Außerordentlicher Anlageerfolg
Die Hertie-Stiftung fährt 2015 bei ihrer Vermögensanlage eine üppige Ernte ein. Statt der notwendigen 5 % beträgt die Performance nahezu das Doppelte. Geholfen hat die vor Jahren begonnene Abkehr von Renteninvestments hin zu Sachwerten wie Aktien, Private Equity und Immobilien. Damit lässt es sich im Niedrigzinsumfeld gut leben.sto Frankfurt – Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung blickt auf ein Jahr mit einer außerordentlich guten Performance zurück. Statt der angepeilten 5 %, die für konstante Ausschüttungen und Werterhalt notwendig sind, wurde eine Rendite von 9,5 % erwirtschaftet, hieß es auf der Jahrespressekonferenz. Damit konnte die Stiftung einerseits 26 (i.V. 24,3) Mill. Euro für diverse Projekte bereitstellen und andererseits Kapital und stille Reserven aufstocken. “Da wir in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt eine jährliche Rendite von 7,3 % erwirtschaftet haben, summiert sich der Überertrag nunmehr auf 10 % unseres Vermögens, das mehr als 1 Mrd. Euro beträgt”, zeigte sich der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Bernd Knobloch im Umfeld der Null- bis Negativzinsen sichtlich entspannt für die Vermögensanlage der Stiftung. Stille Reserven legen zuGetrieben wurde die Performance von den Aktien-, Private-Equity- und Immobilien-Investments. Die stillen Reserven stiegen per Ende 2015 binnen Jahresfrist von 160 auf 200 Mill. Euro. In die Gewinnrücklagen gingen 17,4 Mill. Euro nach 10,2 Mill. Euro. Die Summe der erwirtschafteten Mittel durch das Vermögensmanagement stieg von 36,0 auf 43,4 Mill. Euro.Mit einer hohen Gewichtung von Sachwerten (Aktien, Immobilien und Private Equity) hat sich die Hertie-Stiftung schon vor längerer Zeit von der Renditetalfahrt der Renten abgekoppelt. Die grundsätzliche Vermögensstruktur beträgt 35 % in Aktien, jeweils ein Viertel in Immobilien und Renten sowie 15 % in alternativen Anlagen – neben Private Equity auch Infrastruktur und Debt Funds. Immer weniger RentenDer Rentenanteil wird mit dem Auslaufen der Papiere zugunsten der Sachwertinvestments zurückgefahren. Denn selbst mit Unternehmensanleihen seien kaum noch ordentliche Renditen zu erwirtschaften. Der Rentenanteil betrug Ende 2015 nur noch 23 % und liegt per Ende des ersten Quartals 2016 noch darunter.Stattdessen wurde in den Wochen der sinkenden Aktienkurse der Equity-Anteil auf 36 % erhöht und derjenige der alternativen Anlagen auf 17 %. Um die Volatilität der Aktien-Investments zu mindern, setzt die Hertie-Stiftung verstärkt auf Zertifikate. “Diese nehmen zwar nicht alle Kursgewinne nach oben hin mit, aber bieten dafür eine Absicherung nach unten”, erläuterte Knobloch. Die für eine Stiftung wichtigen konstanten Erträge kommen bei der Hertie-Stiftung zunehmend aus Private-Equity-Fonds, die zeitlich gestaffelt gestartet und damit versetzt aufgelöst werden. 2015 erwirtschaftete der Private-Equity-Anteil des Vermögens (11 %) eine Performance von mehr als 14 %, zumal die guten Kapitalmärkte hier für zusätzlichen Rückenwind gesorgt hatten. Mehr ZertifikateTrotz des schlechten Klimas an den Märkten habe die Hertie-Stiftung im ersten Quartal keine Verluste eingefahren, berichtete Knobloch. Er ist optimistisch, 2016 die benötigte Mindest-Performance von 5 % zu erreichen. Dafür will er das Vermögen in Zertifikaten aufstocken. “Angesichts des Milliardenvermögens können wir es uns außerdem leisten, noch mehr in illiquide Assets aus dem Bereich der alternativen Anlagen zu investieren.”Die 1974 von den Erben des Kaufhausinhabers Georg Karg (Inhaber der Hertie-Warenhaus-Kette) gegründete Stiftung konzentriert sich auf die Gebiete Neurowissenschaften, Bildung, Beruf und Familie. Vorstandsvorsitzender ist seit 2014 Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit und Leiter des Bundesamts für Migration. InnovationskollegFür 2016 sei die Weiterentwicklung des 2015 gestarteten Hertie-Innovationskollegs geplant, berichtete Weise. Hier können junge Leute sich für Thinktanks bewerben, die sich etwa mit der Zukunft des europäischen Zusammenlebens, des gesellschaftlichen Zusammenhalts oder der Demokratie beschäftigen.