Axa verkauft Assetmanagement für 5,4 Mrd. Euro an BNP Paribas
Unternehmensstrategie
Axa verkauft Assetmanagement für 5,4 Mrd. Euro
Versicherer will durch den Ausstieg das Geschäftsmodell vereinfachen – Zukauf in Italien soll das Versicherungsgeschäft stärken
Mit seinen Halbjahresergebnissen hat Axa die Erwartungen übertroffen. Der französische Versicherer will sich künftig auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Deshalb trennt er sich von seinem Assetmanagement. Gleichzeitig übernimmt er Nobis aus Italien, einen Anbieter von Schaden- und Unfallversicherungen.
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Axa will sich künftig nur noch auf die Versicherungsaktivitäten konzentrieren. Der französische Versicherungsriese will sich deshalb von seinen Assetmanagement-Aktivitäten trennen und Axa Investment Managers (Axa IM) für 5,1 Mrd. Euro an BNP Paribas verkaufen. Die beiden Gruppen kündigten exklusive Verhandlungen an. Die größte Bank der Eurozone wird Axa IM zusammen mit anderen Assetmanagement-Aktivitäten des Versicherers übernehmen und dafür insgesamt 5,4 Mrd. Euro zahlen. Dadurch entsteht nach Angaben von Axa ein neuer Branchenriese mit einem verwalteten Vermögen von 1,5 Bill. Euro.
Anfang Juli hatten Gerüchte die Runde gemacht, Axa und BNP könnten in der Vermögensverwaltung zusammenarbeiten. Axa und BNP wollen die geplante Transaktion im zweiten Quartal 2025 abschließen. Durch sie wird BNP zum zweitgrößten Vermögensverwalter Europas nach Amundi und vor Natixis IM aufsteigen. Die Crédit Agricole-Tochter kommt auf ein verwaltetes Vermögen von 2,16 Bill. Euro, Natixis IM auf 1,225 Bill. Euro, Axa IM auf 858 Mrd. Euro und BNPP AM auf 562 Mrd. Euro.
Langfristige Partnerschaft geplant
Die Entscheidung, sich aus der Vermögensverwaltung zu verabschieden, erfolge im Rahmen der Strategie, das Geschäftsmodell zu vereinfachen und sich auf die Versicherungsaktivitäten zu konzentrieren, erklärte Axa. Vor dem Hintergrund der beschleunigten Konsolidierung des Assetmanagements und der verstärkten Konkurrenz in dem Segment habe man verschiedene Optionen für Axa IM geprüft, erläuterte Axa-Chef Thomas Buberl. „Durch die Zusammenlegung der Kräfte mit denen von BNP Paribas wird Axa IM zu einem Vermögensverwalter von weltweiter Dimension mit einer stärkeren globalen Präsenz, einem größeren Angebot und dem gemeinsamen Ziel, führend für verantwortungsbewusste Investitionen zu sein.“
Der Versicherer und BNP planen im Rahmen des geplanten Verkaufs eine langfristige Partnerschaft für das Assetmanagement. Axa soll dabei die Kontrolle über die Schaffung von Produkten, die Entscheidung über die Zusammensetzung des Anlageportfolios und die Aktiv-Passiv-Steuerung behalten.
BNP will für Axa IM 5,1 Mrd. Euro in bar zahlen. Zusätzlich werde Axa im Vorfeld 300 Mill. Euro für den Verkauf von Select an Axa IM erhalten, erklärte der Versicherer. Die früher unter dem Namen Architas bekannte Gesellschaft bietet Privatkunden in Frankreich, Belgien, Hongkong und Indonesien Investmentlösungen an. Der Gesamtpreis von 5,4 Mrd. Euro entspricht laut Axa dem 15fachen des operativen Ergebnisses der Aktivitäten im Jahr 2023.
Aktienrückkaufprogramm nach dem Verkauf
Durch den Verkauf dürfte das operative Ergebnis um schätzungsweise 400 Mill. Euro pro Jahr sinken, erklärte Axa. Die Veräußerung von Axa IM dürfte durch das organische Wachstum des Unternehmens wettgemacht werden, sagte Konzernchef Thomas Buberl „Les Echos“. Den einmaligen Veräußerungswert schätzt der Allianz-Wettbewerber auf 2,2 Mrd. Euro. Zum Ausgleich der durch den Verkauf erwarteten Ergebnisverwässerung direkt nach Abschluss der Transaktion ein Aktienrückkaufprogramm über 3,8 Mrd. Euro geplant, kündigte der Versicherer an.
Der angekündigte Verkauf von Axa IM erfolge zu einem Preis, der über dem von ihm angesetzten Wert liege, schrieb UBS-Analyst Will Hardcastle in einer Studie. Das mache mit Blick auf die Bewertung der Aktien mehr als 2% aus. Investoren zumindest reagierten positiv auf Axas Neuigkeiten. Der Versicherer hat neben dem Verkauf von Axa IM auch besser als erwartete Halbjahresergebnisse veröffentlicht und eine Übernahme in Italien angekündigt. Die Aktie legte Freitag in Paris bis Börsenschluss 1,4% zu.
Ziel des Stratgieplans bestätigt
Die Nummer Zwei der europäischen Versicherungsbranche konnte ihr Nettoergebnis in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5% auf 4,02 Mrd. Euro steigern. Die Bruttoprämien und andere Umsätze legten 7% auf knapp 59,87 Mrd Euro zu. Im Schadensgeschäft stiegen sie um 7% auf 32,52 Mrd. Euro getragen von Unternehmensversicherungen, im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft um 8% auf 26,51 Mrd. Euro. Die Einnahmen der Vermögensverwaltung wiederum verbesserten sich um 5% auf 787 Mill. Euro.
Das operative Ergebnis des Konzerns fiel mit 4,24 Mrd. Euro 3% höher als im ersten Halbjahr 2023 aus. Die Solvenzquote belief sich wie Ende letzten Jahres unverändert auf 227%. Die Axa-Führung ist zuversichtlich, dass sie im Gesamtjahr das operative Ergebnis je Aktie im Rahmen des im Strategieplan festgelegten Ziels steigern kann. Axa will es 2023 bis 2026 im Schnitt um 6% bis 8% pro Jahr steigern. Im ersten Halbjahr legte es 4% auf 1,87 Euro zu.
Axa teilte jetzt zudem mit, sich in Italien verstärken zu wollen. Der Versicherer will deshalb Gruppo Nobis für bis zu 478 Mill. Euro übernehmen, einen Anbieter von Schaden- und Unfallversicherungen für den standardisierten Privatkundenmarkt. Nobis hat 2023 Bruttoprämien von 500 Mill. Euro und ein Nettoergebnis von 35 Mill. Euro verbucht.
Weitere Zukäufe möglich
Dazu könnten weitere Zukäufe kommen, denn Axa schaut sich nach Angaben von Konzernchef Buberl Übernahmemöglichkeiten in seinen Geschäftsfeldern und Märkten an. Axa habe zwar keine spezielle für Fusionen und Akquisitionen vorgesehene Kasse, sagte er. Aber die Ressourcen, um sich zu verstärken.