IM GESPRÄCH: PATRICK DAHMEN

Axa will Talfahrt im Lebengeschäft stoppen

Spartenchef mit Start des neuen Produkts mit eingeschränkter Garantie zufrieden - Mehr Corporate Bonds

Axa will Talfahrt im Lebengeschäft stoppen

Nur noch 4% Marktanteil in der Lebensversicherung sind der deutschen Axa nicht genug. Mit einem neuen Hoffnungsträger im Produktportfolio soll es wieder aufwärtsgehen. Im Zinstief investiert die Axa bei den Kapitalanlagen verstärkt in Unternehmensanleihen.Von Antje Kullrich, DüsseldorfAxa Deutschland will in diesem Jahr den zuletzt drastischen Verfall von Einnahmen und Marktanteilen in der Lebensversicherung aufhalten. Mit dem Verkauf des neuen zentralen Produkts mit einem veränderten Garantiemodell, der “Relax-Rente”, zeigte sich Spartenchef Patrick Dahmen im Gespräch mit der Börsen-Zeitung “sehr zufrieden”. Gut 21 000 Verträge hat der siebtgrößte deutsche Lebensversicherer seit Jahresanfang verkauft. Das entspricht gut einem Fünftel des gesamten Neugeschäfts in der Lebensversicherung. “Bis Ende vergangener Woche haben wir 31 Mill. Euro APE erreicht”, sagte Dahmen. APE (Annual Premium Equivalent) drückt das Neugeschäft mit den laufenden Beiträgen sowie 10 % der Einmalbeiträge aus. HoffnungsträgerDer Axa-Hoffnungsträger “Relax-Rente” ist eine Fondspolice, die nicht zu jedem Zeitpunkt der Vertragslaufzeit, aber an deren Ende eine Bruttobeitragsgarantie bietet. Das bindet bei dem Versicherer deutlich weniger Kapital als die klassischen festen, lebenslangen Garantieversprechen. Auch die Wettbewerber Allianz und Ergo haben eine ähnliche neue Produktgeneration auf den Markt gebracht.Mit Blick auf die traditionell umsatzstarken letzten Monate des Jahres hofft der Axa-Vorstand, den Neugeschäftsabrieb von jeweils rund 17 % in den vergangenen beiden Jahren zu stoppen. “Wir versuchen, das Jahr mit einem kleinen Plus abzuschließen”, sagte Dahmen. StrategieschwenksDie größte Auslandstochter des nach Beitragseinnahmen größten europäischen Versicherers war in der Lebensversicherung in den vergangenen Jahren von Rang 5 auf 7 abgerutscht mit zuletzt nur noch einem Marktanteil von 4,1 %. Ursachen waren der teure Flop des kapitalmarktnahen Produkts Twinstar, das der Axa in der Finanzkrise zweistellige Millionenverluste beschert hatte, ein mehrfacher Schwenk in der Produktstrategie und der weitgehend fehlende Bankvertrieb. Mittelfristig lautet das Ziel, den Anteil der aus Sicht der Axa renditestärkeren Fonds- und Biometrieprodukte im Neugeschäft auf 70 % auszubauen. Die klassischen Produkte mit Festgarantien, die im vergangenen Jahr noch 54 % im Verkauf ausmachten, sollen nur noch maximal 30 % im Mix ausmachen – und vor allem aus der betrieblichen Altersvorsorge kommen.Die Investitionen ins Neugeschäft glaubt sich der finanziell stabil aufgestellte Versicherungskonzern (S & P-Rating: “A+”, Ausblick: stabil) leisten zu können. Die gerade zu Ende gegangene große Abfrage der Finanzaufsicht BaFin zur Lage der Lebensversicherer hat dem Konzern nach Darstellung von Dahmen keine Probleme bereitet: “Wir sind ordentlich aufgestellt und somit zufrieden.” 40 Mrd. Euro schwerIm anhaltenden Zinstief steht für die Axa auf der Kapitalanlageseite im Vordergrund, dass sich die Laufzeit der Anlagen sowie der Versicherungsverträge möglichst decken. Durch Diversifikation versucht der Versicherer wie der Rest der Branche etwas mehr Rendite herauszuholen. Die Neuanlagerendite in diesem Jahr bezifferte Dahmen auf 3 %. In der Lebensversicherung verwaltet das Unternehmen rund 40 Mrd. Euro. Davon stecken 4 % in Aktien und anderen Risikopapieren wie Private Equity, bis zu 5 % entfallen auf High Yields, 4 % auf Immobilien und 23 % auf festverzinsliche Unternehmenspapiere. Dazu zählen laut Dahmen auch Infrastrukturinvestments und gewerbliche Immobilienfinanzierungen. “Da ist noch etwas Luft nach oben”, sagte der Lebensversicherungsvorstand zum Anteil der Corporates. Die strategische Asset-Allokation leite sich aus den kommenden Solvency-II-Regeln ab. Die Axa rechnet konzernweit ein internes Modell.