Bankanleihen machen Investoren nervös
Bloomberg London – Im vergangenen Jahr galten Bankanleihen als die sichere Sache für Anleger am Anleihemarkt. In diesem Jahr werden sie zunehmend zu einem Alptraum: Die riskantesten Papiere brachten Investoren 2015 Erträge von rund 8 %, wie aus Indexdaten von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht. Damit übertrafen sie jedes andere Anleiheinvestment weltweit. In diesem Jahr sind diese Gewinne binnen sechs Wochen ausgelöscht worden, selbst unter Einrechnung von Zinszahlungen.Investoren machen sich zunehmend Sorgen, ob die Banken angesichts schwächerer Ergebnisse und Markteinbrüchen weltweit in der Lage sein werden, die Zinsen bei einigen Papieren zu zahlen oder – wie von Anlegern erhofft – die Anleihen zurückzukaufen. Die Papiere erlauben den Banken, die Bedienung der Kupons ohne einen Zahlungsausfall auszusetzen, und sie werden im Falle einer Schieflage der Bank in Aktien gewandelt oder abgeschrieben.”Die Besorgnis bei diesen Anleihen signalisiert richtige Angst, dass das europäische Bankensystem wegen der Wachstumsverlangsamung schwächer und anfälliger werden könnte, als viele Leute ursprünglich gedacht hatten”, sagt Gary Herbert, Fondsmanager bei Brandywine Global Investment Management in Philadelphia. “Die Anleihen sind das Epizentrum der Wachstumssorgen weltweit – und es sieht nicht schön aus.” Unsicherheit breitet sich ausDie Bedenken der Vermögensverwalter weiten sich auch auf die Bankanleihen aus, die mehr Sicherheit bieten. Die Kosten für eine Absicherung gegen einen Zahlungsausfall bei den mehr Sicherheit bietenden vorrangigen unbesicherten Anleihen von US-amerikanischen und europäischen Finanzfirmen sind auf das höchste Niveau seit 2013 geklettert.Seit April 2013 haben Banken ein Volumen von 91 Mrd. Euro der riskantesten Anleihen nach Additional Tier 1 (AT 1), die zum zusätzlichen Kernkapital zählen, aufgelegt. Wenn eine Bank in Schieflage die Papiere nicht zum ersten Termin zurückzahlt oder die Kuponzahlungen aussetzt, dürften Investoren das Segment verlassen, was einen breiteren Ausverkauf an den Märkten für Unternehmensanleihen lostreten könnte. “Sie sind das Erste, was aus den Portefeuilles fliegt”, sagt David Butler, Portfoliomanager bei Rogge Global Partners in London. “Wenn der breitere Anleihenmarkt dreht, trifft das die Investoren.”Die AT 1-Anleihen wurden in Europa aufgelegt und bieten mit durchschnittlich 7 % eine der höchsten Renditen an den Anleihemärkten. Kritiker sagen, die Banken seien zu undurchsichtig und die AT1-Anleihen zu komplex, als dass man sie vollständig verstehen könnte. Auch seien sie zu unterschiedlich und ähnelten zu sehr Aktien, als dass man sie als Anleihen betrachten könne.Investoren befürchten darüber hinaus, dass Banken aufgrund steigender Refinanzierungskosten die Papiere nicht bereits bei der ersten Gelegenheit zurückzahlen werden. So hat die Deutsche Bank im Jahr 2008 nachrangige Anleihen im Volumen von 1 Mrd. Euro nicht zurückgezahlt und darauf verwiesen, dass es teurer wäre, sie zu refinanzieren. Das ließ den Aktienkurs abrutschen, während die Kosten für Absicherungen gegen Zahlungsausfälle anzogen.