BaFin schätzt Flutschäden für Versicherer auf 8,2 Mrd. Euro
Reuters/BZ München
Die Flutkatastrophe im Rheinland und in der Eifel kostet die deutschen Versicherer nach einer Umfrage der Finanzaufsicht BaFin bis zu 8,2 Mrd. Euro. Das sind 2,5 Mrd. mehr als die Bonner Behörde vor vier Wochen aus den Daten von 136 Sachversicherern errechnet hatte, und mehr als die rund 7 Mrd. Euro, die der Branchenverband GDV kürzlich nannte.
An die Existenz geht die Flut den Versicherern und Rückversicherern aber nicht, erklärte der oberste Versicherungsaufseher der BaFin, Frank Grund. „Bei vielen Unternehmen geht die Bedeckungsquote zwar zurück, bei den meisten aber nur geringfügig“, sagte er am Mittwoch. Einen Großteil der Schäden können die Versicherer auf die Rückversicherer abwälzen.
6,3 Mrd. Euro der Schäden seien rückversichert, 3,3 Mrd. Euro davon bei deutschen Rückversicherern, erklärte die BaFin. Diese rechneten nach der BaFin-Umfrage schlimmstenfalls mit einer Bruttobelastung von 4 Mrd. Euro. Aber auch davon könnten sie einen Großteil an Konkurrenten abwälzen. Netto blieben sie maximal auf rund 1 Mrd. Euro sitzen. Die Münchener Rück und die Hannover Rück zählen zu den drei weltgrößten Unternehmen der Branche. Rückversicherer übernehmen üblicherweise einen Teil von Großschäden, die einzelne Erstversicherer sonst zu überfordern drohten.
46 Prozent versichert
Der größte Teil der Nettobelastung der Erstversicherer nach den Überschwemmungen im Westen Deutschlands entfällt laut BaFin mit rund 900 Mill. auf die Wohngebäudeversicherung, jeweils rund 200 Mill. entfallen auf die Hausrat- und die Kfz-Kaskoversicherung. Die Schäden wären noch höher, wenn nicht nur 46% der deutschen Hausbesitzer gegen Hochwasser und Sturzfluten versichert wären.
Der GDV beziffert unterdessen die Anzahl der Großschäden, die einen Rekord erreicht hätten. So habe die Juli-Flut nach neuen Auswertungen der Versicherer so viele Großschäden angerichtet wie keine andere Naturkatastrophe zuvor, berichtet der GDV. „Wir gehen aktuell von rund 400 Großschäden mit einer Gesamtsumme von 1,3 Mrd. Euro aus“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV, am Mittwoch in Berlin. „Das sind viermal so viele wie beim Hochwasser 2002 an Elbe und Donau.“ Gezählt wurden Schäden ab 1 Mill. Euro bei einem einzelnen Versicherten.
„Jenseits der 20 Mill. Euro“
Diese entstehen vor allem im gewerblichen und industriellen Bereich für Gebäude, Maschinen und Geräte, aber auch bei Wohnhäusern sind sie möglich. „Es gab bei dieser Sturzflut mehrere versicherte Einzelschäden jenseits der 20 Mill. Euro, etwa in der Hotellerie, der Chemieproduktion und Metallverarbeitung“, so Asmussen. „Die vielen Millionenschäden verdeutlichen, wie zerstörerisch die Flutwelle war.“ Insgesamt richtete Tief „Bernd“ nach Schätzung des GDV einen versicherten Schaden von rund 7 Mrd. Euro an – und ist damit die verheerendste Naturkatastrophe in Deutschland.
Bislang war das August-Hochwasser 2002 mit 102 Großschäden in Höhe von 701,6 Mill. Euro das Ereignis mit den meisten Millionenschäden. Die Flut im Juni 2013 verursachte 75 Großschäden in Höhe von 218,9 Mill. Euro. Die Werte sind zum besseren Vergleich jeweils hochgerechnet auf aktuelle Preise.
Die volkswirtschaftlichen Schäden liegen indes weitaus höher. „Bundesweit ist nicht mal die Hälfte der Gebäude gegen Starkregen und Hochwasser versichert“, betont Asmussen. Im Herbst werde die Branche deshalb Ideen vorlegen, wie sich die Verbreitung von Naturgefahrenversicherungen erhöhen lässt. Die Vorschläge müssten in ein Gesamtkonzept eingebunden sein, das auch mehr Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention einschließt.