug. Bei Fälligkeiten von bis zu vier Jahren sind die Renditen der Anleihen negativ, mit Fälligkeiten von fünf bis acht Jahren lassen sich derzeit 0,2 % erzielen, bei 8 bis 15 Jahren Laufzeit sind es 0,64 %, erst ab 15 bis 30 Jahren Laufzeit liegt die Rendite bei über 1 % (1,27 %) (alles Stand Mitte September). Selbst Unternehmensanleihen guter Qualität rentieren derzeit mit weniger als 1,0 % Zinsen. Welche Alternativen bieten sich daher Anlegern für ein renditestarkes Investment? Schwankungen bleiben hochLaut einer Umfrage halten Analysten bis zum Jahresende Renditen bei zehnjährigen Bundesanleihen von 0,05 % bis 1,25 % für möglich, im Schnitt liegen die Schätzungen bei 0,56 %. Einig sind sie sich darin, dass die Schwankungen an den Anleihemärkten weiter anhalten und hoch bleiben dürften. Anleiheinvestoren sehen sich deshalb dazu gezwungen, auf längere Laufzeiten zu wechseln, schlechtere Bonitäten einzugehen oder auf andere Assetklassen wie etwa Aktien umzusteigen.Anleger, die ein Direktinvestment in Aktien scheuen, können alternativ über Engagements in Investments mit entsprechenden Risikopuffern nachdenken. Hierfür können sich beispielsweise Produkte wie Aktienanleihen oder Memory-Express- sowie Fixkupon-Expresszertifikate eignen.Aktienanleihen zählen zu den beliebtesten Anlageprodukten im Zertifikatemarkt. Dabei handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere, die einen festen Kupon ausschütten – unabhängig von der Entwicklung des zugrunde liegenden Basiswertes. Der Kupon liegt typischerweise weitaus höher als bei klassischen Staats- oder Unternehmensanleihen. Die Höhe des Rückzahlungsbetrages am Laufzeitende der Aktienanleihe ist im Gegensatz zur Zinszahlung abhängig vom Kurs des Basiswerts am Bewertungstag. Aktienanleihen bieten dem Anleger durch eine feste Kuponzahlung selbst während Phasen von leicht fallenden Börsenkursen eine interessante Anlagemöglichkeit. Zum Zeitpunkt der Emission wird der Kupon und der sogenannte Basispreis festgelegt, der über oder unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegen kann oder diesem entspricht. Mit in der Regel kurzen Laufzeiten von zumeist einem Jahr erhalten Investoren einen überschaubaren Anlagehorizont.Im Aktienanleihen-Spektrum werden als Basiswerte vor allem Blue Chips aus Dax und Euro Stoxx 50 gewählt. So lässt sich beispielsweise mit einer Aktienanleihe auf die BASF-Aktie (Kurs von 65,74 Euro/Stand: 24. September 2015) ein jährlicher Kupon von 3,56 % auf den Nennwert erzielen. Dieser Kupon wird gezahlt, unabhängig davon, wie sich die Aktie entwickelt. Die Rückzahlung des Nennwertes ist hingegen an folgende Voraussetzung geknüpft: Am Bewertungstag im September 2016 muss der Aktienkurs von BASF auf oder über dem Basispreis von 56,50 Euro notieren, damit der Anleger den Nennwert erhält. Andernfalls wird dem Anleger die bei Emission festgelegte Anzahl von Aktien ins Depot gebucht.Eine weitere Alternative im Zinstal sind sogenannte Memory-Express-Zertifikate. Bei diesen ist das eingesetzte Kapital bis zu einem Rückgang des zugrunde liegenden Basiswertes am finalen Bewertungstag bis zur Memory-Barriere abgesichert. Sollte allerdings der Schlusskurs des Basiswertes am finalen Bewertungstag unter der Memory-Barriere notieren, partizipiert der Anleger eins zu eins am Verlust des Basiswertes. Ein Memory-Express-Zertifikat bietet die Möglichkeit, für jeden Bewertungstag, an dem die Memory-Barriere nicht unterschritten wird, einen Kupon zu erhalten. Dank des Memory-Mechanismus gehen aber nicht ausgezahlte Kupons keinesfalls verloren, sie können an einem späteren Bewertungstag nachgeholt werden, sofern die Memory-Barriere nicht unterschritten wird. Erreicht bzw. überschreitet der Basiswert das Tilgungslevel an einem Bewertungstag, wird das Produkt vorzeitig zurückgezahlt und der Anleger erhält Nennwert und Kupon. Am finalen Bewertungstag muss der Schlusskurs des Basiswertes auf oder über der Memory-Barriere liegen, um den Nennwert und Kupon (sowie gegebenenfalls den bisher ausgefallenen Kupon) ausgezahlt zu bekommen.Liegt bei einem Memory-Express-Zertifikat auf den Euro Stoxx 50 beispielsweise die Barriere bei 70,0 % des Basispreises, erhalten Anleger selbst bei deutlichen Kursverlusten des Euro Stoxx 50 von bis zu 30,0 % einen jährlichen Kupon (im Beispiel von 5,5 %) bezogen auf den Nominalbetrag von 100 Euro ausgezahlt. Der Memory-Mechanismus sorgt zudem dafür, dass eventuell verpasste Kuponzahlungen über die Laufzeit, sofern an einem Bewertungstag die Memory-Barriere unterschritten wird, (im Beispiel fünfeinhalbjährig, finaler Bewertungstag 21. Januar 2020) nicht verloren sind und nachgeholt werden können. Die Konstruktion als Express-Produkt sichert dem Anleger außerdem die Chance auf eine vorzeitige Rückzahlung. Die jährliche Beobachtung bietet selbst bei temporären stärkeren Kursrückschlägen die Chance auf Kuponzahlungen.Eine Fixkupon-Express-Anleihe kann während der Laufzeit vorzeitig fällig werden. Dies geschieht dann, wenn an einem vorzeitigen Bewertungstag der Schlusskurs des Basiswertes auf oder oberhalb der Tilgungsschwelle notiert. Der Anleger erhält in diesem Fall den Nennwert. Zudem erhält der Anleger an jedem Bewertungstag den fixen Kupon. Sofern es bei der Fixkupon-Express-Anleihe zu keiner vorzeitigen Fälligkeit kommen sollte, ist die Rückzahlung des Produktes abhängig vom Kurs des Basiswertes am finalen BewertungstagEin Beispiel: Die Fixkupon-Express-Anleihe auf die Daimler-Aktie wird spätestens am 18. Dezember 2017 (Rückzahlungstermin) zurückgezahlt. Sie kann während der Laufzeit vorzeitig zurückgezahlt werden, wenn an einem vorzeitigen Bewertungstag der jeweilige Schlusskurs des Basiswertes (Referenzpreis) auf oder oberhalb der Tilgungsschwelle liegt. Zudem erhält der Anleger an jedem Zinszahltag eine Zinszahlung, im Beispiel von 5,6 % des Nennwertes. Sollte bis zum Laufzeitende – letzter Bewertungstag ist der 11. Dezember 2017 – keine vorzeitige Rückzahlung eingetreten sein, erhält der Anleger am Rückzahlungstermin einen Rückzahlungsbetrag, der sich in Abhängigkeit des Referenzpreises am letzten Bewertungstag ermittelt.Angesichts des aktuellen Niedrigzinsumfeldes spricht also vieles für ein Chance-Risiko-optimiertes Investment mit Hilfe der erläuterten Zertifikate-Strukturen Aktienanleihe, Memory Express und Fixkupon-Express-Anleihen. Dabei führen etwaige Rückgänge am Aktienmarkt zu einer Absenkung des Einstiegsniveaus und können damit eine höhere Gesamtrendite ermöglichen. Zudem sind Rückgänge auch mit einem Anstieg der impliziten Volatilität verbunden, was zu einer zusätzlichen Verbesserung der Konditionen von Aktienanleihen, Fixkupon-Express-Anleihen und Memory-Express-Zertifikaten führen kann.—Alana Maue, Associate, Product Manager Public Distribution Germany & Austria, Société Générale