Autoversicherer profitieren weiter
ak Köln
Die Autoversicherer dürften auch im laufenden Jahr gut verdienen. Die Ratingagentur Assekurata prognostiziert in ihrem Marktausblick für die Branche eine weiterhin gedämpfte Schadenbelastung. Grund sei die anhaltend eingeschränkte Mobilität. Assekurata verwies auf die Daten des Statistischen Bundesamtes, nach denen von Januar bis Anfang Mai die Mobilität deutlich unter dem Niveau von 2019 lag – meist im zweistelligen Prozentbereich niedriger. Dadurch seien weniger Unfälle und auch geringere Versicherungsschäden zu erwarten. „Das schafft Spielraum für Beitragssenkungen“, sagte Analyst Dennis Wittkamp am Mittwoch. Einige wenige Versicherer wie die HUK-Coburg und die DEVK hatten auch bereits angekündigt, wegen der geringen Unfallzahlen im vergangenen Jahr ihren Kunden 2021 Beitragszahlungen zurückzuerstatten.
Assekurata rechnet jedoch nicht mit einer Rückkehr zum ruinösen Preiswettbewerb in der Kfz-Versicherung wie vor einigen Jahren, als die Schaden-Kosten-Quote zwischen 2008 und 2013 sich branchenweit dauerhaft über 100% bewegte und die meisten Unternehmen damit versicherungstechnische Verluste einfuhren. Durch die abnehmende Bedeutung der Kapitalanlageergebnisse im Niedrigzinsumfeld könnten sich das die Versicherer heute kaum mehr leisten.
Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Autoversicherer rund 2,3 Mrd. Euro weniger für Schäden zahlen müssen als 2019. Allein die Top 10 der Branche hätten etwa 1,2 Mrd. Euro „gespart“, wie Wittkamp ausführte. Die Schaden-Kosten-Quote stürzte branchenweit um mehr als 8 Prozentpunkte auf 90%. Der versicherungstechnische Gewinn der Kfz-Versicherer summierte sich auf rund 2,9 Mrd. Euro nach weniger als 500 Mill. Euro im Jahr zuvor. Zum großen Teil geht das Ergebnisplus auf die Auswirkungen der Pandemie zurück, doch auch die Naturkatastrophenbilanz fiel für die Versicherer im vergangenen Jahr günstig aus. Aus den ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft geht hervor, dass 2020 ein vergleichsweise ruhiges Jahr war. Stürme, Starkregen und Hochwasser kosteten die Assekuranz 1,95 Mrd. Euro, davon entfielen 350 Mill. Euro auf die Kfz-Versicherer. Der langjährige Mittelwert für Schäden aus Naturkatastrophen liegt fast doppelt so hoch.
Mit großen Sprüngen nach unten rechnet Assekurata bei den Preisen für eine Autoversicherung jedoch nicht. Die lang anhaltende Phase von Beitragssteigerungen sei bereits 2019 zu Ende gewesen, 2020 seien leicht sinkende Durchschnittsbeiträge in der Kfz-Haftpflicht- und in der Kasko-Versicherung zu beobachten gewesen.
Der Anreiz, die eigenen Beiträge durch Datenlieferungen an den eigenen Versicherer zu senken, zieht bei den Deutschen eher wenig. Telematik-Tarife bleiben in der Kfz-Versicherung ein Nischenprodukt. Assekurata schätzt die Zahl der Telematik-Policen in Deutschland auf gut 500000. Etwa 85% davon dürften nach Meinung der Ratingagentur auf Allianz und HUK-Coburg entfallen. Assekurata hält ein Anwachsen des Vertragsbestands auf über eine Million bis 2025 für möglich. Trotz hoher technischer und finanzieller Markteintrittsbarrieren nehme die Zahl der Anbieter weiter zu. Kleine Versicherer könnten mit Plattformlösungen in die Telematik einsteigen.