Stimmungsbild

Bankbeschäftigte unter Druck

Die Beschäftigten bei Banken und Sparkassen freuen sich dank Homeoffice über selbstbestimmte Arbeitszeiten. Laut einer von Verdi in Auftrag gegebenen Umfrage steigt jedoch der Arbeitsdruck.

Bankbeschäftigte unter Druck

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Die Beschäftigten des Bankgewerbes genießen mehrheitlich die Flexibilität, die ihnen der pandemiebedingte Wechsel ins Homeoffice eröffnet hat. Wie eine von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Auftrag gegebene Beschäftigungsbefragung aufzeigt, herrscht jedoch große Unzufriedenheit über fehlende technische und finanzielle Unterstützung durch die Arbeitgeber.

„Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei diesem Thema sehr weit auseinander“, sagte Martin Ehrlich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der die in der Zeit von Februar bis März dieses Jahres durchgeführte Online-Befragung ausgewertet hat. An der Befragung, die an das 2018 erstmals erhobene Stimmungsbild bei den Beschäftigten anknüpft, haben den Angaben zufolge mehr als 21700 Teilnehmer mitgemacht.

Einerseits werde die Möglichkeit zur mobilen Arbeit deutlich besser bewertet als bei der vorangegangenen Befragung, die im Jahr 2018 und somit lange vor Corona durchgeführt wurde. Der Anteil der zufriedenen Beschäftigten habe sich hier von 35 auf 68% nahezu verdoppelt. Auch mit Blick auf die Möglichkeit, die Arbeitszeit selbst zu gestalten, erhöhte sich demnach (59% vs. 68%).

Andererseits sei auch die Relevanz des Themas für die Befragten deutlich gestiegen. Das hängt Ehrlich zufolge damit zusammen, dass viele Beschäftigte unzufrieden mit der technischen und finanziellen Unterstützung durch den Arbeitgeber seien. Beide Aspekte wurden von den Teilnehmern deutlich negativ bewertet (siehe Grafik). Die Gründe dafür offenbarten sich demnach vor allem in der qualitativen Befragung. Darin habe ein Teilnehmer etwa einen Vorgesetzten mit den Worten zitiert: „Wenn dein Laptop defekt ist, kauf dir doch im Mediamarkt einen neuen.“

Zufrieden mit dem Gehalt

Die hohe Bedeutung, die in der Befragung der selbstbestimmten Gestaltung der Arbeitszeit beigemessen wird, scheint die Beobachtung vieler Personaler zu untermauern, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wie auch die Work-Life-Balance insgesamt heutzutage vielen Beschäftigten wichtiger ist als die Höhe ihres Einkommens. Darauf scheint auch die Tatsache hinzudeuten, dass mehr Befragte als 2018 angaben, mit der Höhe ihres Gehalts zufrieden zu sein.

Negativ bewertet wurde den Angaben zufolge von den meisten Befragten die Arbeitsverdichtung und der hohe Druck im Job. Dies sei besonders deutlich bei der Auswertung der qualitativen Aussagen geworden, für die den Teilnehmern im Gegensatz zur vorherigen Umfrage in diesem Jahr Freitextfelder zur Verfügung standen. In diesen freien Beiträgen habe fast jeder Fünfte in verschiedenen Zusammenhängen das Wort „Druck“ verwendet. Aufgeführt worden sei neben dem Zeitdruck auch Termin-, Vertriebs-, Ertrags-, Verkaufs-, Zahlen-, Ergebnis- und Erfolgsdruck.

Nicht repräsentativ

So interessant die Ergebnisse der Umfrage auch sind, sollten sie jedoch mit Vorsicht genossen werden. So ist die zwecks Forderungsfindung für die anstehende Tarifverhandlung von Verdi in Auftrag gegebene Umfrage nicht repräsentativ und wurde auch nur von 84% Prozent der Teilnehmer vollständig beantwortet.

Trotz eines nahezu ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses dürfte zum Beispiel die Zusammensetzung zu einer gewissen Verzerrung führen. So sind die privaten Banken in der Umfrage mit 61% deutlich überrepräsentiert. Knapp ein Drittel der Teilnehmer arbeitet bei öffentlich-rechtlichen Instituten und nur 7% bei den Genossenschaftsbanken.