Bank of England droht Banken mit Haircut
hip London – Die Bank of England will die Banken mit Hilfe eines empfindlichen Haircuts auf bei ihr hinterlegte Sicherheiten mit Libor-Bezug dazu bewegen, sich schneller von dem ungeliebten Referenzzins zu verabschieden. In diesem Jahr sei eine “entschiedene Beschleunigung” der Anstrengungen nötig, um sicherzustellen, dass die Alternativen zu dem manipulationsanfälligen Referenzzins über das gesamte Geschäft hinweg angenommen werden, sagte Andrew Hauser, Executive Director Markets der Notenbank. Nach Ende 2021 soll Libor (London Interbank Offered Rate) nicht mehr veröffentlicht werden.Bereits ab dem dritten Quartal werde ein zusätzlicher Abschlag auf hinterlegte Sicherheiten mit Libor-Bezug erhoben, kündigte Hauser auf einer Fachkonferenz in London an. Er werde sich zunächst auf 10 % belaufen. Nach Oktober 2020 ausgegebene Papiere mit Libor-Bezug werden von der Bank of England nicht mehr angenommen. Ab dem zweiten Halbjahr 2021 steigt der zusätzlich erhobene Abschlag auf 40 %. Ende 2021 soll er sich dann auf 100 % belaufen, will heißen: Papiere mit Libor-Bezug werden dann überhaupt nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert. Neuer Sonia-Index ab JuliDie Umstellung auf Alternativen wie Sonia (Sterling Overnight Index Average) verlief bislang schleppend. Im Januar hatten die Notenbank und die britische Finanzaufsicht FCA von Banken und Versicherern mehr Engagement bei der ihnen verordneten Referenzzinsreform verlangt und aufsichtsrechtliche Schritte angedroht. Man erwarte ab dem laufenden Quartal “klare Nachweise”, dass sich die einzelnen Firmen aktiv an den Anstrengungen zur Umstellung des Marktes beteiligen, hieß es in einem Schreiben an führende Manager der Finanzbranche. Ab Juli soll ein “kumulierter” Sonia-Index veröffentlicht werden, der es Marktteilnehmern erleichtern soll, die von ihnen benötigten kumulierten Zinsen zu ermitteln.Hauser zog in seiner Rede Vergleiche zum Motorsport. “Für manche mag es sich beizeiten eher wie ein Ausdauerrennen wie in Le Mans angefühlt haben als wie ein Grand Prix”, sagte der Notenbanker. “Aber die Morgendämmerung naht endlich heran, und die Ziellinie kommt näher.” 2020 sei ein kritisches Jahr für die Sterling-Märkte. Er hoffe, dass sie sich auch weiterhin bei der Referenzzinsreform an vorderster Front befinden werden.”Ich bin zuversichtlich, dass die Institutionen mit der Zeit keine kritische Abhängigkeit von Libor mehr aufweisen werden”, sagte Philip Whitehurst, Head of Service Development Rates bei LCH, der Börsen-Zeitung. “Die Umstellung auf alternative Referenzzinsen ist eine notwendige Störung und wird uns am Ende an einen besseren Ort bringen.” Jeder Markt habe unterschiedliche individuelle Eigenschaften und Charakteristika, sagte Whitehurst. Deshalb habe man bei der Reform unterschiedliche Wege eingeschlagen. “Die Vielfalt der Herangehensweisen sollte als etwas Positives betrachtet werden. Es ist nötig, so viele Marktkonventionen wie möglich zu harmonisieren”, regte er an. Von einer Harmonisierung würden vor allem Cross-Currency-Produkte profitieren.Die Arbeitsgruppe für risikofreie Sterling-Referenzzinsen hatte im Januar die Initiative der Regulierer unterstützt, Marktmacher dazu zu ermutigen, die Marktkonvention für Sterling-Zinsswaps noch im laufenden Quartal von Libor auf Sonia umzustellen. Die Ausgabe von Cash-Produkten, die sich am Sterling-Libor orientieren, soll Ende des dritten Quartals beendet werden.