Banken beklagen "Sondersteuer"

Verbandspräsident: Negativzins der EZB pulverisiert die Ertragsperspektiven

Banken beklagen "Sondersteuer"

ski Frankfurt – “Aus dem Versuch der EZB, Kredite und Inflation mit geldpolitischen Krisenmaßnahmen anzukurbeln, ist letztlich eine ,Sondersteuer` für gesunde und liquide Banken geworden.” Mit dieser Aussage seines Präsidenten Hans-Walter Peters verschärft der Bundesverband deutscher Banken (BdB) die Kritik am Krisenmanagement der EZB. Nach Berechnungen des Verbandes des privaten Bankgewerbes zahlen die Kreditinstitute im Euroraum infolge des negativen Einlagenzinses von zurzeit – 0,4 % momentan fast 350 Mill. Euro im Monat an die EZB – Tendenz steigend. Weil dieser Betrag aus den Bankeinlagen bei der EZB abgeleitet ist, liegen dem BdB insoweit keine Angaben zur Belastung allein der deutschen Institute vor.Die genannte Summe werde aus einem Bankenapparat abgesaugt, der die Realwirtschaft finanzieren, zusätzliches Eigenkapital bilden, seine Geschäftsmodelle anpassen und in die Digitalisierung investieren solle, sagte Bankenpräsident Peters, im Hauptberuf Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter von Berenberg, Deutschlands ältester Privatbank. Der negative Einlagenzins sei vielleicht nicht das größte aller Probleme, “aber auch er pulverisiert die Ertragsperspektiven der Banken”.Nach Zahlen der Bundesbank steuerte der Zinsüberschuss im vorigen Jahr 75 % zu den operativen Erträgen der deutschen Banken und Sparkassen bei. Daran wird die Verletzbarkeit der Branche durch Niedrig-, Null- und Negativzinsen deutlich.”Diese Entwicklung kann so nicht weitergehen”, sagte Peters. Als Folge des Zinsniveaus sinke – über die Auswirkungen auf das Ertragspotenzial und die Möglichkeiten zum Kapitalaufbau – die längerfristige Fähigkeit der Banken zur Kreditausweitung. Mittelfristig sei dann auch eine Gefährdung der Finanzstabilität nicht völlig auszuschließen. Peters kritisierte auch den Aufkauf von Unternehmensanleihen durch die EZB, durch den ernstzunehmende Wettbewerbsverzerrungen in der Unternehmensfinanzierung entstanden seien.Den Banken fiele es leichter, “auf die Zähne zu beißen”, würde die ultralockere Geldpolitik wenigstens sichtbare Erfolge bei Wachstum und Inflation zeitigen. Tatsächlich verdichteten sich im Euroraum aber mehr und mehr die Anzeichen, dass Nullzinsen und Anleihenkäufe an die Grenzen der Wirksamkeit stießen. Die von der EZB bereitgestellte Liquidität führe nicht zur Kreditausweitung, weil es an der adäquaten Kreditnachfrage fehle. Das bisherige Aufkaufprogramm der EZB sei daher fast komplett in die Überschussreserve der Banken geflossen. Obendrein verleite das niedrige Zinsniveau Anleger zur “Jagd nach Rendite” – mit der Folge gravierender Verzerrungen bei der Bewertung von Risiken.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 3