Bailey rät Banken, Kapitalpuffer abzubauen

Bank of England prüft Lockerung der Anforderungen

Bailey rät Banken, Kapitalpuffer abzubauen

hip London – Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, hat britischen Instituten empfohlen, Kapitalpuffer abzubauen, um der Wirtschaft während des pandemiebedingten Abschwungs weiter Kredite zur Verfügung stellen zu können. “Ich kann verstehen, dass es ein natürliches Unbehagen gibt, das zu tun”, sagte Bailey. “Mit Blick auf die Geschichte, auf die Finanzkrise, muss man Mut haben, um zu sagen: ,Ja, ich werde meine Kapitalquote herunterfahren’.” Man müsse den Bilanztest nutzen, um zu zeigen, dass das eine “realistische und vernünftige” Vorgehensweise sei.Wie dem Protokoll der jüngsten Sitzung des Finanzstabilitätskomitees (FPC) zu entnehmen ist, erwartet das Gremium, dass, falls erforderlich, alle Elemente der Kapitalpuffer genutzt werden. “Ein Abschneiden der Unterstützung für die Wirtschaft, um die Inanspruchnahme von Kapitalpuffern zu vermeiden, wäre kostspielig für die breitere Wirtschaft und als Folge davon auch für die Banken selbst”, heißt es dort. “Das FPC hat das Risiko zur Kenntnis genommen, dass manche Institute bei der vollständigen Ausnutzung der Kapitalpuffer zurückhaltend sein könnten, vielleicht wegen ihren Vorstellungen von den möglichen Reaktionen der Ratingagenturen und Anleger.” Es sei auch möglich, dass der Rahmen der Kapitalanforderungen Anreize liefere, Kapitalquoten oberhalb bestimmter Schwellenwerte zu halten, gaben die Stabilitätshüter zu. Man werde die Situation gemeinsam mit dem Baseler Komitee genau beobachten und prüfen, in welchem Umfang zeitlich begrenzte Änderungen der Kapitalanforderungen nötig werden könnten, um zur Nutzung der Kapitalpuffer für ihren eigentlichen Zweck anzuregen. Der sogenannte antizyklische Puffer soll mindestens bis März 2021 auf 0 % der risikogewichteten Aktiva gehalten werden. Berücksichtigt man, dass es üblicherweise zwölf Monate dauert, bis eine Erhöhung greift, können die Banken bis März 2022 von 0 % ausgehen.Bailey betonte, die Zentralbank habe ihr Pulver noch nicht verschossen, wenn es darum gehe, der heimischen Wirtschaft unter die Arme zu greifen. “Wir müsse unsere Maßnahmen aktiv und aggressiv einsetzen, und das haben wir getan”, sagte der ehemalige Chef der Finanzaufsicht FCA. “Uns fehlt es in keinster Weise an Feuerkraft.” Man werde diese Feuerkraft ordentlich und nachhaltig einsetzen, wenn das nötig werde, um auf eine zweite oder dritte Welle von Sars-Cov2-Infektionen zu reagieren. Er rechne weiterhin damit, das sich Großbritannien und die EU über die künftigen Handelsbeziehungen einig werden. “Um es deutlich zu sagen: Ich denke, dass es im Interesse beider Seiten liegt, eine Übereinkunft zu erzielen”, sagte der Notenbankchef. “Ich bin überrascht, dass die EU begrenzen will, wo ihre Bürger Geschäfte machen dürfen.”