Ausdruck von Verantwortung und Erfolgsfaktor zugleich
Nachhaltiges Wirtschaften ist Ausdruck von Verantwortung gegenüber der Gesellschaft – und entscheidender Erfolgsfaktor. Es treibt Innovationen, steigert die Effizienz, stärkt die Position bei Kunden und auf den Märkten und spielt bei Investitionsentscheidungen von Anlegern eine immer stärkere Rolle. Nachhaltigkeit bedeutet neben der Schonung knapper Ressourcen vor allem, dass sich Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sozial und ökologisch verantwortlich verhalten. Das wird auch zunehmend von Kunden, Verbrauchern und Investoren erwartet. Anders formuliert: Nachhaltigkeit macht wirtschaftlich Sinn und ist langfristig ein Wettbewerbsvorteil. Ambitioniertes SzenarioSieben Milliarden Menschen leben heute auf unserem Planeten. 2050 sollen es neun Milliarden sein. Geht es nach der “Vision 2050” des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), werden diese neun Milliarden Menschen “gut und im Einklang mit den begrenzten Ressourcen der Erde leben”. Das ist angesichts begrenzter und zunehmend knapper Ressourcen ein sehr ambitioniertes Szenario. Damit dies gelingt, benötigen wir effektive Strategien für nachhaltiges Wachstum. Es geht nicht darum, den Lebensstandard zu senken oder auf Konsum zu verzichten, sondern Wachstum von Rohstoffverbrauch zu entkoppeln. Die Industrie muss es schaffen, ihre Leistungen und ihren Wertbeitrag zu steigern und gleichzeitig ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.Diese Idee steht im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie von Henkel: mit weniger Ressourcen mehr erreichen. Innerhalb der nächsten 20 Jahre wollen wir den Wert, den wir erwirtschaften, im Verhältnis zum Fußabdruck, den wir durch unsere Produkte und Dienstleistungen hinterlassen, verdreifachen. Dazu brauchen wir Innovationen, Technologien und Produkte, die mehr Lebensqualität und gleichzeitig einen geringeren Material- und Rohstoffverbrauch und Emissionsausstoß ermöglichen. Kunden fragen nachImmer mehr Kunden wollen heute wissen, ob ein Unternehmen entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette verantwortlich handelt. Um dieser steigenden Nachfrage nach sozial und ökologisch verantwortlich hergestellten Produkten gerecht zu werden, müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie den hohen Qualitätsanforderungen einer nachhaltigen Produktion entsprechen – und zwar von der Gewinnung der Rohstoffe, über Transport und Verarbeitung bis hin zur Anwendung und letztlich Entsorgung ihrer Produkte. Integrierter AnsatzUm diesen Anforderungen zu genügen und unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, haben wir einen integrierten Ansatz gewählt, der unsere Produkte, unsere Partner – Lieferanten wie Kunden – und unsere Mitarbeiter umfasst. Was das konkret bedeutet, möchte ich im Folgenden darstellen. Für Henkel sind innovative Produkte, die Leistungsstärke mit Nachhaltigkeit verbinden, der Schlüssel zum Erfolg. Sie kommen täglich millionenfach in Privathaushalten und in der Industrie zum Einsatz und benötigen häufig Wasser und Energie in der Gebrauchsphase. Bei der Herstellung von Waschmittel zum Beispiel streben wir daher eine stets verbesserte Reinigungsleistung bei immer geringerer Dosierung, niedrigeren Temperaturen und damit geringerem Energieverbrauch an.Ich möchte diese notwendige Verknüpfung von innovativen Technologien und Nachhaltigkeit an einem aktuellen Produkt aus meinem Verantwortungsbereich verdeutlichen: Das Zwei-Kammer-Flüssigwaschmittel Persil Duo-Caps entfaltet bereits bei niedrigen Temperaturen seine volle Waschleistung. Würden alle Haushalte Deutschlands ihre Waschtemperatur um durchschnittlich 10 Grad, beispielsweise von 40 auf 30 Grad, absenken, könnte so viel Energie gespart werden, wie eine halbe Million deutscher Durchschnittshaushalte jährlich verbraucht. Ein weiterer Beitrag zur Nachhaltigkeit: Die Duo-Caps benötigen 70 % weniger Verpackung als eine vergleichbare Flasche. Die vordosierte Waschmittelmenge ist außerdem leicht zu handhaben und verhindert eine Überdosierung und damit unnötigen Ressourcenverbrauch.Innovative Produkte sind gut – wichtig ist jedoch auch, dass die Konsumenten über die richtige Anwendung aufgeklärt werden. Uns geht es darum, durch gezielte Kommunikation Einfluss auf ein verantwortungsvolles Verhalten während der Produktanwendung zu nehmen. Dazu helfen zum Beispiel die Dosiertabellen auf der Verpackungsrückseite oder unser Waschkosten-Rechner im Internet. Dieser veranschaulicht, wie viel Energie und Kosten sich durch das Waschen bei niedrigeren Temperaturen sparen lassen. Auch Handelsketten wie Rewe, dm, Carrefour oder Wal-Mart sind für Henkel wichtige Partner auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Konsum. Sie bieten uns Plattformen, um Verbraucher über nachhaltige Produkte und umweltbewusstes Verhalten bei der Anwendung zu informieren. Lieferanten ins Boot holenUm Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette voranzutreiben, nimmt bei uns das Lieferantenmanagement eine besondere Rolle ein. Unsere Lieferanten und Vertragspartner kommen aus 125 Ländern. Wir wählen sie auch in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften aus – dazu zählen Kriterien wie Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Korruption. Wir versuchen in der gesamten Lieferkette positive Veränderungen anzustoßen, beispielsweise durch gemeinsame Projekte für Prozessoptimierungen, Ressourceneffizienz, Umwelt- und Sozialstandards. 2012 haben wir mit fünf weiteren Unternehmen der chemischen Industrie die Initiative “Together for Sustainability – The Chemical Initiative for Sustainable Supply Chains” ins Leben gerufen. Sie hat zum Ziel, das immer komplexer werdende Lieferantenmanagement transparenter zu machen und den Dialog mit weltweiten Vertragspartnern zu optimieren. Mitarbeiter als BotschafterWichtige Multiplikatoren für das Thema Nachhaltigkeit sind auch unsere rund 47 000 Mitarbeiter weltweit. 2012 haben wir die Idee entwickelt, Mitarbeiter zu Nachhaltigkeitsbotschaftern zu machen. Sie werden so geschult, dass sie das Thema Kollegen, Lieferanten, Kunden oder auch Verbrauchern kompetent und anschaulich vermitteln können. Besonders erfolgreich ist ein Programm, in dem die mittlerweile rund 1 500 Henkel-Nachhaltigkeitsbotschafter Grundschülern verdeutlichen, was Nachhaltigkeit konkret bedeutet und wie jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann. Sie erklären den Kindern beispielsweise, wie sie Wasser und Energie im Badezimmer und beim Waschen sparen können. In diesem Schulprojekt haben wir mittlerweile über 8 000 Kinder in 23 Ländern trainiert. Teil des GeschäftsmodellsNur durch dieses Zusammenwirken von Produkten, Partnern und Mitarbeitern werden wir unsere ambitionierten Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen. Wir tun dies aus der tiefen Überzeugung, damit unserer Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt gerecht zu werden. Aber auch, weil Nachhaltigkeit ein Bestandteil unseres Geschäftsmodells ist und wirtschaftlich Sinn macht.Nachhaltigkeit ist für uns entscheidend für die langfristig erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens. Sie führt zu einer schnelleren Umsetzung von Innovationen, zu günstigeren Kostenstrukturen und letztlich zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Produktionsstätten sind darauf ausgelegt, den ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren. Wir fokussieren uns vor allem darauf, den Energieverbrauch zu verringern und so zum Klimaschutz beizutragen, Materialeinsatz und Abfallmengen zu reduzieren sowie den Wasserverbrauch und die Abwasserbelastungen einzuschränken. Unternehmensweit konnten wir so den Energieverbrauch in den vergangenen zehn Jahren um 43 %, den Wasserverbrauch um 44 % und das Abfallaufkommen um 53 % senken. Ergebnis wird anerkanntKein Wunder, dass Nachhaltigkeit heute auch auf den Finanzmärkten viel stärker wahrgenommen wird: Wem es gelingt, die drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales so zu integrieren, dass ein langfristiger Wert für Unternehmen, Mitarbeiter, Gesellschaft und Aktionäre geschaffen wird, der wird am Finanzmarkt anerkannt. Internationale Ratings bestätigen, dass wir hier auf einem guten Weg sind: Wir wurden unter anderem zum siebten Mal in Folge “Sector Leader” im Dow Jones Sustainability Index.In diesem ganzheitlichen Sinne verstanden stellt sich Nachhaltigkeit weder als Selbstzweck noch als kurzfristige Marketingmaßnahme dar, sondern als Ausdruck unserer gesellschaftlichen Verantwortung und wesentlicher Erfolgsfaktor für unsere Zukunft.—Von Bruno Piacenza, Mitglied des Vorstands von Henkel