BaFin attestiert Grenke Bilanzfehler
bn Frankfurt
– Die Finanzaufsicht bescheinigt Grenke Fehler in der Bilanzierung, wie die Leasing-Gesellschaft am Dienstag ad hoc mitgeteilt hat. Man habe von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im sogenannten Enforcement-Verfahren zur Prüfung des Konzernabschlusses 2019 einen Fehlerfeststellungsbescheid erhalten. Die Kritikpunkte der BaFin beträfen „erwartungsgemäß“ die Themenfelder bilanziellen Behandlung der Franchiseunternehmen, die Ermittlung der Risikovorsorge gemäß dem internationalen Bilanzstandard IFRS9 sowie die ausgewiesenen Firmenwerte in Portugal und Polen im Konzernabschluss 2019, hieß es. Aus dem Bescheid ergebe sich nach Einschätzung von Grenke „kein weiterer Anpassungsbedarf für den Konzernabschluss 2020 oder frühere Abschlüsse“, teilte das Unternehmen mit. „Nach dem Verständnis des Unternehmens“ sehe auch die BaFin keinen weiteren Anpassungsbedarf.
Nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring der Gesellschaft Falschbilanzierung vorgeworfen hatte, hatte die BaFin im September vergangenen Jahres die Prüfung des Konzernabschlusses 2019 von der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) übernommen. Mit Bescheid vom 16. Juli hatte sie Grenke vom Ergebnis unterrichtet und am 22. Juli die Publikation der Fehler durch die Gesellschaft angeordnet.
Konkret bemängelt die BaFin das Versäumnis Grenkes, zwölf Tochterunternehmen in den Konzernabschluss einzubeziehen sowie weitere acht Tochterunternehmen ab dem Zeitpunkt ihrer Beherrschung im Abschluss zu berücksichtigen. In der Folge sei unter anderem der Posten Geschäfts- oder Firmenwerte per Ende 2019 um 54,3 Mill. Euro zu hoch ausgewiesen worden. Im Geschäftsbericht 2020 seien die Franchisegesellschaften rückwirkend ab Beginn der Geschäftstätigkeit bzw. ab Anwendung des IFRS 10 in den Konsolidierungskreis einbezogen und für 2019 rückwirkend konsolidiert worden, teilt Grenke mit. Dadurch habe sich das bilanzielle Eigenkapital per Anfang 2019 um 85,1 Mill. Euro verringert.
Ihre unter den kurzfristigen Vermögenswerten ausgewiesenen Leasing-Forderungen hat Grenke per Ende 2019 laut BaFin zudem um insgesamt 22,7 Mill. Euro zu hoch ausgewiesen, die unter den langfristigen Vermögenswerten ausgewiesenen Leasing-Forderungen hingegen um 1,1 Mill. Euro zu hoch. Die Geschäfts- oder Firmenwerte der Töchter in Portugal und Polen gab Grenke demnach um 6,2 Mill. zu hoch an. Davon entfallen 4,2 Mill. Euro auf die polnische Tochter. Für den Wertminderungstest habe Grenke nicht die am Bewertungsstichtag geltende Planung, sondern zu optimistische Umsatzschätzungen und einen zu geringen Kostenwachstumsfaktor zugrunde gelegt.
Die Themen seien bereits bekannt und im Konzernabschluss 2020 rückwirkend angepasst bzw. in laufender Rechnung berücksichtigt worden, erklärte Grenke: „Der Bescheid markiert für uns vor allem das Ende dieser intensiven Prüfung“, sagte Finanzvorstand Sebastian Hirsch: „Weil wir alle wesentlichen Themen bereits antizipiert haben, enthält er keine Überraschungen. Für uns ist es gleichwohl ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Normalität.“