BaFin verstärkte Risikokontrolle
tl Frankfurt
Sechs zentralen Risiken ist die deutsche Finanzbranche aus Sicht der BaFin ausgesetzt. Wie groß diese Risiken sind und was sie tun will, um diese Risiken zu minimieren, hat die Finanzaufsicht in dem am Mittwoch erschienen Bericht „Risiken im Fokus der BaFin“ erläutert. Er werde zukünftig jährlich veröffentlicht und ersetze die früheren „Aufsichtsschwerpunkte“ der BaFin, hieß es weiter.
BaFin-Präsident Mark Branson warnt angesichts von Covid-19 und dem Ukraine-Krieg vor der Entstehung von neuen Risikotreibern oder Auslösern für Marktverwerfungen. Aufgabe der BaFin sei es, Risiken fortlaufend zu identifizieren und ihre Auswirkungen für den deutschen Finanzmarkt zu bewerten und dafür zu sorgen, dass sie – so weit wie möglich – eingedämmt würden. Dabei gelte: Je größer das Risiko, desto mehr Zeit und Ressourcen verwende die BaFin, um gegenzusteuern.
Angesichts niedriger Zinsen setzt die Aufsicht auf Stresstests mit verschiedenen Zinsszenarien, Abwicklungspläne, prüft das Angebot ertragsgetriebener Produkte und achtet auf angemessene Vertriebsprovisionen (bei Versicherern).
Korrekturen an den Wohn- und Gewerbeimmobilienmärkten sollen durch Kapitalpuffer, die Überprüfung der Kreditvergabestandards und der Werthaltigkeit von Immobilienexposures eingehegt werden. Außerdem müssen Versicherer mit Szenarioanalysen ihre Risikotragfähigkeit auch bei niedrigeren Immobilienpreisen nachweisen.
Starke Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten (durch Zinserhöhungen, geopolitische Risiken wie den Krieg in der Ukraine oder eine stark steigende Inflation) will die BaFin bekämpfen durch das Aufdecken hoher Exposures gegenüber Schattenbanken und von Konzentrationsrisiken, Szenarioanalysen mit Downgrades von Anleihen und deren Auswirkungen auf die Risikotragfähigkeit von Versicherern. Außerdem werde die BaFin „weiter eng beobachten, wie Assetmanager in angespannten Marktsituationen von den gesetzlich möglichen Liquiditätsinstrumenten Gebrauch machen, um Anlegerinteressen zu schützen“.
Möglicherweise steigenden Unternehmensinsolvenzen als Folge der Pandemie und sich daraus ergebenden zunehmenden Ausfällen bei Unternehmenskrediten soll durch Werthaltigkeitsprüfungen bei Banken und Sparkassen begegnet werden.
Der Eindämmung von Cyberrisiken dient in der laufenden operativen Aufsicht die verstärkte Prüfung der IT-Sicherheit und der Einhaltung aufsichtlicher IT-Anforderungen. Darüber hinaus setzt die BaFin verstärkt auf spezielle IT-Prüfungen.
Schließlich verstärkt die Aufsicht die Geldwäscheprävention durch eine zweite, dafür zuständige Abteilung und durch die verstärkte Prüfung von Inhabern bedeutender Beteiligungen, Geschäftsleitern und Aufsichtsratsmitgliedern auf entsprechende Verdachtsmomente.