Bain rät Banken zur Rosskur

Beratungshaus: Kostensenkungen um 30 Prozent sind möglich - Abbau von 125 000 Stellen bis 2025 nötig

Bain rät Banken zur Rosskur

Deutsche Banken können ihre Kosten um rund ein Drittel senken, wie Bain vorrechnet. 2014 fehlten ihnen 25 Mrd. Euro Jahresüberschuss, um die Kapitalkosten zu verdienen.bn Frankfurt – Bain rät Deutschlands Banken zu einer Rosskur, um die Ertragskraft zu steigern. Wie das Beratungshaus am Freitag darlegte, müssten die Institute ihre Eigenkapitalrendite um 5,6 Prozentpunkte steigern, um die Eigenkapitalkosten von 7,7 % hereinzuholen. Damit fehlten 25 Mrd. Euro Jahresüberschuss, um die Ansprüche der Anteilseigner zu befriedigen, hieß es. Aus den Daten von Bain geht gleichwohl auch hervor, dass Deutschlands Banken seit 1970 selbst in Zeiten des Booms vor Eskalation der Finanzkrise ihre Eigenkapitalkosten nur zum Teil, nicht aber im Mittel zu verdienen vermochten. Eigenkapitalkosten sind dabei definiert als der risikolose Zins samt Risikoprämie. Für ihre Studie haben die Berater die Bilanzen von rund 1 800 Instituten analysiert.As Zeichen eines “zunehmenden Verdrängungswettbewerbs” deutet Bain-Deutschlandchef Walter Sinn dabei, dass die Schere zwischen ertragsstarken und -schwachen Instituten 2014 weiter auseinanderging. Während das stärkste Fünftel der untersuchten Banken Eigenkapital mit 4,9 % verzinste, erreichte das schwächste Viertel 1,7 %. Am profitabelsten arbeiteten genossenschaftliche Zentralbanken (siehe Grafik).Bain zufolge sollten die Eigenkapitalkosten der deutschen Banken in den kommenden Jahren infolge einer verbesserten Kapitalisierung zwar auf 6,6 % sinken. Angesichts begrenzten Ertragspotenzials im Lichte des Zinstiefs und hohen Wettbewerbsdrucks, weiter steigender Eigenkapitalanforderungen sowie höherer Risikokosten aber werde die “Verbesserung der Kostenposition für die Kreditinstitute zum entscheidenden Hebel”, heißt es. Ungeachtet von Restrukturierungsbemühungen stiegen die Verwaltungskosten der deutschen Banken 2014 laut Bain im Zuge vermehrter Regulierung weiter an, die Kosten-Ertrags-Relation liegt im langfristigen Mittel von 70 %.Den Angaben zufolge können Deutschlands Banken ihre momentanen Kosten um rund 30 % bzw. 25 Mrd. Euro senken, und zwar durch Anpassung des Geschäftsportfolios, Automatisierung und Digitalisierung, Reduktion organisatorischer Komplexität, eine Verringerung der Wertschöpfungstiefe, eine Transformation der IT, eine Senkung der Sachkosten sowie durch Konsolidierung. Dazu wäre den Angaben zufolge unter anderem der Abbau von 11 000 Filialen und 125 000 Arbeitsplätzen erforderlich. Bis zu weitere 115 000 Arbeitsplätze könnten an Dienstleister wie Service-Gesellschaften ausgelagert werden, heißt es.Eine verstärkte Auslagerung von Aktivitäten hat, neben steigenden IT-Kosten, bereits dazu geführt, dass der Anteil des Sachaufwands am Verwaltungsaufwand der Institute seit 1980 von 32 % auf 54 % angezogen hat – der Aufwand für ausgelagerte Arbeitsplätze wird als Sach- und nicht als Personalkosten verbucht.Bain-Deutschland-Chef Sinn räumt indes ein, dass Outsourcing “hochdiffizil” sei. Auslagerungen sollten sich auf bereits optimierte Aktivitäten ohne Mehrwert beschränken, sonst drohten sie zu scheitern, sagt er. Regulierer und Aufseher stehen der Auslagerung von Aktivitäten neuerdings wieder skeptischer gegenüber. Auch die Erfahrungen von Banken fallen recht gemischt aus. So hat der Deutsche-Bank-Finanzvorstand Marcus Schenck angekündigt, man wolle “wieder mehr eigene Leute in der Bank haben, die vertraut sind mit der IT-Landschaft, und nicht so abhängig sein von externen Dienstleistern”.