NOTIERT IN FRANKFURT

Auslandsbanken außer Tritt

An Gratulanten fehlte es nicht, als kürzlich der Verband der Auslandsbanken in Deutschland sein 30. Gründungsjubiläum feierte. "Mit rund 30 000 Mitarbeitern sind die Auslandsbanken am Finanzplatz Deutschland durchaus beschäftigungsrelevant", rief...

Auslandsbanken außer Tritt

An Gratulanten fehlte es nicht, als kürzlich der Verband der Auslandsbanken in Deutschland sein 30. Gründungsjubiläum feierte. “Mit rund 30 000 Mitarbeitern sind die Auslandsbanken am Finanzplatz Deutschland durchaus beschäftigungsrelevant”, rief etwa Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret den Zuhörern in seiner Festrede zu. Der Verband hat sich zweifelsohne rasant entwickelt: 1982 mit sieben Mitgliedern gestartet, zählt die Organisation inzwischen über 200 Mitgliedsunternehmen aus 30 Ländern – dies auch, weil sie nicht mehr nur Banken, sondern längst auch Asset Manager, Fondsgesellschaften, Depotbanken und Leasing- und Factoring-Unternehmen unter ihrem Dach vereint.Gerade aber der Blick auf die Banken mit Kapitalmarktgeschäft ergibt ein etwas ernüchterndes Bild, nachdem der Jubel über den runden Geburtstag verklungen ist. Man hat den Eindruck, die Auslandsbanken gerieten außer Tritt am Finanzplatz Frankfurt: Royal Bank of Scotland stellt das Geschäft in Equity Capital Markets sowie mit Fusionen und Übernahmen ein. J. P. Morgan und Morgan Stanley haben hierzulande an Reputation verloren, nachdem sich die eine Bank in den USA mit fehlgeschlagenen Wetten ein Milliardenloch in die Bilanz gebrannt hat und der Deutschland-Chef der anderen Bank sich mit seiner Rolle beim Kauf einer 45-prozentigen Beteiligung am Energiekonzern EnBW durchs Land Baden-Württemberg ins Abseits manövrierte; UBS hatte zuvor am Handelsskandal um Kweku Adoboli zu knabbern.Unspektakulärer, aber vielleicht nicht weniger einschneidend vollzieht sich der Wandel der Credit Suisse. Als Mitte August publik wurde, dass Deutschland-Chef Michael Rüdiger als Vorstandsvorsitzender zur DekaBank geht, war dies nur der vorläufige Höhepunkt einer ganzen Reihe von Abgängen. Wochen zuvor hatte Axel Wieandt, im Investment Banking in Frankfurt zuständig für Finanzdienstleister, das Handtuch geworfen, im vergangenen Jahr bereits war Martin Korbmacher, für das Investment Banking in Deutschland und Österreich verantwortlich, gegangen. Seine Position wurde nicht neu besetzt.Neben Fehlverhalten macht den Auslandsbanken vor allem ein strategischer Nachteil zu schaffen: Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Kapitalmarktgeschäft. Dort schlägt die Krise besonders stark ins Kontor. Gerade aber wenn die Nachfrage zurückgeht, gewinnt der einheimische Platzhirsch Deutsche Bank im Markt erst recht an Größe. Bei den auswärtigen Häusern wiederum hat der eigene Heimatmarkt bei der Zuteilung von Ressourcen im Zweifel Vorrang. Allerorten müssen Banken ihr Kapital stärken – erst im Juli hat Credit Suisse ein gut 15 Mrd. sfr schweres Programm aufgelegt. Was liegt da näher, als in ohnedies schwächelnden Bereichen zu kürzen. 2009 noch begründete die Deutsche Bank ihre Warnung vor einer Refragmentierung der Märkte mit nationalen Aufsehern und Regierungen, die entschlossen seien, ihren Einfluss sicherzustellen. Mittlerweile, so könnte man meinen, kümmern sich die Banken höchstselbst um die Renationalisierung der Märkte.