B2B-Fintechs sind Freund und Feind der Banken

Berlin stellt andere deutsche Standorte in den Schatten - Beim Geschäft mit Firmenkunden steht der Zahlungsverkehr im Zentrum

B2B-Fintechs sind Freund und Feind der Banken

bg Frankfurt – In Deutschland gibt es einer aktuellen Erhebung von Barkow Consulting zufolge 284 Fintechs, die im B2B-Geschäft tätig sind. 103 davon buhlen mit Banken um Unternehmen, die bislang deren Firmenkundengeschäft zugeordnet sind. Im Fokus steht für diese Firmenkunden-Fintechs im Rollout ihres Geschäftsmodells derzeit das untere Mittelstandsgeschäft, vor allem im Finanzierungsbereich. Über ein Viertel der 284 deutschen B2B-Fintechs bietet Finanzierungslösungen an. Darunter fallen zum Beispiel Kreditvermittler und Anbieter von Forderungsfinanzierungen. Ein ÜberblickDie am Mittwoch in Frankfurt gemeinsam mit ING Wholesale Banking, Deloitte und CMS vorgestellte Studie “Gegner, Helfer, Partner. Fintechs und das Firmenkundengeschäft der Banken” ist die erste, die einen Überblick über das B2B-Segment im Fintech-Sektor bietet und gleichzeitig granulare Daten selektiert. Im B2B-Standortranking ist Berlin mit 88 dort ansässigen Fintechs deutlich vorn, München und Frankfurt folgen auf den Plätzen mit 39 bzw. 37. Damit kann die Spree-Metropole ihre aus dem B2C-Geschäft bekannte Position auch im B2B-Sektor festigen – die Anziehungskraft für das Start-up-Ökosystem in der Hauptstadt ist unverändert hoch, auch für internationale Gründer und Venture-Capital-Gesellschaften sowie das Talentscouting. Bedrohung aus PlattformenAllerdings ist der Anteil der B2B-Fintechs mit jeweils knapp zwei Dritteln an den beiden größten deutschen Finanzplätzen Frankfurt und München deutlich höher als in Berlin, wo es knapp die Hälfte ist. Fintechs mit Fokus auf B2B und B2C sind den Daten zufolge in Deutschland etwa gleich verteilt. Mit 52 % ist das B2B-Segment sogar marginal größer. Für die Banken können die B2B-Fintechs Herausforderer oder Freunde sein. Der Studie zufolge sind nur 13 Fintechs mit ihrem Geschäftsmodell als Freunde der Banken einzustufen – und dabei zählen auch jene Plattformbetreiber dazu, die gleichzeitig Herausforderer der Banken sind, also auf Kundenbeziehungen gehen und Provisionen vereinnahmen. Mehr als die Hälfte der Firmenkunden-Fintechs sind ausschließlich Herausforderer. Lediglich vier Firmenkunden-Fintechs wurden als “Helfer” identifiziert, die Banken in ihren Prozessen unterstützen oder ihnen White-Label-Lösungen anbieten. Ein Stück vom KuchenInsgesamt lässt sich also feststellen, dass die ins Firmenkundengeschäft drängenden Fintechs ihren Teil vom (stagnierenden) Revenue Pool der Banken abknapsen wollen. Deren Lage wird im sowieso extrem wettbewerbsintensiven deutschen Firmenkundengeschäft damit immer umgemütlicher. Und die Dynamik der Neugründungen im B2B-Bereich lässt nicht nach. Allein 2015 kamen 78 hinzu, in den vergangenen drei Jahren übertraf die Zahl der B2B-Gründungen sogar die des B2C-Sektors. Damit ist den Daten zufolge aber auch die These widerlegt, dass es einen Trendwechsel gab von B2C zu B2B bei den Gründungen – allerdings hat die zweite Fintech-Gründungswelle offenbar Unternehmenskunden stärker ins Visier genommen als zuvor. B2C-Modelle sind kapitalintensiver, beim Verpartnern mit Banken erhalten Fintechs schneller Cash-flows.