Auslandsbanken stehen im Bann der Griechenland-Krise

Verband warnt vor ungewissen Folgen einer Pleite - Direkte Auswirkungen auf Deutschlands Bankensektor dürften aber begrenzt sein

Auslandsbanken stehen im Bann der Griechenland-Krise

bn Frankfurt – Der Verband der Auslandsbanken in Deutschland hält die direkten Folgen eines Zahlungsausfalls Griechenlands für den deutschen Bankensektor für begrenzt, warnt aber vor unabsehbaren mittelbaren Auswirkungen. Ein Problem sei, dass niemand wisse, wie es derzeit tatsächlich um die Finanzen Griechenlands bestellt sei, erklärte Stefan Winter, Vorstandsvorsitzender des Verbands, am Montag in Frankfurt.In den kommenden 14 Tagen dürfte die Situation klarer werden, sagte er: “Wir glauben, es wird sehr, sehr eng. Insofern sehen wir das mit großer Sorge.” Angst vor Grexit geht umDie Euro-Finanzminister traten am Montag zusammen, um über die Lage Griechenlands zu beraten. Die Gespräche stehen unter hohem Zeitdruck, da ohne eine Vereinbarung über die Reformen blockierte Hilfsgelder von 7,2 Mrd. Euro nicht an Athen ausgezahlt werden können. Das Risiko einer Pleite des Landes und eines möglichen Austritts aus der Eurozone setzte zu Wochenbeginn in Europa die Aktienkurse, die Notierungen von Anleihen sowie den Euro unter Druck. Zeit genug zur PositionierungDie direkten Auswirkungen einer Pleite Griechenlands auf Deutschlands Bankensektor hält Winter gleichwohl für begrenzt. Die Engagements des deutschen Bankensektors betrügen gerade noch 2,4 Mrd. Euro, berichtete er unter Berufung auf Daten der Bundesbank.Anders als im Falle des Kollapses von Lehman Brothers habe der Finanzsektor genug Zeit gehabt, sich auf das drohende Szenario einzustellen. Wer jetzt noch Positionen halte, habe sich ganz bewusst dazu entschieden. Weitaus unklarer sind nach Einschätzung des Verbands die mittelbaren Folgen einer Pleite Griechenlands sowie eines Austritts aus der Währungsunion.Völlig offen sei, wie Anleger in der Euroland-Peripherie auf ein solches Szenario reagieren würden, sagte Winter. Er erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass Banken infolge regulatorischen Gegenwinds ihre Handelspositionen inzwischen auf etwa ein Zehntel oder ein Fünftel des Ausmaßes vor der Finanzkrise zurückgefahren hätten. Entsprechend gering sei die Liquidität auf den Märkten und damit die Fähigkeit von Marktteilnehmern, ihre Positionierung rasch unerwarteten Ereignissen anzupassen. Gelassenheit nach WahlGelassener verfolgt der Verband offenbar die Entwicklung in Großbritannien nach der Parlamentswahl dort sowie angesichts des geplanten Referendums über einen Verbleib in der EU. Die Antwort könne nicht sein, “wir gehen raus aus Europa”, erklärte Joachim von Schorlemer, stellvertretender Vorsitzender des Verbands sowie Country Executive Germany, Austria, Switzerland der Royal Bank of Scotland (RBS). Das ergebe keinen Sinn und sei von der Regierung auch nicht gewünscht.Folglich werde Premier David Cameron ein Referendum über den Verbleib in der Europäischen Union erst dann ansetzen, wenn die Stimmungslage “etwas klarer ist”, sagte er. In der Bevölkerung gebe es zwar Sympathien für einen Austritt, ergänzte Stefan Winter. “Aber ich glaube, das wird man drehen.” Noch seien die Argumente, speziell für einen EU-Verbleib, noch nicht ausgetauscht.Schorlemer hat eigenen Angaben zufolge “keine Indikation” dafür, dass ausländische Firmen Investitionen auf der Insel im Lichte der Wahlergebnisse überdenken. Die deutsche Industrie sei ohnehin eher an Vertrieb in Großbritannien interessiert als daran, dort große Produktionsstätten zu haben, erklärte Schorlemer.