FRANKFURT FINANCE SUMMIT 2013

BaFin warnt vor riskanten Geschäften mit Sicherheiten

König befürchtet Nebeneffekte der Derivateregeln

BaFin warnt vor riskanten Geschäften mit Sicherheiten

ssc Frankfurt – Entwicklungen rund um die Regulierung der Derivatemärkte und die damit verbundenen steigenden Anforderungen an die Besicherung der Geschäfte machen Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), “etwas nervös”. Dies sagte sie auf dem Frankfurt Finance Summit.Einige Marktteilnehmer betrieben inzwischen “Collateral Transformation”, den Umtausch von Wertpapieren niedriger Bonität in höherwertige Assets, da Letztere als Sicherheiten akzeptiert würden, so König. Dies ist ein Geschäft unter anderem für Besitzer von hoch gerateten Staatsanleihen. Es müsse verhindert werden, dass so neue Systemrisiken entstünden, warnte die BaFin-Präsidentin. Die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA geht davon aus, dass allein durch das europäische Derivateregelwerk Emir und das US-Pendant Dodd-Frank bis 2014 in Europa ein zusätzlicher Collateral-Bedarf im Volumen von 240 Mrd. Euro entstehen wird (vgl. BZ vom 19. Februar).Auch die Emission von Pfandbriefen und anderen besicherten Wertpapieren, die ebenfalls als Collateral genutzt werden können, dürfte deswegen zunehmen, meinte König. Das wiederum führe dazu, dass immer mehr Bilanzaktiva von Banken für die Besicherung der emittierten Papiere genutzt würden und entsprechend weniger Assets für die Gläubiger unbesicherter Anleihen zur Verfügung stünden (“Asset Encumbrance”). Auch die von Regulierern geforderte Beteiligung von Gläubigern an der Rettung von Banken (“Bail-in”) könnte durch solche Trends erschwert werden, so die BaFin-Chefin weiter.Neue Systemrisiken drohten auch aus der steigenden Bedeutung der zentralen Gegenparteien, über die künftig ein Großteil der außerbörslichen Derivate verrechnet werden solle, meinte Emmerich Müller, persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Metzler. Es sei nicht auszuschließen, dass hier am Ende nur drei oder vier große Spieler übrig blieben.Diese Frage beschäftige ihn auch, bestätigte ESMA-Chair Steven Maijoor. Immerhin aber zeige die Geschichte, dass zentrale Gegenparteien sehr selten gescheitert seien – auch in Finanzmarktkrisen. Dass die Regulierung zu größerer Transparenz der Märkte führe, sei zudem ein großer Fortschritt. Nur die Intransparenz des Derivategeschäfts habe es möglich gemacht, dass in aller Stille systemrelevante Akteure wie der US-Versicherer AIG entstanden seien, der in der Subprime-Krise mit umfangreichen Staatshilfen gerettet werden musste, bekräftigte Maijoor.Der ESMA-Chef wandte sich gegen jegliche Bestrebungen, die Kompetenzen der geplanten EU-Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Wertpapiermärkte oder andere Bereiche auszuweiten. Die EZB-Aufsicht solle sich auf Banken der Eurozone konzentrieren, betonte er. Für alle anderen Arten von Finanzmarktakteuren ergebe eine auf den Euroraum beschränkte Kontrolle keinen Sinn, argumentiert der ESMA-Chair. Die ESMA beaufsichtigt – ähnlich wie die Bankenaufsicht EBA und die für Versicherer zuständige EIOPA – Akteure in der gesamten EU, unter anderem auch in Großbritannien.