BaFin gibt Fosun den Segen

Run-off-Plattform Frankfurter Leben darf Lebensversicherungsbestand der Basler übernehmen - Auch Arag will Geschäft abkoppeln

BaFin gibt Fosun den Segen

Dem chinesischen Finanzinvestor Fosun ist der Einstieg in den deutschen Versicherungsmarkt gelungen. Die Abwicklungsplattform Frankfurter Leben hat die BaFin-Erlaubnis für die Übernahme eines Bestands der Basler Leben erhalten. Jetzt will sie weiter wachsen.ak Düsseldorf – Nach mehr als einem Jahr Prüfung hat die BaFin grünes Licht gegeben: Die Run-off-Plattform Frankfurter Leben darf ein Portfolio an Lebensversicherungsverträgen der Basler übernehmen und abwickeln. Damit hat die Finanzaufsicht das erste Mal die Übertragung eines Bestands mit klassischen Garantiepolicen an einen Abwicklungsspezialisten genehmigt.Für die Frankfurter Leben bedeutet die BaFin-Erlaubnis den operativen Einstieg in den Markt für sogenannte Run-off-Policen. Für den chinesischen Finanzinvestor Fosun wiederum ist es der Einstieg in den deutschen Versicherungsmarkt. Fosun hält die Mehrheit an dem Fonds, dem die Frankfurter Leben gehört. Minderheitseigner ist die BHF-Bank.Insgesamt gehen 128 000 Lebensversicherungsverträge auf den neuen Eigentümer über. Dazu gehören 1,72 Mrd. Euro Kapitalanlagen. 87 Mitarbeiter der Basler, die bisher für diesen Lebensversicherungsbestand zuständig waren, haben ein Überleitungsangebot angenommen und wechseln nach Vollzug der Transaktion, also voraussichtlich zum 1. Februar, zur Frankfurter Leben. Die Basler hatte für den Bestand das Neugeschäft 2012 eingestellt. Aufsicht guckt genau hinAn der Spitze der Frankfurter Leben stehen zwei Manager mit langjähriger Branchenerfahrung: Bernd Neumann war einst Vorstandschef der MLP Leben und zuletzt acht Jahre bei Mayflower Capital tätig, Anja van Riesen ist von der Basler zur Frankfurter Leben gewechselt.Zu den finanziellen Konditionen der Transaktion gab es keine Angaben. Neumann betonte jedoch, dass der Basler-Bestand jetzt noch einen Tick besser mit Eigenkapital ausgestattet sei als zuvor, da auch die Frankfurter Leben von vornherein über ein Eigenkapital von 4 Mill. Euro verfüge. Insgesamt belaufe sich die Eigenkapitalausstattung somit auf annähernd 40 Mill. Euro. Die Solvabilitätsquote wollte der Manager nicht nennen. Die Kennzahl sei aber “komfortabel”.Die BaFin hatte sich in der Vergangenheit grundsätzlich offen für Run-off-Plattformen gezeigt, aber hohe Anforderungen formuliert. Kein einziger Lebensversicherungskunde dürfe durch eine Übertragung schlechter gestellt werden. Auch die Motivation der Verkäufer nahm die Aufsicht unter die Lupe. “Stabilität und Solvabilität des abgebenden Unternehmens spielen bei der Bewertung durch die BaFin eine entscheidende Rolle”, hatte BaFin-Versicherungsaufseher Frank Grund vor einem Jahr im Interview gesagt (vgl. BZ vom 23.12.2015). “Es macht einen Unterschied, ob ein Versicherer einen Bestand aus Optimierungszwecken abgibt oder ob ein notleidendes Unternehmen diesen Schritt unternimmt.” “Sehr gut gefüllte Pipeline”Die Frankfurter Leben rechnet jetzt mit weiteren Übernahmen. Ziel sei es, sich als führende Konsolidierungsplattform im deutschen Lebensversicherungsmarkt etablieren. “Wir haben eine sehr gut gefüllte Pipeline”, sagte Aufsichtsratschef Christian Wrede der Börsen-Zeitung. “Wir sind in sehr konkreten Gesprächen.” Es gehe sowohl um Bestandsübertragungen als auch um die Übernahme ganzer Unternehmensteile. Rechtlich beraten wird die Frankfurter Leben von Allen & Overy.Eine zweite Transaktion ist bereits bei der BaFin angemeldet. Die Arag hatte im September vergangenen Jahres angekündigt, 92 % der Anteile an ihrer Lebensversicherungstochter an die Frankfurter Leben abgeben und die Sparte komplett einstellen zu wollen. Hier geht es um 322 000 Verträge mit einem Mix aus Fonds- und klassischen Policen, 2,8 Mrd. Euro Kapitalanlagen und Beitragseinnahmen von zuletzt rund 215 Mill. Euro. Der größte deutsche Versicherer in Familienhand will sich künftig auf Rechtsschutz, Kranken- und Schadenversicherung konzentrieren. Druck durch Solvency II”Veränderte Eigenkapitalbestimmungen durch Vorschriften wie Solvency II führen dazu, dass Versicherer strategisch umdenken und Bestände abgeben. Das Run-off-Geschäft wird dadurch in den kommenden Jahren deutlich wachsen”, prognostizierte Vorstand Bernd Neumann.Größter Konkurrent auf dem deutschen Markt für Lebensversicherungen im Run-off ist Viridium, die ehemalige Heidelberger Leben. Auch hier ist mit Cinven ein Finanzinvestor an Bord. Sie verwaltet zusammen rund 840 000 Versicherungsverträge und ein Vermögen von 10,9 Mrd. Euro per Ende 2015.