"Bankbranche löst sich nicht in Luft auf"
ab Düsseldorf – Die Digitalisierung gehört unstreitig zu den größten Herausforderungen der Kreditwirtschaft. “Die Bankbranche wird sich aber nicht in Luft auflösen”, prophezeite Uwe Baust, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf, auf dem Düsseldorfer Finanzforum. Letztlich sei die Digitalisierung nur eine Technologie. Dieses technische Vehikel habe allerdings das Potenzial, zahlreiche Arbeitsplätze in der Kreditwirtschaft überflüssig zu machen, glaubt Baust. Binnen fünf bis zehn Jahren werde ein neues Gleichgewicht gefunden sein, wenn auch mit verändertem Anbieterspektrum. “Es bleibt Platz für analoge Kompetenzen”, sagte Baust, der viele Jahre für Dresdner Bank und Commerzbank im Firmenkundengeschäft tätig war, bevor er Mitte 2017 zur Stadtsparkasse wechselte.In den Chor der Schwarzmaler will der Sparkassenvorstand nicht einstimmen, wenngleich er das Bild über die künftige Landschaft in der deutschen Kreditwirtschaft nicht nur in rosigen Farben malt. Nach seinem Dafürhalten werden sich die Banken, allen voran die Privatbanken, künftig stärker spezialisieren. Die Zeit der Universalbanken sei vorbei.Grundsätzlich hätten die Institute die Wahl zwischen Geschäftsmodellen, die auf Kosten- oder auf Qualitätsführerschaft setzten. Dabei dürfte der (Eigen-)Handel von der Digitalisierung am stärksten getroffen werden. Wer im Investment Banking auf Kostenführerschaft setze, müsse umfangreiche Investitionen vornehmen. Wer den Fokus hingegen auf Beratungsqualität lege, müsse sich dagegen auf hohen Wettbewerb von Investmentboutiquen einstellen.Im Großkundengeschäft und im Zusammenhang mit internationalen M&A-Transaktionen haben nach Einschätzung des Bankers auch künftig US-Banken und chinesische Institute die Nase vorn. Es stimme ihn traurig, dass die größte Volkswirtschaft Europas keine Bank mehr von internationalem Rang besitze. Die zuletzt wieder ins Spiel gebrachte potenzielle Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank werde daran auch nichts ändern, glaubt Baust. Dahinter stünden allenfalls Kostenerwägungen und keine bankindustrielle Logik.Doch auch auf die Regulierungsbehörden sieht Baust künftig neue Arbeit zukommen. Zum einen, weil es künftig eine stärkere Differenzierung in der Regulierung nach gruppenspezifischen Merkmalen – Stichwort Small Banking Box – geben werde. Zum anderen, weil sich die Regulierung künftig auch auf weitere Marktteilnehmer wie Hedgefonds, Fintech-Firmen oder auch Anbieter von Kryptowährungen erstrecken müsse. Die günstigsten Perspektiven bescheinigt Baust den Verbünden, also den Genossenschaftsbanken und Sparkassen, bei denen zumindest das Geschäftsmodell stimme. Nachholbedarf gebe es hier in der Kompetenzbündelung, zeitgemäßerem Marketing und beim Thema Data Analytics.