Banca Carige zwischen Hoffen und Bangen
bl Mailand – Die Genueser Krisenbank Carige könnte das erste italienische Institut werden, das nach den Regeln des European Single Resolution Board (ESRB) abgewickelt wird. Dann müssten nach dem Bail-in-Prinzip die Aktionäre und Besitzer nachrangiger Anleihen für die Risiken der Bank aufkommen.Kurz vor Ablauf der von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesetzten Frist am heutigen Donnerstag zeichnete sich aber womöglich doch noch eine Lösung für die Bank ab. Die von der EZB eingesetzten Zwangsverwalter müssen einen Rekapitalisierungsplan für das Institut vorlegen, das einen Kapitalbedarf von mindestens 900 Mill. Euro hat.Der Einlagensicherungsfonds FITD der Privatbanken teilte am Mittwoch mit, er habe mit der genossenschaftlichen Cassa Centrale Banca (CCB) konstruktive Gespräche geführt. Noch kurz zuvor galt eine Lösung als wenig wahrscheinlich. Der FITD hat zwar der Umwandlung eines Bonds in eine Kapitalbeteiligung an Carige zugestimmt und ist bereit, vorübergehend die Mehrheit an dem Institut zu übernehmen.Die CCB, die zunächst nur 65 Mill. Euro investieren und 10 % der Anteile erwerben will, hatte jedoch aus Sicht des FITD unannehmbare Bedingungen gestellt. So wollte sich das Institut bis zu vier Jahre Zeit lassen, um von der FITD die Mehrheit an Carige zu übernehmen, und verlangte einen Preisabschlag von 90 %. Der Carige-Großaktionär Vittorio Malacalza (27,5 % der Aktien) lehnt den Plan der CCB angeblich ab. Endgültige Klarheit bringt eine Carige-Hauptversammlung im September.Es gibt auch Spekulationen, dass Rom das Institut insolvent gehen lässt. Dann könnten die schlechten Risiken an eine staatliche Bad Bank übertragen werden und die gesunden Teile würden, eventuell zusammen mit einem staatlichen Zuschuss, von einer anderen Bank übernommen. Als Interessent hat sich Bper zu erkennen gegeben. Doch offenbar will der Staat nicht wie bei zwei Instituten aus dem Veneto, die 2017 nach diesem Muster von der Intesa Sanpaolo übernommen worden waren, erneut Milliarden zahlen.Beobachter glauben, dass eine Carige-Rettung bis zu 9 Mrd. Euro kosten könnte.