AWD ist Klotz am Bein von Swiss Life
dz Zürich – Der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life kommt mit seiner teuer erstandenen deutschen Vertriebsgesellschaft AWD einfach nicht auf einen grünen Zweig. Von Anfang Januar bis Ende Juni gingen die Umsatzerlöse der von Carsten Maschmeyer gegründeten Gesellschaft im Vorjahresvergleich um 13 % auf 232 Mill. Euro zurück. Der Betriebsgewinn brach um 40 % auf nur mehr 13,1 Mill. Euro ein, nachdem der Konzern die schon im Vorjahr gebildeten Rückstellungen für Rechtsfälle in Österreich und Deutschland um weitere 9,3 Mill. Euro erhöhen musste.Besonders zu denken geben muss Swiss-Life-Chef Bruno Pfister aber die Tatsache, dass AWD im Berichtsabschnitt just im Hauptmarkt Deutschland mehr als ein Fünftel Umsatz eingebüßt hat. Dort hatten sich die Schweizer nämlich den größten Erfolg versprochen, als sie Maschmeyer und seinen Mitaktionären 2008 für den vollständigen Besitz von AWD die immense Summe von 1,9 Mrd. sfr hingeblättert hatten. Seit dem Eigentümerwechsel bewegt sich der Strukturvertreiber nur noch im Krebsgang. Immer mehr drängt sich inzwischen die Frage auf, ob die mit einem Goodwill von 1,1 Mrd. sfr in der Swiss-Life-Bilanz figurierende AWD weiter abgeschrieben werden muss.Eine außerordentliche Überprüfung habe die Werthaltigkeit der Tochtergesellschaft per Ende Juni zwar bestätigt, sagte Swiss-Life-Finanzchef Urs Thomas Buess am Freitag in Zürich. Er könne aber nicht ausschließen, dass der Wert vor Ende dieses Jahres doch noch korrigiert werden müsse.Trotz des AWD-Flops hat Swiss Life mit einem Halbjahresgewinn von 361 Mill. sfr deutlich besser gewirtschaftet, als Analysten erwartet hatten. Das Ergebnis liegt zwar 10 % unter dem entsprechenden Vorjahreswert, auf einer um Sondereffekte bereinigten Basis fiel es indessen um 15 % besser aus.Allein der Verkauf von europäischen Staatsanleihen brachte dem Konzern einen Gewinn von 900 Mill. sfr. Swiss Life hat in den Monaten Mai und Juni deutsche, niederländische und französische Staatspapiere im Wert von 7,8 Mrd. sfr veräußert. Die Mittel seien mehrheitlich in US-Schatzanleihen investiert worden, hieß es. Damit hat der Konzern fast ein Fünftel seiner in staatlichen Anleihen platzierten Kapitalanlagen von 42,2 Mrd. sfr umgeschichtet. Zwar dürfte die Gewinnrealisierung das Hauptmotiv für diese ungewöhnlich radikale Maßnahme gewesen sein. Doch Swiss Life begründet die Umschichtung auch mit gestiegenen Spannungen im Euroraum. Für den Fall eines Auseinanderbrechens des Euroraums seien für weniger sichere Schuldnerländer die Risiken einer Redenominierung der Staatsschulden nach deren nationalem Recht gestiegen. In diesem Fall gerieten vor allem Anleihen aus bisher “sicheren” Schuldnerländern wie Deutschland unter Druck, hieß es.—– Wertberichtigt Seite 8