"Auskömmliche Margen"

Genossenschaftsbanken widersprechen Commerzbankchef - Über Industriepolitik-Debatte verwundert

"Auskömmliche Margen"

Den Genossenschaftsbanken würden gesunde marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen genügen. Eine “Industriepolitik” – unter diesem Stichwort wird vor allem über eine Großbankenfusion diskutiert – brauchen sie nicht. Mit ihrem Geschäftsmodell jedenfalls kommen sie hierzulande gut über die Runden.ski Frankfurt – “Man kann auch in Deutschland auskömmliche Margen erzielen.” Das wollte Ralf W. Barkey, der Vorstandsvorsitzende des für 14 Bundesländer zuständigen Frankfurter Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen doch einmal festhalten. Die Volks- und Raiffeisenbanken lieferten den Beweis. Die Bundesbankstatistik zeige, dass die deutschen Genossenschaftsbanken in den vergangenen 20 Jahren eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite vor Steuern von 12 % erwirtschaftet hätten. Damit seien sie im Schnitt doppelt so profitabel gewesen wie die privaten Großbanken, sagte Barkey auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes. Wenn er lese, im hiesigen Markt seien international wettbewerbsfähige Renditen nicht zu erzielen – die Aussage stammt von Commerzbankchef Martin Zielke -, dann, so Barkey, “platzt mir schon gelegentlich die Hutschnur”.Nach dem Erfolgsrezept der Kreditgenossen gefragt, verwies er auf die risikoarme Ausrichtung der Gruppe mit ihrem “bodenständigen und deutlich erfolgreicheren Kontrastprogramm”, auf den Umstand, dass die Volks- und Raiffeisenbanken ihr Geschäftsmodell nicht ständig änderten, auf die häufig Jahrzehnte überdauernden Geschäftsbeziehungen gerade zu Mittelständlern und auf die “soziale Kontrolle” mittels der gemeinsamen Sicherungseinrichtung des Verbundes.Auch 2018 haben die Genossenschaftsbanken dem widrigen Zinsumfeld und den von der Regulierung getriebenen Kostensteigerungen standgehalten. Das Betriebsergebnis vor Bewertung der 381 Banken im Verbandsgebiet (ohne Baden-Württemberg, Bayern und die Region Weser-Ems) stieg um knapp 2 % auf 4,1 Mrd. Euro. Dahinter stehen ein unveränderter Zinsüberschuss von 8,8 Mrd. Euro, ein Provisionsergebnis von 3,3 Mrd. Euro (+ 165 Mill.) und Aufwendungen von 8,1 Mrd. Euro (+98 Mill.). Bezogen auf die stärker gestiegene durchschnittliche Bilanzsumme (DBS) sank das Betriebsergebnis leicht auf 0,89 (0,92) %. Im Jahresergebnis nach Steuern (0,24 nach 0,29 % der DBS) wirkte sich die Entwicklung an den Kapitalmärkten aus. Das Eigenkapital wurde weiter um 2,5 Mrd. Euro oder 6,6 % gestärkt.Ein anderer Aufreger ist für Barkey die “Industriepolitik” für den deutschen Bankenmarkt. Er wundere sich über die Diskussion, sei die hiesige Wirtschaft doch vor allem dank der kleineren regionalen Institute gut mit Finanzdienstleistungen versorgt. Die Kreditgenossen benötigten, um erfolgreich wirtschaften zu können, keine Industriepolitik. Ihnen genügten dafür gesunde marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen.Der Verbandsobere beklagte erhebliche Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten kleinerer Institute durch Refinanzierungsvorteile systemrelevanter Großbanken. “Jedes Mal, wenn eine Bank mit öffentlichen Geldern gerettet wird, werden die Gläubiger anderer systemrelevanter Großbanken in der Annahme bestärkt, dass der Staat im Ernstfall für sie einspringen werde”, sagte er. Die Bereitschaft steige, die Anleihen solcher Banken zu geringeren Zinsen zu erwerben. Einen Richtwert für das Ausmaß der Refinanzierungsvorteile liefere ein Arbeitspapier des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (ESRB). Danach könnten sich die systemrelevanten Banken in Deutschland um 0,4 % des Bruttoinlandsprodukts oder rund 13 Mrd. Euro pro Jahr billiger refinanzieren, weil sie “too big to fail” seien. Noch gut 870 PrimärbankenDie Konsolidierung unter den Genossenschaftsbanken setzte sich 2018 fort. Im Verbandsgebiet gab es 18 Zusammenschlüsse, darunter drei Dreierfusionen. Bundesweit sank die Zahl der Institute nach Berechnungen der Börsen-Zeitung im vorigen Jahr um 40 auf gut 870 (neun Fusionen in Baden-Württemberg, acht in Bayern, eine in Weser-Ems, eine Sparda-Fusion). Barkey betonte, dass man auch künftig große, mittlere und kleine Kreditgenossenschaften brauche, um angesichts ganz unterschiedlich zugeschnittener regionaler und lokaler Märkte den Förderauftrag im Sinne der Mitglieder vor Ort bestmöglich zu erfüllen. Der wirtschaftliche Erfolg korreliere ohnehin nicht mit der Institutsgröße.