Private Altersvorsorge

Banges Warten auf Gesetzentwurf

Wertpapierkultur und Altersvorsorge in Deutschland sind Themen auf der BSV-Jahrestagung in Frankfurt. Der Gesetzentwurf zur Altersvorsorge wird in Kürze erwartet.

Banges Warten auf Gesetzentwurf

Banges Warten auf Gesetzentwurf

Finanzbranche setzt Hoffnung auf Reform der Altersvorsorge – Jahreskonferenz des BSW

wbr Frankfurt

Die Stärkung der Wertpapierkultur und der privaten Altersvorsorge in Deutschland waren Themen auf der Jahreskonferenz des Bundesverbands für strukturierte Wertpapiere (BSW), die am Montag in Frankfurt stattfand.

Christian Vollmuth, geschäftsführender Vorstand des BSW, hob die Vorteile einer breiten Wertpapierkultur hervor. Länder wie Schweden und die USA zeigten, dass eine Börsenbegeisterung und finanzielle Bildung sowohl den Anlegern als auch dem Staat zugutekämen. „Deutschland schlummert noch im Bereich der Wertpapierkultur“, so Vollmuth.

Junge machen Hoffnung

Während in Schweden nur 15% des Geldvermögens auf Konten liege und 45% in Aktien, seien es in Deutschland 40% auf Konten und nur 20% in Aktien. Positiv sieht er die geplante Reform der privaten Altersvorsorge mit dem „Generationen Kapital“, das jährlich mit 10 bis 12 Mrd. Euro ausgestattet werden soll. Es gebe außerdem Hoffnung auf eine junge, wachsende Wertpapierkultur, da 35% der ETF-Sparer unter 40 Jahre alt seien.

Kein Bildungsproblem

Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI, stellte klar, dass die Zurückhaltung der Deutschen keineswegs nur auf eine mangelnde Finanzbildung zurückzuführen sei. „Die Unterschiede beim Finanzwissen sind zwischen den Ländern eher gering“, sagte Richter und wies darauf hin, dass es keine grundsätzliche Abneigung der Deutschen gegen Aktien gebe. Ein Grund sei, dass die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland vergleichsweise schwach ausgeprägt sei.

Der BVI-Geschäftsführer verwies darauf, dass immerhin 40% des Investmentfondsvermögens in Aktienfonds investiert seien. Richter betonte im Rahmen der Reformdiskussion um die private Altersvorsorge die Bedeutung, auf Garantien zu verzichten. Er sprach sich auch gegen ein vielfach diskutiertes staatlich organisiertes Altersvorsorgeprodukt aus.

Seit Jahren Stagnation

Anja Schulz, Bundestagsabgeordnete der FDP und Mitglied im Finanzausschuss, bezeichnete die Reform der privaten Altersvorsorge als „Herzensprojekt“. Sie beklagte die Stagnation der letzten Jahre und zeigte sich zuversichtlich, dass sich mit dem kommenden Gesetzesentwurf Verbesserungen ergeben würden. So sei eine Erhöhung der jährlich geförderten Beträge von 2100 Euro (bei Riester) auf 3500 Euro geplant.

Ein zentrales Thema war auch die Regulierung der Finanzdienstleistungen. Richter kritisierte die europäische MiFID-Regulierung, die den Beratungsprozess unnötig kompliziert mache. „Was wir hier erleben, ist teilweise absurd“, so Richter. Er forderte Vereinfachungen, auch von Seiten der deutschen BaFin, und kritisierte die ESG-Regulierungen der EU als zu überbordend. „Kein anderes Land folgt der EU bei dieser Art von Nachhaltigkeitsregulierung, und das ist ein schlechtes Zeichen“, betonte er.

Vom Vorzeigemodell zum Flopp

Barbara Brandstetter, Professorin an der Hochschule Neu-Ulm, wies auf die Dringlichkeit der Vorsorge hin: „Wer seinen Lebensstandard im Alter halten möchte, muss privat vorsorgen.“ Sie erinnerte an die Einführung der Riester-Rente 2002, die damals als Vorzeigemodell galt. Die Probleme der Riester-Rente werden erst jetzt mit der Reform der privaten Altersvorsorge angepackt.

Es herrschte Einigkeit darüber, dass Reformen dringend notwendig seien, um die private Altersvorsorge und die Aktienkultur in Deutschland zu stärken. Besonders junge Menschen böten laut den Experten großes Potenzial, diese Entwicklungen voranzutreiben. Der Fokus auf finanzielle Bildung und die Vereinfachung von Regelungen könnten den Weg in eine neue Wertpapierkultur ebnen.

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