Aktionärsaktivismus

Baloise versucht den Befreiungsschlag

Der Versicherer Baloise wird von der schwedischen Aktionärsaktivistin Cevian drangsaliert. Mit einer "Refokussierungsstrategie" streben die Schweizer eine Befriedung an. Doch die Versprechungen des Baloise-Managements dürften Cevian nicht genügen.

Baloise versucht den Befreiungsschlag

Baloise-Management versucht den Befreiungsschlag

Erhöhte Rendite- und Ausschüttungsziele dürften Grossaktionärin Cevian nicht zufriedenstellen. Der Druck steigt.

dz Zürich -

Das Management von Baloise hat am Donnerstag eine „Refokussierungsstrategie“ bekanntgegeben. Sie ist offensichtlich ein Versuch, den Forderungen der schwedischen Großaktionärin Cevian entgegenzukommen. Doch diese dürfte mit den Vorschlägen kaum zufrieden sein. Cevian besitzt inzwischen 9,4 Prozent aller Baloise-Aktien, wie die Investmentgesellschaft Anfang Woche über die „Financial Times“ verlauten ließ.

Das rosa Finanzblatt wusste „von Leuten, die mit dem Denken von Cevian vertraut sind“ (Wer sollte das sein, wenn nicht Cevian selbst?) auch bereits, was dem von Pensionskassengeldern und dem Kapital von Versicherungen und anderen institutionellen Investoren alimentierten Investmentfonds so vorschwebt: Das Geschäft sei auf Länder mit einem hohen Marktanteil zu konzentrieren, mehr Cash müsse an die Aktionäre fließen.

Davon erfüllt die neue Baloise-Strategie kaum etwas. Von einem Ausstieg aus dem Deutschland-Geschäft, in dem Baloise mit einem Prämienvolumen von rund 1,2 Mrd. sfr unter ferner liefen figuriert, war am Donnerstag auf dem mit Spannung erwarteten Investorentreffen nicht die Rede. Für 2024 bis 2027 verspricht Baloise Ausschüttungen von 80% des Gewinns oder mehr. Diese sollen aus den Barmitteln finanziert werden, die man im ganzen Konzern schnell einsammelt, um sie an die Aktionäre weiterzuleiten. Von 2019 bis 2023 wurden so 1,9 Mrd. sfr für Dividenden und Aktienrückkäufe ausgegeben. Der bis 2027 verlängerte Plan zur Generierung solcher Barmittel ist nicht das, was die Investoren ins „Träumen“ bringt, wie es ein englischer Finanzanalyst auf der Konferenz ausdrückte.

Zwar will Baloise in den nächsten Jahren auch deutlich rentabler werden, wie das erhöhte Ziel einer Eigenkapitalverzinsung auf 12% bis 15% zeigt. Und das neue Ziel liegt auch deutlich über dem Renditedurchschnitt der vergangenen fünf Jahre, der sich zwischen 6,4% und 11,1% bewegte. Doch ins Träumen kommt wohl nicht nur der erwähnte Konferenzteilnehmer erst bei Werten von über 15%.

Was Baloise tun müsste, um dahin zu kommen, ist nicht klar. Klar ist aber, dass schon zur Erreichung des kleineren Ziels ein Abbau von 250 der insgesamt 8000 Stellen nötig wird.  Damit das mit der natürlichen Fluktuationsrate geht will man sich bis 2027 Zeit lassen. Nur, so lange dürfte eine Cevian nicht warten wollen. Die Skandinavier, die mit dem Gründungspartner Lars Förberg auch direkt in der Schweiz ansässig sind (Förberg sitzt unter anderem im Verwaltungsrat von ABB) sind seit Ende 2023 auch bei UBS investiert – mit enttäuschendem Ergebnis und unsicheren Perspektiven.

Aviva kein Blueprint

Bei Baloise sollte es also schneller gehen. Ungefähr so wie damals beim britischen Versicherer Aviva, bei dem Cevian 2020 eingestiegen war, um gut drei Jahre später mit Gewinn wieder auszusteigen. Aber Aviva und Baloise sind unterschiedliche Schuhnummern. 2020 war Aviva gemessen am Prämienvolumen etwa dreimal so groß wie Baloise, die Ende 2023 ein Total von 8,6 Mrd. sfr auf die Waage brachte. Zwischen 2020 und 2023 hat Aviva ein Drittel des Geschäfts veräußert und dafür 7,5 Mrd. Pfund eingenommen. Mit dem Geld wurden Ausschüttungen an die Aktionäre zwischen 2021 und 2023 in Höhe von 9 Mrd. Pfund finanziert.

Ein Umbau von Baloise in diesen Dimensionen erscheint nicht realistisch. Baloise ist bereits zur Hälfte vom Schweizer Geschäft abhängig und damit in hohem Maß den im Alpengebiet besonders stark zunehmenden Risiken von Naturkatastrophen ausgesetzt.

Cevian wird sich also auch andere Optionen zur Wertsteigerung der Baloise-Investition ansehen müssen. Dazu gehört auch ein Verkauf an einen Konkurrenten. Zeitlich ins Bild passt die erst wenige Monate alte Aussage von Generali-Chef Philippe Donnet, nach der man sich in Triest geeignete Übernahmeziele ansehe – darunter offenbar auch Baloise, wie Finanzmedien kolportierten.

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