Bank Vontobel gibt Gas bei Ausbau des Asset Managements

Übernahme einer Londoner "Boutique" - Bei Meriten im Rennen - Verhandlungen sind aber nicht exklusiv

Bank Vontobel gibt Gas bei Ausbau des Asset Managements

Von Daniel Zulauf, Zürich, und Silke Stoltenberg, FrankfurtDie Züricher Bank Vontobel setzt den Schwerpunkt ihrer Strategie im Asset Management. Gestern gab das Unternehmen den Kauf einer 60 %-Beteiligung an der auf festverzinsliche Anlagen spezialisierten Londoner Twenty Four Asset Managment bekannt und bestätigte gleichzeitig laufende Verhandlungen über einen Kauf der deutschen Meriten Investment Management. Lange auf dem EinkaufszettelDie 2008 gegründete Twenty Four Asset Management verwaltet nach Angaben von Vontobel rund 4,4 Mrd. Pfund (6 Mrd. Euro). Damit ist sie eine jener “Boutiquen”, welche die Zürcher schon seit geraumer Zeit auf ihrem Einkaufszettel führen. Die Gesellschaft wird von zehn Partnern geführt, die auch nach der Übernahme, ausgestattet mit vielen operativen Freiheiten, an Bord bleiben sollen. Den Kauf kann Vontobel vollständig aus ihren reichlichen Eigenmitteln finanzieren. Die Bank wies per Ende 2014 eine BIZ-Kernkapitalquote von 20,8 % aus. Deutlich mehr ins Geld gehen dürfte dagegen der Erwerb der Meriten Investment Management, die von der Bank of New York Mellon zum Verkauf gestellt wird und Assets von über 20 Mrd. Euro verwaltet. Sollte auch dieser Deal zustande kommen, würde sich das von Vontobel Asset Management verwaltete Vermögen von 83 Mrd. sfr per Ende 2014 auf über 100 Mrd. sfr erhöhen. Die Bank setzt damit strategisch einen klaren Schwerpunkt zugunsten der institutionellen Vermögensverwaltung und zulasten des Private Banking.Ein klares Zeichen in diese Richtung setzte die Gruppe bereits im Dezember, als sie die Asset Management Division zu einer Rechtseinheit unter der Vontobel Holding umformte.Per Ende 2014 betreute Vontobel ein Kundenvermögen von 124 Mrd. sfr. Vom Neugeldzufluss des zurückliegenden Jahres von 6,2 Mrd. sfr entfielen 4,6 Mrd. sfr auf das Asset Management. Die Sparte leistete auch den größten Beitrag zum Vorsteuergewinn der Bank. Ein Ziel des beschleunigten akquisitorischen Wachstums dürfte nicht zuletzt darin bestehen, die weiterhin hohe Abhängigkeit der Sparte von den Erfolgen des New Yorker Aktienteams um Chief Investment Officer Rajiv Jain zu verringern. Als Folge davon gerät die Private-Banking-Division mit einem verwalteten Vermögen von 32 Mrd. sfr im Konzernverbund zunehmend ins Hintertreffen. Noch andere BieterDie Verhandlungen zwischen Vontobel und BNY Mellon sind nicht exklusiv, es sind noch andere Bieter im Rennen, verlautete aus Kreisen. Der Verkaufsprozess ist seit einigen Wochen im Gang und soll in absehbarer Zeit ein Ende finden. Ein Verbleib von Meriten Investment Management ist dabei nicht ausgeschlossen.Für die Düsseldorfer Fondsgesellschaft zeichnet sich nach kürzester Zeit damit erneut ein Eigentümerwechsel ab. Erst im Oktober 2012 hatte BNY Mellon die restlichen Anteile von 50 % des einstigen Joint Ventures mit der WestLB – WestLB Mellon Asset Management – wegen der Abwicklung der Landesbank übernommen und in ihr Investmentboutiquen-Universum eingebunden. Das Gemeinschaftsunternehmen mit der Düsseldorfer Landesbank hatte seit 2006 bestanden. Gegründet worden war der Vermögensverwalter 1969 als Rheinisch-Westfälische Kapitalanlagegesellschaft.Ende 2014 betrugen die Assets under Management 24,5 Mrd. Euro und damit weniger als vor der Übernahme durch BNY Mellon mit 26 Mrd. Euro. Laut BVI-Fondsstatistik verloren die Düsseldorfer im zurückliegenden Jahr Kundengelder von rund 850 Mill. Euro. Einzig dem Aufwind an den Märkten war die Steigerung des verwalteten Vermögens von 6 % binnen Jahresfrist zu verdanken. Der Schwerpunkt liegt im festverzinslichen Bereich. Kunden sind vor allem Sparkassen, Pensionskassen, Unternehmen und Versicherer.”Aus Sicht unseres Anteilseigners ist Deutschland einer der anspruchsvollsten Anlagemärkte weltweit und hat für BNY Mellon hohe strategische Priorität”, heißt es in der Selbstdarstellung von Meriten auf der Internetseite. Die Eingebundenheit in die Boutiquenwelt von BNY Mellon bei gleichzeitig eigenständigem Investmentansatz hatte Werner Taiber, Sprecher der Geschäftsführung von Meriten sowie Country Executive von BNY Mellon, auch gegenüber der Börsen-Zeitung hervorgehoben (vgl. BZ vom 12.11.2013). Neben den eigenen Produkten sollte Meriten hierzulande die Fonds der anderen zwölf BNY-Mellon-Asset-Manager verkaufen. Letzteres gelang Meriten leidlich.Aber die eigenen Produkte brachten die Düsseldorfer offenkundig nicht so erfolgreich an die Kunden wie von den Amerikanern erwartet. Zumal BNY Mellon selbst unter Druck von aktivistischen Anteilseignern steht, die Rendite nach oben zu treiben und sich von Ballast wie den vielen Fondsanbietern mit sich überschneidenden Angeboten zu trennen. Meriten ist die einzige Boutique von BNY Mellon in Kontinentaleuropa, die anderen agieren von London aus und kommen zusammen auf mehr als 600 Mrd. Dollar verwaltetes Vermögen. Gegenüber dieser Front wirken die Düsseldorfer winzig. Weder bei Meriten noch bei BNY Mellon gab es am Mittwoch auf Anfrage eine Stellungnahme.