Australische Börse ASX hält an Blockchain-Plattform fest

Start im Nachhandel auf Frühjahr 2022 verschoben

Australische Börse ASX hält an Blockchain-Plattform fest

bg Frankfurt – Der australische Börsenbetreiber ASX hat angekündigt, dass die geplante Blockchain-Plattform im Nachhandel zu weiten Teilen fertiggestellt ist und noch im Juli Marktteilnehmer das System testen könnten. 89 % des Basisdienstes für Clearing und Settlement seien funktional in der Schnittstelle zum Kunden, der Customer Development Environment (CDE). Mit Installation einer siebten Software-Schicht seien nun 34 Marktteilnehmer aus dem Bereich Broker, Aktienregister und spezialisierte Software-Dienstleister an CDE angeschlossen. Konsultation läuftDa aber die zweite Phase der Konsultation mit den Marktteilnehmern zur Ablösung des noch laufenden Chess-Systems wegen der Coronasituation nicht wie geplant im Juni starten konnte, wird die Live-Schaltung des neuen Systems um ein Jahr verschoben auf April 2022. Dabei soll die volle Funktionalität des auf Distributed Ledger Technology (DLT) beruhenden Systems im April 2021 hergestellt sein. Die von ASX dokumentierten Fortschritte zeigen, dass ein DLT-System mit seinen Vorteilen des direkten Settlement und automatisierter Folgehandlungen für Wertpapiere zumindest auf Größe eines Kapitalmarktes wie Australien funktionieren sollte. Damit wären Sorgen wegen mangelnder Skalierbarkeit und Sicherheit obsolet, sofern sich diese DLT-Qualitäten auch auf größere Handelsplätze übertragen lassen.Der Post-Trade-Bereich gilt als adäquat für DLT-Plattformen, weil es hier weniger auf Mega-Geschwindigkeit ankommt, sondern mehr auf integrierte Prozesse für die Verfügbarkeit von Wertpapieren. Aufgrund der erhöhten Funktionalität drohen angrenzende Wertpapierdienstleister allerdings beim Einsatz von DLT-Systemen ihre Geschäfte als Mittelsmänner zu verlieren. In Australien hat deswegen bereits Computershare, die ein Aktienregister betreibt, Widerspruch zu Protokoll gegeben und fordert, dass das neue System nicht vor dem Frühjahr 2023 aufgeschaltet werden dürfe.Denn angeblich würden von der ASX nicht ausreichend Informationen zu Technologie, Betrieb und regulatorischen Grundlagen bereitgestellt. Zudem seien die Marktteilnehmer nicht über die geplante Gebührenstruktur aufgeklärt worden. Das ist ein signifikanter Punkt, muss doch transparent dargestellt werden, ob die ASX Effizienzvorteile auch in Form von Gebührensenkungen an die Wertpapierindustrie weiterreicht. An der australischen Börse werden täglich 2,5 Milliarden Transaktionen ausgeführt.Im Oktober sollen alle Marktteilnehmer Zugang zum Testnetz erhalten, im Dezember dann die Spezialisten für Backoffice-Software. Dies ist notwendig, damit individuelle Anpassungen (“Customizing”) in den IT-Systemen der ASX-Kunden vorgenommen werden können. Die Backoffice-Tests sollten eigentlich schon im Sommer beginnen – was wohl der eigentliche Grund für die Verschiebung des Go Live ist.