Private Credit

„Der Wert liegt in Europa“

Für M&G ist Private Credit eines von drei Wachstumsfeldern im Geschäft mit alternativen Anlagen. Europa steht dabei im Fokus.

„Der Wert liegt in Europa“

„Der Wert liegt in Europa“

M&G betrachtet Private Credit als Wachstumsfeld, Energiewende ist großes Anlagethema im Private-Markets-Geschäft

hip London

Private Assets haben sich in den vergangenen Jahren zu einem der heißesten Themen in der Vermögensverwaltungsbranche entwickelt. Der Markt sei „zu groß, um ihn zu ignorieren“, sagte Ciaran Mulligan, der als CIO für das Management der Anlagen des 126 Mrd. Pfund schweren With-Profits Fund von M&G verantwortlich zeichnet, auf einer Presseveranstaltung der britischen Fondsgesellschaft. Chancen sieht er insbesondere bei Privatkrediten. 

Auch Emmanuel Deblanc, der neue Anlagechef für Private Markets bei M&G Investments, zählt Private Credit neben der Energiewende und Verbriefungen zu den Wachstumsfeldern in seinem Zuständigkeitsbereich. „Der Wert liegt in Europa“, sagte Deblanc, „einem ziemlich ineffizienten Markt“ mit vielen Ländern und reichlich Regulierung. Alles in allem verwaltet das Private-Markets-Geschäft von M&G 84 Mrd. Euro. Das Private-Credit-Team ist für 18 Mrd. Euro verantwortlich.

Möglichkeit zum Markteintritt

Während es für Unternehmen mit Geldbedarf in den Vereinigten Staaten normal ist, Investoren anzuzapfen, wird das Geschäft mit Firmenkrediten in Europa immer noch von Banken dominiert. Angesichts immer neuer regulatorischer Vorgaben würden sich allerdings viele Institute gerne zurückziehen. Für Assetmanager bietet sich dadurch die Möglichkeit zum Markteintritt.

Einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group (BCG) zufolge liefern Private Equity und Private Debt Vermögensverwaltern höhere Margen als Multi-Asset-Produkte oder klassische aktive Anlagestrategien. Die Beratungsgesellschaft erwartet, dass neben passiven Anlageprodukten wie ETFs die Segmente Private Equity, Private Debt und Infrastruktur in den kommenden Jahren das größte Wachstum des verwalteten Vermögens zeigen werden.

Eltif am Start

Alternative Assets werden laut BCG weiterhin mehr als die Hälfte der weltweiten Erlöse liefern, obwohl sie weniger als ein Viertel der Assets under Management ausmachen. M&G legte bereits im vergangenen Herbst einen europäischen langfristigen Investmentfonds (Eltif) auf, der den bislang institutionellen Anlegern vorbehaltenen Markt für Privatkredite einem breiteren Publikum zugänglich machen soll.

Die Option eines Exits über den Sekundärmarkt ist begrenzt. Man hat also nicht die Möglichkeit, zu behaupten, dass man nie einen Default im Portfolio hatte.

Aramide Ogunlana, Director Private Credit, M&G Investments

Risikomanagement ist alles

Der Vermögensverwalter, der seit 25 Jahren in Private Credit investiert, vergibt alle Kredite selbst. Die Analyse des Kreditrisikos findet zudem unabhängig vom jeweiligen Portfoliomanager statt. Risikomanagement ist entscheidend, denn: „Die Option eines Exits über den Sekundärmarkt ist begrenzt“, sagte Aramide Ogunlana, Director Private Credit bei M&G. „Man hat also nicht die Möglichkeit, zu behaupten, dass man nie einen Default im Portfolio hatte.“

Viele Firmen, die Privatkredite aufnehmen, befinden sich ihr zufolge im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften. Gute Beziehungen zum jeweiligen Finanzinvestor seien ziemlich wichtig, sagte Ogunlana. So erfahre man auch, wer Geld aufnehmen wolle. Der europäische Markt habe über mehrere Zyklen hinweg im Vergleich zum amerikanischen eine höhere Rendite geliefert.

Breites Anlageuniversum

Der 700 Mill. Euro schwere Eltif hat zwischen 70% und 85% in „liquide“ Produkte wie variabel verzinsliche, vorrangig besicherte Darlehen investiert. „Illiquide“ Produkte wie Direct Lending und nachrangige Anleihen machen 15% bis 30% des Portfolios aus. „Es ist ein breiteres Anlageuniversum, als viele Leute denken“, sagte Ogunlana. Auf der liquiden Seite fänden sich mehr als 200 Namen, auf der illiquiden Seite zwischen 20 und 40. Die mittelfristige Rendite liege bei Euribor plus 5% bis 6%.

Vor zwei Jahren gab es beim Thema Private Markets Debatten um systemische Risiken. „Wir haben es damals nicht gesehen, und ich sehe es auch derzeit nicht“, sagte Deblanc. „Was wir sehen, ist ein ziemlich günstiges Umfeld.“ Die Vorstellungen von Käufern und Verkäufern näherten sich an.

Hohe Zinsen bremsen

Vertriebschef Neal Brooks räumte allerdings ein, dass es in den vergangenen zwölf Monaten vor dem Hintergrund der höheren Zinsen eine Verlangsamung bei den Allokationen gab. Wenn man die Vereinigten Staaten als Frühindikator nehme, gebe es allerdings großen Appetit darauf, breiteren Anlegerkreisen den Zugang zu ermöglichen. Das könne sich als zusätzlicher Wachstumsmotor erweisen.

Mulligan will sich im Rest des Jahres Anlagemöglichkeiten in den Emerging Markets ansehen. Und eine weitere Frage treibt ihn um: „Was tun wir in Sachen Energiewende? Wie können wir mit unseren Anlagen etwas bewirken?“ Beim Thema Energiewende sei eine Menge geboten, sagte Deblanc. „Man kann sich aussuchen, wie scharf man sein Risiko haben will.“

Energiewende im Fokus

Zu den Investments von M&G gehören Zenobe Energy, ein Dienstleister für Batteriefahrzeugflotten, der sich auch mit dem Thema Stromspeicherung befasst, und Gridserve, der Betreiber der Ladesäulen an britischen Autobahnraststätten.

Brooks geht davon aus, dass neben dem Energiethema künftig auch das „S“ in ESG eine größere Rolle spielen dürfte. Dazu gehörten Investitionen in die soziale Infrastruktur wie der Bau von Wohnungen auf Flächen, auf denen früher Einkaufszentren standen.

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