Banken brüten über Cloud-Standards

Vertreter von rund einem Dutzend europäischer Institute folgen Einladung der Commerzbank

Banken brüten über Cloud-Standards

Vertreter von rund einem Dutzend europäischer Großbanken haben sich zu Wochenbeginn auf Initiative der Commerzbank in Frankfurt über ein gemeinsames Auftreten gegenüber den großen US-Anbietern von Cloud-Dienstleistungen ausgetauscht. Der europäische Bankenverband EBF applaudiert. bn Frankfurt – Auf Initiative der Commerzbank sind zu Wochenbeginn in Frankfurt Vertreter von rund einem Dutzend europäischer Banken zusammengekommen, um über die Entwicklung gemeinsamer Standards für Cloud-Anbieter zu beraten. Beschlüsse standen dabei nicht an. Es sei um einen Austausch und den Dialog gegangen, hieß es aus Kreisen von Beteiligten. Etliche Großbanken sind nicht an der Initiative beteiligt, unter anderem die DekaBank, aber auch etwa HSBC, wie beide Institute auf Anfrage am Montag erklärten.Öffentlich gemacht hatte den Vorstoß im vergangenen Monat Kerem Tomak, Leiter des Bereichs Big Data & Advanced Analytics. In einem an die Wettbewerber versandten Papier argumentiere die Bank, dass der Finanzsektor “eine starke Community bilden” müsse, die als Cloud-Nutzer mit einer Stimme spreche, erklärte Tomak damals. Ziel müsse sein, “die Cloud in einer Weise zu regulieren, die zur EU passt”. Einen solchen europäischen Branchenstandard müssten die Cloud-Anbieter befolgen, schon um die Banken als ihre Kunden zu behalten. Von einer solchen Nachfragemacht ist die Initiative einstweilen weit entfernt. Auch im Markt geäußerte Bedenken, das Vorgehen der Banken könne kartellrechtliche Fragen aufwerfen, scheinen in diesem Stadium noch nicht allzu gewichtig.Der Vorstoß ist gleichwohl Symptom eines Unbehagens, das sich unter Europas Großbanken angesichts der Marktmacht der großen US-Cloud-Anbieter Amazon, Google, IBM und Microsoft breitgemacht hat. Europas Banken sind zunehmend auf die großen Tech-Unternehmen angewiesen, die den Banken extern Speicherplatz und Rechenkapazität bereitstellen. Die Größenverhältnisse unter den Geschäftspartnern lassen sich an den Börsenwerten ablesen: So bringt der Google-Konzern Alphabet derzeit umgerechnet 820 Mrd. Euro Marktkapitalisierung auf die Waage, die Commerzbank nur 6,6 Mrd. Euro.Die Bemühungen, Europas Bankensektor Big Tech gegenüber mit einer Stimme sprechen zu lassen, passen zur Forderung nach einer Digitalunion zusätzlich zur Banken- und Kapitalmarktunion, die Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, vor wenigen Tagen erhob. Im Raum stehe die Frage, “wie wir Wettbewerbspolitik und die Souveränität Europas in digitalen Fragen definieren”, hatte er erklärt. Der Bund hält über 15 % an der Commerzbank. Unterschiedlich flexibelDen Banken aber geht es vor allem um die Praxis, in der sich die Anbieter unterschiedlich flexibel zeigen, wenn es gilt, auf die Wünsche deutscher Banken einzugehen. Gemäß den gesetzlichen Vorgaben müssen sie bereits Vor-Ort-Inspektionen zulassen und dürfen zudem ausschließlich vertraglich vorab festgelegte Datenzentren nutzen.Zusätzlich hat die Commerzbank Tomak zufolge Google und Microsoft die Verschlüsselung und die Datensicherheit vorgegeben. Amazon Web Services gilt in der Branche hingegen als weniger kooperativ. IBM wiederum warb kürzlich für sich mit dem auf Google und andere Konkurrenten gemünzten Argument, im Gegensatz zu anderen Anbietern sehe IBM davon ab, in der Cloud abgelegte Daten zu analysieren. Beifall für die Initiative der Commerzbank kommt vom Europäischen Bankenverband EBF. Eigenen Angaben zufolge hatte die Organisation im vorvergangenen Jahr bereits ein “Cloud Banking Forum” eingerichtet, “um den Dialog zwischen den weltgrößten Cloud-Dienstleistern, der Politik und den führenden Banken Europas, einschließlich Commerzbank, zu fördern”.Wie die Initiative gezeigt habe, seien sich Europas Banken der Vorzüge, die Cloud-Technologie biete, sehr bewusst. Zudem habe sich die Runde als effektive Plattform erwiesen, um sich über “die nachteiligen Effekte fragmentierter Cloud-Ansätze in Europa” sowie über eine Lösung dieses Problems auszutauschen. Wichtig seien vor diesem Hintergrund insbesondere die Diskussionen über von nationalen Aufsehern aufgestellte Regeln zur Überwachung von an Cloud-Dienstleister ausgelagerten Aktivitäten.